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Im Zuge der Erinnerung an abgeschaffte oder vergessene Feste erinnern wir heute an das Fest „Maria Schnee“ genannt, welches an die wunderbaren Ereignisse erinnert, die zur Errichtung der römischen Basilika Santa Maria Maggiore führten. Was uns bei diesem Fest auffällt, ist seine heutige Umfunktionierung. Von einem Fest, welches eines wunderbaren Ereignisses gedenkt, wurde ein Fest zur Feier der Architektur. Denn man könnte sich fragen, warum gerade die Basilika Santa Maria Maggiore feierlich gefeiert werden sollte, die St. Peter Basilika, die größer und bedeutsamer ist, jedoch nicht. Der nachkonziliare Kalender ist, wie bereits festgestellt, darauf erpicht alle Erinnerungen an übernatürliches, sprich wunderbares Eingreifen Gottes zu eliminieren. Daher wurden diejenigen Feste, die nicht ersatzlos gestrichen wurden, wie zum Beispiel das Fest der Auffindung des Kreuzes am 3. Mai, der Kettenfeier Petri am 1. August, der Auffindung des Erzmärtyrers Stephanus am 3. August in gleichsam „architektonische Feste“ umgemünzt, welche wohl an die „gemeinschaftliche Feier des Volkes Gottes“ erinnern sollten. Und so wurde aus der Feier Maria Schnee – die Weihe der Basilika Santa Maria Maggiore am 5. August und aus dem Gedenken der wunderbaren Christuserscheinung bei der Einweihung der Lateranbasilika – die Weihe der Lateranbasilika am 9. November. Sicherlich ist es richtig der Kirchenweihe zu gedenken, denn eine Kirche ist ein materieller Ort der transzendenten Anwesenheit Gottes. Aber die Feier einer Kirchenweihe in dem allgemeinen Kalender ist doch nur dadurch zu erklären, dass etwas wirklich Außerordentliches vorgefallen sein muss. Die aufgehobene Feier des Übernatürlichen will den Restkatholiken das deistisch-freimaurerische Gottesbild des Deus otiosus – „des müßigen Gottes“ vermitteln, den es vielleicht irgendwo gibt, der aber überhaupt nicht in das weltliche Geschehen eingreift. Gott greift dennoch ab und zu wirklich ein und wie wir bereits feststellten, hatte die liturgische Feier eines solchen Eingreifens auch diese Konsequenz, dass man das göttliche von dem diabolischen Eingreifen zu unterscheiden lernte.
Kehren wir aber zum heutigen Fest zurück. Auch hier finden wir alle Elemente einer rationalen, obzwar keiner modernistisch-rationalistischen Frömmigkeit. Ein wohlhabendes Ehepaar, das in der Regierungszeit des Papstes Liberius (352-363) lebte, in einer Zeit also als das Christentum schon legal, aber noch keine Staatsreligion war, dieses Ehepaar, da kinderlos, überlegte der Muttergottes sein großes Vermögen zu vermachen. Sie baten im Gebet sich von Maria ein Zeichen aus, wie die Übergabe des Erbes auszusehen habe. Wir sehen also, dass ein großes ideelles Vorhaben praktisch zu sein hat. Interessanterweise nahm das Ehepaar nicht automatisch an, dass Maria ihr Vermögen annimmt, sondern wartete auf ein Zeichen der seligen Gottesmutter, ob es dem auch so sei. Am 4. August hatten die beiden Eheleute denselben Traum, in dem Maria ihnen sagte, dass sie ihre Erbschaft mit Wohlgefallen aufnehme und wünsche, dass sie ihr zu Ehre auf dem esquilinischen Hügel eine Kirche bauen sollten.
„Die Stelle, auf welcher diese Kirche erbaut werden soll, werdet ihr morgen mit frisch gefallenem Schnee bedeckt sehen“, sagte Maria.
Das Ehepaar schritt zum Papst Liberius, welche interessanterweise in derselben Nacht denselben Traum hatte, sodass er nicht überrascht war. Der Papst sammelte die Geistlichkeit um sich und ging in Begleitung des Ehepaars und des Kirchenvolkes an die Stelle, die ihm Maria im Traume angekündigt hatte. Dort fanden alle doch tatsächlich einen mit frischem Schnee bedeckten Platz vor. Der Schnee zerteilte sich beim Schmelzen in großen Linien so, dass er den Grundriss des zu errichtenden Gebäudes zeigte. Schnee Anfang August in Rom vorzufinden, ist wirklich ein absolutes Wunder, was jeder nachvollziehen kann, der diese Stadt im Sommer besuchte. Man könnte sich natürlich die Frage stellen, warum sich Gott so viel Mühe gerade mit dieser Kirche machte? Die Eheleute hätten doch das Erbe der Kirche vermachen können, nicht der Gottesmutter selbst, und die Kirche hätte schon für den Bau neuer Kirchen gesorgt oder auch nicht. Dieses Wunder ist wohl dadurch zu erklären, dass es gerade in dieser Zeit einige Wunder gegeben hat, welche die Heiligkeit der christlichen Tempel, im Gegensatz zu der Unheiligkeit der heidnischen Tempel, bestätigten. So berichten mehrere Quellen, dass bei der Weihe des römischen Pantheons zu einer christlichen Kirche, welche den Namen Santa Maria ad Martyres bekam, die Dämonen schreiend und fluchtartig den Ort ihres bisherigen Wirkens verließen. Jede Kirche ist eine porta caeli – ein „Himmelstor“, sodass Gott mit dem Wunder zu Maria Schnee zeigen wollte, dass er mit dieser Kirche besonders viel vorhatte.
- In dieser Kirche wurden Mosaikbilder angebracht, um den Sieg der Orthodoxie über die nestorianische Häresie auf dem Konzil von Ephesus (431) zu feiern;
- In dieser Kirche steht die Krippe des Stalls von Bethlehem;
- In dieser Kirche wurde von der spanischen Königsfamilie das erste Gold, dass man aus Amerika brachte, zur Vergoldung verwendet.
Wie wir sehen, wurden in der Vergangenheit Kirchen deswegen gebaut weil Gott es wollte und nicht deswegen, weil die Menschen es wollten. Das Fest Maria Schnee erinnert uns also daran, dass Gott direkt eingreift, wenn er langfristige Pläne mit einem Ort hat. Gott bedient sich aber der übernatürlichen Mittel dann, wenn Menschen dafür durch ihre Reinheit empfänglich sind, da sie bemüht sind wirklich Gottes Willen zu tun. Ganz anders als jetzt also, sodass wir nicht so bald mit göttlichen Wunden zu rechnen haben. Leider.

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