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Was Neues oder Umbenennung?
Nachdem wir geklärt haben, was ein Laster (vitium) ist, kommen wir zur Frage, ob die Acedia ein spezielles Laster ist oder eine allgemeine Traurigkeit oder Faulheit. Wir ahnen schon, dass die Antwort negativ ausfallen wird, denn wäre die Acedia mit Traurigkeit (tristitia) oder Faulheit (pigritia) identisch, so würden die auf ihre eigene Sprache stolzen Lateiner kein griechisches Lehnwort übernehmen, um etwas Spezielles speziell zu bezeichnen. Wir haben auch auf massenweise Anglizismen, welche in manchen Fällen etwas bezeichnen, was es bisher nicht gab, z. B. Burn-Out, Event etc. Im Japanischen gibt es den Ausdruck Karōshi, welcher für „Tod durch Überarbeitung“ steht[1] und wohl in Japan häufiger als woanders vorkommt. Man kann sich natürlich fragen, ob es vorher keine Burn-Outs, Events oder Karōshis gab, bevor sie auf diese Art und Weise semantisch spezifiziert wurden. Wohl schon, aber wie im Falle der Medizin, brauchte man länger um eine Differentialdiagnose zu erstellen, um dieses Krankheitsbild von einem anderen abzusondern. Die Mediziner unter unseren Lesern wissen, dass bestimmte Krankheiten als solche erst durch die ICD-Klassifikation bestimmt wurden.[2] Ganz positivistisch gewendet, bedeutet dies, dass das eine Krankheit ist, was eine ICD-Nummer hat und umgekehrt, damit man all das schön bei der Krankenkasse abrechnen kann.
Acedia führt vom Inneren zum Äußeren
Wenn also das Wort Acedia übernommen wurde, dann auch für ein neues Krankheitsbild und zwar: die Trägheit im Geistlichen. Im Deutschen gibt es diese schönen Adjektive „schreibfaul“, „sportfaul“, „denkfaul“, „kochfaul“ etc. und man kann durchaus sagen, dass Acedia für Gott-Faulheit steht. Das Objekt, also der Gegenstand wonach sich diese Trägheit richtet, ist ein anderes und deswegen ist es ein spezielles Laster (vitium). Wie wir schon geschrieben haben, sind Faule überhaupt sicherlich auch der Acedia anhänglich, aber man kann durchaus Hyperaktiv sein und durch die Acedia sündigen. Warum? Weil der religiöse Akt ein innerlicher ist. Die christliche religio ist etwas anderes als die römische pietas – d.h. die Pflichterfüllung im öffentlichen Leben oder die jüdische Gesetzlichkeit. Es ist eine Angelegenheit des inneren Lebens, denn es zählt die Intention. Sie führt vom Inneren zum Äußeren. Natürlich ohne den äußeren Kult geht es auch nicht, da der Mensch ein körperlich-geistiges Wesen ist und das Körperliche braucht, was sehr schön das Konzil von Trident klarmachte:
„Da die Natur des Menschen so beschaffen ist, dass sie sich nicht leicht ohne äußere Hilfsmittel zur Betrachtung der göttlichen Dinge erheben kann, deswegen hat die gütige Mutter Kirche bestimmte Riten eingeführt, nämlich dass in der Messe einiges mit leiser, anderes mit lauter Stimme gesprochen werden soll; desgleichen verwandte sie aufgrund der apostolischen Lehre und Überlieferung Zeremonien, wie geheimnisvolle Segnungen, Lichter, Weihrauch, Gewänder und vieles andere Derartige; einerseits sollte dadurch die Erhabenheit dieses so großes Opfers hervorgehoben werden, andererseits sollten die Gemüter der Gläubigen durch diese sichtbaren Zeichen der Religion und Frömmigkeit zur Betrachtung der höchsten Dinge, die in diesem Opfer verborgen liegen, angeregt werden.“
(Konzil von Trient, Lehre und Kanones über das Meßopfer, sess. 22, cap. 5, DH 1746)
Und deswegen war der Bildersturm nach dem letzten Konzil so für die Frömmigkeit verheerend, weil Kirchen so eingerichtet wurden, dass sich wirklich niemand dort gerne aufhält. Neue Kirchen werden so gebaut, dass sich niemand dort aufhalten möchte, siehe die neue Probsteikirche in Leipzig,[3] wo wir ein jeglicher christlichen Tradition entgegengesetztes, umgedrehtes Kreuz, natürlich sehr horizontal ausgerichtet, finden, sowie recht viel freimaurerisch-ägyptische Dreiecks-Symbolik. Absolute, gähnende, atheistische Leere mit einer versteckten Marinestatue. Was hat es mit der Hl. Messe oder Katholizismus zu tun? Gar nichts, es führt von Nichts ins Nichts. Der gefallene Engel ist halt nihilistisch, weil Gott das Sein schlechthin ist. Anscheinend sind immer noch zu viele Leipziger in die Kirche gegangen, so hat man dem einen Riegel vorgeschoben.
Um auf die Acedia zurückzukommen, stellen wir den nächsten Artikel der Questio 35 vor:
Zweiter Artikel. Die geistige Trauer ist ein eigenes besonderes Laster.
IIª-IIae q. 35 a. 2 arg. 1
a) Dies scheint nicht. Denn:
-
Jedes Laster macht den Geist traurig über das entgegengesetzte geistige Gut. Der Gaumenlustige nämlich trauert über das Gut der Enthaltsamkeit; der Wollüstige über das Gut der Keuschheit. Da also die geistige Trauer zum Gegenstande ein geistiges Gut hat, so ist sie keine besondere Sünde.
Der hl. Thomas will wohl hiermit sagen, dass nach Meinung vieler Geistliches nicht konkret und zu nebulös sein, um näher bestimmt zu werden. Daher kann es keinen Gegenstand (obiectum) der Trauer darstellen.
IIª-IIae q. 35 a. 2 arg. 2
2. Die Trauer steht der Freude gegenüber, die doch als keine besondere Tugend betrachtet wird.
Freude ist ein Grundgefühl, eine Hauptleidenschaft (passio principalis) und keine Tugend, welcher ein Laster entgegensteht.
IIª-IIae q. 35 a. 2 arg. 3
III. Das geistige Gut an sich, da es Gegenstand der Tugend überhaupt ist, bildet keinen besonderen Gegenstand für eine Tugend oder ein Laster. Nichts aber erscheint, was zu diesem geistigen Gute im allgemeinen hinzutrete, um daraus den Gegenstand für die geistige Trauer als ein besonderes Laster zu machen, außer etwa die Arbeit. Denn deshalb fliehen manche die geistigen Güter, weil sie mühevoll sind, so daß die geistige Trauer als ein gewisser Ekel betrachtet werden muß. Nun ist es aber ganz dasselbe: die Arbeit fliehen und die Ruhe suchen. Da Letzteres nichts Anderes also ist als Faulheit, so ist eben die geistige Trauer nur Faulheit (pigritia). Und das ist falsch. Denn die Faulheit steht entgegen der Sorge (solicitudo); die Trauer aber der Freude. Somit ist erstere überhaupt kein besonderes Laster.
Will man Acedia mit Faulheit (pigritia) identifizieren, dann kann die Acedia kein besonderes, im Sinne spezielles, Laster sein. Denn die Faulheit richtet sich gegen die Sorge (solicitudo), im Sinne „sich um etwas kümmern“, “mit etwas beschäftigt sein”, die Trauer hingegen, wie schon erwähnt wurde, richtet sich gegen die Freude. So scheint die Acedia keinen eigenen Gegenstand zu haben.
IIª-IIae q. 35 a. 2 s. c.
Auf der anderen Seite unterscheidet Gregor (31. moral. 17.) die geistige Trauer von den anderen Lastern.
IIª-IIae q. 35 a. 2 co.
b) Ich antworte, weder das geistige Gut im Allgemeinen als Gegenstand der Trauer noch verbunden mit dem Charakter des Mühevollen sei der eigentliche Gegenstand der geistigen Trauer als eines besonderen Lasters. Das Erste würde die geistige Trauer nicht von den anderen Sünden im Allgemeinen trennen; das Zweite nicht von den fleischlichen Sünden.
Deshalb muß man berücksichtigen, daß in den geistigen Gütern eine gewisse Ordnung ist, insoweit sie in geregelter Weise in Beziehung stehen zum göttlichen Gute. Mit diesem letzteren nun beschäftigt sich als eigene besondere Tugend die heilige Liebe (caritas). Wenn also jeder Tugend für sich es zugehört, sich zu freuen an dem eigens entsprechenden geistigen Gute, welches in der eigenen Thätigkeit besteht; so gehört es der heiligen Liebe zu, sich zu freuen am göttlichen Gute. Und so ist auch jene Trauer, welche sich auf den eigens entsprechenden Gegenstand als auf das geistige Gut der einzelnen Tugend bezieht, keine besondere Sünde, sondern begleitet alle Sünden. Traurig sein aber über das göttliche Gut, woran die heilige Liebe sich freut, das ist die eigene besondere Sünde der geistigen Trauer. (Sed tristari de bono divino, de quo caritas gaudet, pertinet ad speciale vitium, quod acedia vocatur.)
Geistliche Güter betreffen die caritas – die geistliche Liebe zu Gott, oben mit „heilige Liebe“ übersetzt. Da Gott und das Geistige anders als das Körperliche sind, so muss ihnen eine besondere Art der Liebe eignen. Diese Liebe ist caritas, sie unterscheidet sich demnach, von der dilectio, amititia und amor, wie wir bereits geschrieben haben.[4] Denn jede Liebe ist eine Neigung oder ein Streben nach etwas Gutem (appetitus boni), aber von der Art und Weise des Guten (bonum) hängt die Art und Weise der Liebe ab. Sonst ist eigentlich alles Liebe, die wie 1968-ger sagten und vorlebten und wir sind bei Kamasutra, der gerne die Gnostiker aller Zeiten nacheiferten. Der Gegenstand des Geistlichen ist caritas. Daher ist das, was dieser Neigung entgegenstellt ein spezielles Laster – die Acedia. Acedia ist nämlich tristitia de bono divino – die Traurigkeit über das göttliche Gut über welches, so hl. Thomas weiter, sich die caritas freut. Leider ist es so, dass die Acedia:
- zuerst über das göttliche Gut (bonum divinum) trauert,
- danach eine Abneigung oder Ekel gegen dasselbe verspürt,
- und schließlich es hasst und jede Erwähnung desselben auch.
Beobachten Sie doch die Ihnen bekannten Geistlichen und sie werden diese Tendenz wahrnehmen. Mit der Acedia wächst natürlich die Sünde, welche letztendlich zum Hass gegen Gott führt und zu solchen Kirchen wie die Propsteikirche in Leipzig, welche Bischof Koch gesegnet hat, der da behauptet:
„Homosexualität als Sünde darzustellen ist verletzend“[5]
und einer der Teilnehmer der subversiven römischen Konferenz an der römischen Gregoriana[6] war, sind die Folge davon. Natürlich sind solche Bauwerke überall zu finden, die Probsteikirche in Leipzig (das untere Bilde) ist aber etwas Neues und in dieser Art etwas völlig Unnötiges.
Sie stellen die fleischgewordene, architektonische Acedia dar, anders formuliert: Sie sind ein Denkmal der Acedia!

Es ist unmöglich, dass ein Prälat, der über ein geistliches Leben verfügte solch eine Kirchenarchitektur, wie in Leipzig oder in Gavassa (die oberen zwei Bilder) approbiert und gesegnet hätte. Absolut ausgeschlossen!
IIª-IIae q. 35 a. 2 ad arg.
c) Die Einwürfe sind dadurch erledigt.
Finden wir auch.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Acedia ein spezielles Laster ist, weil sie sich gegen das spezielle Gut der Liebe zu Gott (caritas) richtet. Ist dem der Acedia, d.h. der Trägheit im Geistlichen oder der geistlichen Trägheit verfallen, so kann man unmöglich Gott lieben.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C5%8Dshi
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_statistische_Klassifikation_der_Krankheiten_und_verwandter_Gesundheitsprobleme
[3] http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/bild363192_v-standardBig_zc-3ad1f7a1.jpg%3Fversion%3D59553&imgrefurl=http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/neue-propsteikirche-leipzig102_showImage-6_zc-5daaa475.html&h=341&w=512&tbnid=n7PePftjQ3P4nM:&tbnh=90&tbnw=135&docid=0YbAJmBup3_XsM&usg=__Gjx4o-vkfjbxyzsuinNbVicLTv8=&sa=X&ved=0ahUKEwj-geTW5IjKAhVCfhoKHTfkC1YQ9QEIODAF
[4] https://traditionundglauben.com/2015/12/29/acedia-oder-zu-faul-uber-die-geistige-tragheit-2/
[5] https://traditionundglauben.com/2015/11/22/was-konnen-wir-fur-die-kirche-tun-die-sieben-buspsalmen-beten-2-bischofskonferenz-und-die-gauss-kurve/ http://www.nwzonline.de/interview/homosexualitaet-als-suende-darzustellen-ist-verletzend_a_24,0,1242641575.html http://www.domradio.de/themen/ethik-und-moral/2015-02-21/dresdner-bischof-koch-zu-homosexuellen
[6] http://www.katholisches.info/2015/05/28/geheimtreffen-der-illuminaten-fuer-eine-andere-kirche/ http://rorate-caeli.blogspot.com/2015/06/shadow-synod-participant-and-outspoken.html http://rorate-caeli.blogspot.com/2015/05/the-subverters-of-word-of-god.html
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