Tradition und Glauben

Almosen und Gegenleistung

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Gebet als Inhalt und Stärkung

Liturgie ist die Lehrerin des Glaubens und der Frömmigkeit. Dies bedeutet, dass dies, was in der natürlich vorkonziliaren Liturgie steht auch wirklich stimmt. Nach dem Grundsatz: ars orandi – ars credendi „die Kunst/Fertigkeit des Betens ist die Kunst/Fertigkeit des Glaubens“. Anders gewendet, bedeutet dies, dass diejenigen Inhalte, die wir während des liturgischen also des vor der Kirche vorgeschriebenen und approbierten Gebetes verrichten unseren Glauben prägen und gestalten. Wie der Input, so der Output. Daher hat sich die letzte liturgische Reform, wie wir hier ständig wiederholen, so verheerend zuerst für die geistlichen Stände erwiesen, dann für die Gläubigen, da die geistlichen Inhalte und die geistliche Speise so reduziert und zum Nachteil verändert wurden. Andererseits lebt der Glaube durch die alten-neuen Inhalte wieder auf, weil er genährt wird. Irgendwie scheinen die alten Gebete mehr oder überhaupt geistlich zu wirken. Wir suchen derzeit nach einer rationalen oder auch rationalen Erklärung dieses Sachverhalts, kommen aber nicht weiter. Wir können es nur bestätigen: „Es ist wirklich so.“ Das Geistliche ist demnach mehr als das Nur-Rationale oder das Nur-Bewusste, was dogmatisch eigentlich klar ist, da die Glaubensinhalte die natürliche Erkenntnis übersteigen, wie das Vaticanum I in Dei Filius 12 lehrt.

Dieser göttlichen Offenbarung ist es auch zu danken, dass im gegenwärtigen Zustand des Menschengeschlechtes auch das, was von göttlichen Dingen der menschlichen Vernunft an sich nicht unzugänglich ist, von allen mit Leichtigkeit, mit unerschütterlicher Gewissheit und vollständig irrtumsfrei erkannt werden kann. Jedoch ist nicht das der Grund, weshalb die 0ffenbarung als unbedingt notwendig bezeichnet werden muss; der Grund liegt vielmehr darin, weil Gott in seiner unendlichen Güte den Menschen zu einem übernatürlichen Ziel bestimmt hat, zur Teilnahme an göttlichen Gütern, die alle Einsicht des menschlichen Geistes völlig übersteigen; denn “kein Auge hat es gesehen und kein Ohr gehört, in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben” (1 Kor 2, 9).[1]

Die gnadenreiche Vulgata

Der Mensch braucht, aufgrund seiner Kreatürlichkeit und der Erbsünde eine Gnadenhilfe, um sich in diesen Bereich aufzuschwingen und dort zu verbleiben. Er wird von Gott emporgehoben durch die Gnade. Es scheint wirklich so zu sein, dass Gott durch seine Offenbarung, d.h. die Psalmen, dem Menschen einen Weg bahnt, so zusagen eine Autobahn baut, auf der dieser einigermaßen bequem und sicher zu Gott kommen kann. Denn wir beten nach den Worten der Heiligen Schrift und mit den Worten der Heiligen Schrift. Warum sind aber gerade die lateinischen Vulgata-Psalmen um so viel gnadenreicher als ihre deutsche Übersetzung? Als hätte gerade Latein und die Vulgata die optimale Formel gefunden. Vielleicht deswegen, weil diese Psalmen von einem Heiligen und Gott-inspirierten Kirchenvater, dem hl. Hieronymus, übersetzt wurden. Es gab auch vor ihm eine lateinische Übersetzung, die sogenannte Vetus Latina, die sich langfristig nicht durchgesetzt hat. Obwohl der hl. Hieronymus ein begabter Literat war und seine Schriften, literarisch und philologisch gesehen, zu dem Besten gehören, was in der lateinischen Sprache überhaupt verfasst wurde, so gab es auch andere Schreibende, die in der Lage waren aus dem Griechischen oder aus dem Hebräischen zu übersetzen. Aber es war gerade der hl. Hieronymus und sein Werk, welches sich einer göttlichen Inspiration erfreute. Es wirkt und das Andere nicht. Gott hat sich also durch die lateinische Wortgewandtheit des hl. Hieronymus einen Weg zu uns geschaffen und ebenso durch die Texte der alten Breviere, allem voran des Tridentinischen Breviers. Der Schreiber dieser Zeilen kennt die Geschichte der vortridentinischen Breviere zu wenig, um sagen zu können, was im Tridentinischen Brevier eine Neuschaffung und was aus der früheren Tradition übernommen wurde. Dies ist vielleicht irgendwie zu eruieren, vielleicht aber auch nicht.

“Almosen löscht die Sünde aus”

Wir wollen uns hier dem letzten Responsorium der Matutin des ersten Samstag der ersten Fastenwoche widmen, welche lautet:

R.  Abscóndite eleemósynam in sinu páuperum, et ipsa orábit pro vobis ad Dóminum:
* Quia sicut aqua extínguit ignem, ita eleemósyna extínguit peccátum.
V. Date eleemósynam, et ecce omnia munda sunt vobis.
R. Quia sicut aqua extínguit ignem, ita eleemósyna extínguit peccátum.
V. Glória Patri, et Fílio, * et Spirítui Sancto.
R. Quia sicut aqua extínguit ignem, ita eleemósyna extínguit peccátum.

R. Versteckt den Almosen im Schoß der Armen und er [der Almosen] selbst wird für euch beten zum Herrn: * Denn wie das Wasser das Feuer auslöscht, so löscht der Almosen die Sünde aus.

V. Gibt Almosen und siehe alles wird euch rein sein.

R. Denn wie das Wasser das Feuer auslöscht, so löscht der Almosen die Sünde aus.

V. Ehre sei dem Vater und dem Sohn* und dem Heiligen Geist.

R. Denn wie das Wasser das Feuer auslöscht, so löscht der Almosen die Sünde aus.

Der Almosen löscht (extinguit) also die Sünden aus. Aber warum? In den Zeiten als es noch keine Ohrenbeichte gab, sah die Kirche verschiedene Busswerke zur Tilgung der lässlichen Sünden, wohlgemerkt nicht der schweren, vor. Dazu gehörten auch Almosen. Dies bedeutet natürlich nicht, dass man sich von den Sünden freikaufen konnte. Denn die Almosen müssten von etwas abgespart werden und mit der Intention der Busse gespendet werden und dies ist der eigentliche Sinn des Fastenopfers. Das, was ich durch das Fasten, also Essensentzug, spare, dass mache ich zu Almosen und gebe es den Armen. Somit kann sogar ein Armer Almosen geben, indem er weniger isst, was ja immer machbar ist. Wie das Beispiel der Armen Witwe aus dem Evangelium zeigt, zählt dieses Almosen bei Gott mehr, was mehr kostet. Also jedem Almosen geht ein Verzicht voraus, auch wenn man reicher ist, so stellt der Almosen sozusagen „das Schneiden ins eigene finanzielle Fleisch“, da wir alle doch an unserem Geld und Besitz hängen. Man merkt dass daran, dass wir wenigsten ärgerlich werden, wenn uns jemand etwas wegnehmen, betrügen oder übervorteilen möchte. Also Geld bedeutet etwas und Almosen bedeutet etwas. Man soll aber auch den Almosen „im Schoß des Armen verstecken“. Warum „im Schoß“? Warum „verstecken“? Zum ersten, weil der Bettler meistens vor uns sitzt und sein Schoß sozusagen die Sparbüchse bildet. Aber warum verstecken? Damit es andere Bettler, Menschen, Almosengeber es nicht sehen und eventuell nicht neidisch werden. Auch deswegen, damit man selbst nicht stolz wird, damit aber auch zwischen uns selbst und dem Bettler sich keine falsche Abhängigkeit bildet und er immer mehr und mehr will. Menschen, die spenden oder freigiebig sind, können ein Lied von der Unverschämtheit und Undankbarkeit singen. Leider ist es so, die Dankbarkeit hat kurze Beine und der Beschenkte will immer mehr und mehr, siehe „Fischers Frau“. Daher ist es am Besten Geld anonym zu geben und zwar jemanden, der eine Gegenleistung erbringt und für uns betet. So war es früher oder ist immer noch hier und da dort, wo der Bettler verspricht für uns zu beten. Er hat ja Zeit! Ob er es tatsächlich tut, wissen wir nicht, aber manche tun es tatsächlich. Der Heilige Benedikt Joseph Labre (gest. 1783) war solch ein Bettler.[2] Manche Menschen wählen auch solch ein Leben der Sühne und Buße.

[donate]

Gebet als Gegenleistung

Ein Gebet wirkt wirklich. Man muss nicht einmal im Gnadenstand sein, um es zu spüren. Der Schreiber dieser Zeilen hatte schon mal für Menschen gebetet, die weder gläubig noch im Gnadenstand waren, für die Anderen natürlich auch, welche ihm Rückmeldung erstattet haben, dass es ihnen irgendwie danach besserging. Er selbst hat manchmal auch die Gebete Anderer für ihn wahrgenommen. Gnadenstrom oder Gnadenzuwachs ist also etwas Objektives und wird manchmal auch als solches wahrgenommen. Deswegen können wir durchaus für unsere Almosen eine Gegenleistung im Sinne eines Gebetes für uns fordern. Da der Beschenkte zuerst wenigstens dankbar sein wird, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie überhaupt betet recht groß. Dies ist auch der Grund für die Almosen, welche man den Orden, hauptsächlich den kontemplativen Orden gibt. Man gibt und sie beten. Wollen Sie wirklich, dass Ihr Fastenopfer wieder mal in irgendeiner „Rettet die Wale“-Aktion endet? Almosen ist nicht Entwicklungshilfe oder die finanzielle Aufrechterhaltung des Misereor-Werkes, welches ja überhaupt keine Mission betreibt und eher diese untergräbt. Man hat ja wirklich niemals die Gewissheit, dass unser Geld bei den richtig Bedürftigen landen, denn was ist schon bedürftig? Es gibt hauptsächlich seelische und spirituelle Not und die ist am schlimmsten, besonders bei uns in Europa. Eine Schule wird in Afrika gebaut. Schön und gut. Aber was wir dort unterrichtet? Wer kann sie sich leisten? Werden die Seelen dieser Kinder gerettet oder verdorben? Das kann man niemals wissen und würde jeder so denken, so würde kein Mensch spenden. Aber spenden ist nicht gleich Almosen geben. Almosen ist eine religiöse Praxis, welche mit der Intention getan wird seine Sünden zu tilgen oder dadurch Buße zu tun. Man kann für den Almosen durchaus einen Gegenleistung verlangen, welche die Form des Gebetes haben soll. Dadurch wachsen wir selbst und sammeln Verdienste vor Gott, die uns in der Stunde des Gerichts zugutegehalten werden. Woher weiß ich, dass jemand für mich beten wird? Suchen Sie sich einen kontemplativen Orden in Ihrer Umgebung aus, geben Sie dort Ihr Fastenopfer und bitten Sie Ihrer im Gebet zu bedenken. Manchmal wird Ihnen oder Ihrem Anliegen eine Schwester oder ein Bruder zugewiesen. Da alle Orden täglich für Ihre Wohltäter beten, so kommen Sie täglich dran. Geld kann jeder gebrauchen und kontemplative Orden sind ja dazu da. Machen Sie in dieser Fastenzeit dieses Experiment und beobachten Sie die Folgen. Sie können ja uns darüber berichten, ob es wirkt.

Denn:

Denn wie das Wasser das Feuer auslöscht, so löscht der Almosen die Sünde aus.

[1] http://www.kathpedia.com/index.php/Dei_filius_%28Wortlaut%29

[2] http://www.marianisches.de/heilige-und-selige/b/benedikt-joseph-labre/

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