
Die heutige erste Antiphon der Laudes aller vorkonziliaren Breviere lautet:
Ante luciferum genitus, et ante saecula, Dominus Salvator noster hodie mundo apparuit.
Vor der Morgenröte [dem Lichtträger] geboren und vor aller Zeit, Herr, der Heiland ist uns heute erschienen.
Wie wir uns denken können, gibt die deutsche Übersetzung nicht die Tiefe und Fülle des Lateins wieder, welches die Lehre der Kirche exakt wiedergibt.
Ante luciferum
Das lateinische lucifer bedeutet sowohl die Mörgenröte, den Licht- oder Fackleträger oder auch den Luzifer, den größten und ersten der gefallenen Engel. Wir werden uns der Angelologie, der Dämonologie, denn die Dämonen sind gefallenen Engel, und dem Engelsturz als solchem noch irgendwann widmen, ohne, wie wir hoffen, wie Gabrielle Bitterlich in Gnosis zu fallen. An dieser Stelle sei so viel gesagt, dass nach Meinung der Theologen, denn diese Lehre wurde niemals dogmatisiert, es Luzifer war, das erste, beste und schönste Geschöpf Gottes, welcher sich deswegen gegen Gott auflehnte und 1/3 der Engel hinter sich zog, weil er Christus-Gott in seiner Menschwerdung, aber vor allem in seiner Kreuzigung anbeten sollte. Da die Engel uns Menschen dermaßen übergeordnet sind, da sie die viel vollkommeneren Geschöpfe darstellen, so war es für Luzifer unbegreiflich, warum er vor so einem Wurm hinknien sollte. Woher wissen wir das?
- Theologenmeinung
- Privatoffenbarungen
- Aussagen der Dämonen bei Exorzismen
Die Glaubwürdigkeit ist in einer absteigenden Reihenfolge, denn Privatoffenbarungen können irren und die Dämonen lügen permanent, auch wenn sie die Wahrheit sagen, wie witzig und treffend jemand formulierte. Dennoch ist die Lehre, dass die Engel, die später zu Dämonen wurden, als gut geschaffen worden sind, ein Dogma der Kirche (DH 800). Die Details, wie es zum Engelssturz kam, bleiben jedoch verborgen.
Das Weihnachtsfest bleibt jedoch unverständlich, wenn man ausschließlich die menschliche Natur Christi betrachtet, wie es nach dem Konzil fast ausschließlich der Fall ist. Christus ist der Eingeborene Sohn Gottes und Gott zugleich, der gleichewig mit dem Vater ist, als eine Person der Heiligen Dreifaltigkeit. Der Ausdruck „genitus“ – „geboren“, bedeutet nicht, dass es „eine Zeit gab, wo das Wort nicht war“, wie der verurteilte Arius meinte, sondern, dass ein ewiger oder besser formuliert ein „gleichewiger“ (coaeternus) Hervorgang (processio) oder spiratio activa des Sohnes vom Vater besteht. All diese Termini sind theologische Fachausdrücke, die wir auch irgendwann genau erläutert werden, was wahrscheinlich viele, viele Seiten betragen wird.
Wenn aber die heilige Liturgie uns: Ante luciferum genitus – sagt, so bedeutet diese, dass:
- Das Ewige Wort Gottes, durch das alles, also auch die Engel, geschaffen wurde,
- Vor den Engeln, auch vor Luzifer, war,
- Und der Hervorgang des Sohnes vom Vater vor aller Zeit geschah.
[donate-with-info]
Ante saecula
Der zweite Begriff, den es zu präzisieren gilt, lautet: ante saecula – vor der Zeit. Das Wort „saeculum“ oder aeon, griech. aion, bedeutet einen Zeitanfang in der Ewigkeit. Wie soll das gehen? Nur Gott ist ewig (aeternus), die Theologie sagt sogar: sempinternus– „immer ewig“, was suggeriert, dass es Dinge gibt, die weniger ewig sind. Der hl. Thomas von Aquin sagt, dass der zeitliche Anfang der Welt eine Glaubenswahrheit ist, denn rein philosophisch gesehen, könnte die Welt auch ewig sein, aber nicht gleichewig mit Gott. Daher führte die Theologie schon recht früh Begriffe ein, welche sich auf Dinge oder Geschöpfe bezogen, welche vor Erschaffung der Welt geschaffen worden sind. So z. B. die Zeit, die Engel, den Raum etc. All diese Überlegungen sind sehr interessant, spezifisch und gehen in die philosophische und theologische Interpretation des Sechstagewerkes ein. Im Westen hat sich damit Albert der Große befasst, der auch die griechischen Kirchenväter, hauptsächlich über den hl. Ambrosius von Mailand, rezipierte. Uns genügt hier zu sagen, dass Christus als Gott und Sohn Gottes ebenfalls vor dem aevum, saeculum, also vor aller Zeit war. Der Ausdruck ante saecula ist eine nochmalige Betonung der Gottheit Christi.
Dominus Salvator noster hodie mundo apparuit
Derjenige, der also als das Wort Gottes (Verbum, Logos) immer war, wird als Mensch zeitlich. Er „ist heute der Welt erschienen“, sagt diese Antiphon. Welcher Welt? Hauptsächlich der heidnischen Welt, denn die drei Weisen aus dem Morgenland stellen die Heiden, ihre Weisheit und ihre Geheimwissenschaften dar. Die Juden oder die Israeliten wurden durch die Propheten darauf vorbereitet und die Geburt Christi wurde durch die Hirten verkündet. Der große Andrang fiel aber aus. Irgendwie traurig und war ist es, dass es ausgerechnet die Heiden, die Ausländer es waren, die Herodes von der Geburt des Königs unterrichteten, obwohl die Priester und die Schriftgelehrten Israels es besser wissen sollten. Die einen wussten wo, die anderen, wann. So spricht ungefähr die heutige Homilie vom Gregor dem Großen.[1] Die Verstockung der Juden, womit die Schriftgelehrten aller Zeiten gemeint sein können und der Glaube der Heiden.
Ja die erste Antiphon der heutigen Laudes ist wirklich sehr schön und regt nach Denken an.
[1] http://divinumofficium.com/cgi-bin/horas/officium.pl
Kommentar- und Printfunktion nur für Abonnenten.