
Evangelium zum Fest Mariae Heimsuchung
Lk 1, 39 – 47
Maria machte sich in jenen Tagen auf, und ging eilends auf das Gebirge nach einer Stadt des Stammes Juda. Und sie kam in das Haus des Zacharias, und grüßte Elisabeth.
Und es begab sich, sobald Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind freudig in ihrem Leibe auf, und Elisabeth ward erfüllet von dem heiligen Geiste. Und sie rief mit lauter Stimme, und sprach: Gebenedeiet bist du unter den Weibern, und gebenedeiet ist die Frucht deines Leibes! Und woher geschieht mir dies, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, sobald die Stimme deines Grußes an mein Ohr gelangte, hüpfte das Kind freudig in meinem Schoße.
Und selig, die du geglaubt hast, daß in Erfüllung gehen wird, was dir von dem Herrn gesagt ward.
Maria sprach: Hoch preiset meine Seele den Herrn, und mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heilande!
Predigtext des Kirchenvaters
In den Lesungen behandelt der heilige Johannes Chrysostomus das Aufhüpfen des heiligen Johannes im Mutterschoß bei der Annäherung der heiligen Gottesmutter, und zwar
in der 4. Lesung stellt er das Kind als ein mit vollem Vernunftgebrauch begabtes Wesen und dessen Aufhüpfen als Beginn seines Heroldsamtes gegenüber dem Herrn dar:
Predigt vom heiligen Johannes Chrysostomus. Als zu uns der Erlöser unseres Geschlechtes gekommen war, kam er sofort zu seinem Freunde Johannes, als er noch im Schoß der Mutter weilte. Als nun Johannes aus dem Schoße ihn im Schoße erblickt hatte, durchbricht er die Schranken der Natur und ruft aus: Ich sehe den Herrn der der Natur Schranken angelegt hat, und warte die Zeit meiner Geburt nicht ab; die Zeit von neun Monaten ist hier für mich nicht nötig; in mir ist doch lebendig derjenige, der ewig ist; ich will hinaustreten aus dieser dunklen Behausung, will eine knappgefaßte Erklärung der wunderbaren Ereignisse kundgeben. Ich bin ein Zeichen; zeigen will ich die Ankunft Christi; vorbereiten will ich des Gottessohnes Auftreten im menschlichen Leibe. Als Trompete will ich rufen, dadurch meines Vaters Zunge den Segen vermitteln und an ihr ziehen, daß sie redet. Als Trompete will ich rufen, und in den mütterlichen Schoß Leben hineinbringen.
V. Du aber, o Herr, sei uns gnädig.
R. Gott sei Dank gesagt.
In der 5. Lesung betont der Heilige das Wunderbare und Staunenswerte an dem Aufhüpfen:
Siehst du, mein Lieber, wie neuartig und staunenswert das hehre Ereignis ist: Noch wird er nicht geboren, und schon redet er durch Hüpfen; noch ist er unsichtbar, und schon versucht er Drohungen; noch ist es ihm nicht vergönnt zu rufen, und er machte sich durch Taten vernehmbar; noch führt er kein eigentliches leben, und er preist Gott; noch sieht er kein Licht und er weist auf die Sonne hin; er kommt noch nicht in die Welt, und beeilt sich, Herold zu sein. Er hält es nämlich nicht aus, in der Gegenwart des Herrn eingeschlossen zu sein; er erträgt es nicht, innerhalb der natürlichen Schranken zu warten, sondern er geht darauf aus, den Kerker des Mutterschoßes zu durchbrechen und sucht im Voraus anzuzeigen den kommenden Heiland. Herangetreten ist, sagt er, der, der die Ketten löst, und was sitze ich festgekettet und werde zurückgehalten, auf daß ich hier bleibe? Es kommt der, der das Wort ist, um alles herzustellen; und ich bleibe noch zurückgehalten? Ich will hinaus, ich will vorauseilen und es allen melden: „Der hier ist das Lamm Gottes, das wegnimmt das Sündenelend der Welt“.
V. Du aber, o Herr, sei uns gnädig.
R. Gott sei Dank gesagt.
Kirchengebet
Wir bitten Dich, o Herr: laß Deinen Dienern das Geschenk Deiner himmlischen Gnade zukommen, damit allen, denen die Mutterschaft der seligen Jungfrau zum Anfang des Heiles geworden, die Gedächtnisfeier ihrer Heimsuchung den Frieden vermehre. Durch unsern Herrn. Amen.
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