Tradition und Glauben

Carol Byrne, Der Architekt der liturgischen Reform erläutert das Zweite Vatikanum (34 von 110)

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Hass gegen “das Mittelalter” ist einfach der Hass gegen das Heilige, denn keine Epoche vorher oder nachher war so von Gott und seiner Heiligkeit durchdrungen wie das Mittelalter. Ja, ja, trotz des Kampfes zwischen Sacerdotium und Imperium, den Kreuzzügen und all dem, was man Ihnen im Geschichtsunterricht beigebracht hat. Man kam damals der “Gnadenformel” und der objektiven Wirklichkeit Gottes am nächsten. Denken Sie doch nach. Wäre das Mittelalter an sich so schlecht gewesen, so bräuchte man es nicht ständig schlecht zu machen. Es birgt also ein gutes Potential, das die Dämonen ärgert, denn im Mittelalter hatten sie kein leichtes Leben.

Das katholische Mittelalter war lange Zeit das Ziel höhnischer Protestanten, nörgelnder Zyniker und, näher an unserer Zeit, der gesamten Industrie der liturgischen Bewegung – alle entschlossen, die Kirche des Mittelalters als korrupte Institution zu diffamieren. Tatsächlich wird die Bezeichnung “mittelalterlich”, auf die Kirche angewendet, bis heute fast immer in einem abwertenden Sinne verwendet, um das Ultimative an kirchlicher Machtübernahme, Ignoranz, Bigotterie und Aberglauben zu beschreiben.

Hl. Pius X.: “Gegen alles Übernatürliche wurde der Krieg erklärt”

Seit den Anfängen der protestantischen „Reformation“ wurde die Geschichte nach Schmutz durchsucht, um ihn auf die katholische Kirche zu schleudern. Leider waren einige der Schlammwerfer, damals wie heute, katholische Priester.[1]  Die Hauptziele ihrer Kritik waren die Messe und das Priestertum.

Es ist wichtig zu bedenken, dass diese „historischen“ Angriffe eine anti-übernatürliche Tendenz verdeckten, wie Papst Pius X. 1907 feststellte:

„Gegen alles Übernatürliche wurde der Krieg erklärt, weil hinter dem Übernatürlichen Gott steht und weil es Gott ist, den sie aus dem Verstand und dem Herzen der Menschen herausreißen wollen.“[2]

Obwohl seine Enzyklika vor dem offiziellen Beginn der Liturgischen Bewegung erschien, kann gesagt werden, dass ihre Verweise pari passu für die Feinde der Kirche und die liturgischen Führer gelten, denen es später gelingen würde, Gott in der reformierten Liturgie durch den Menschen zu ersetzen.

Jungmanns anti-übernatürliche Tendenz

Weit davon entfernt, das Mittelalter mit echtem Interesse, Wertschätzung oder Zuneigung zu studieren, zeigte Jungmann eine fast lüsterne [engl. prurient] Neugier bezüglich jeglicher Kritik, welche die protestantischen Ketzer des 16. Jahrhunderts gegen die traditionelle Liturgie und das Andachtsleben der Gläubigen erhoben oder erfunden hatten. Wie wir weiter unten sehen werden, tat er sich mit den Kritikern der Kirche zusammen, um nicht nur die Messe und das Priestertum zu verleumden, sondern auch den Glauben und die frommen Praktiken der mittelalterlichen Gläubigen.

Wir werden sehen, wie er alles verhöhnte, was in der mittelalterlichen Messe ausgesprochen katholisch war, insbesondere die Erhebung der Hostie und des Kelches; die Rolle der Hilfsgeistlichen [eng. “chantry Priest”, es handelt sich um Hilfsgeistliche ohne ein höheres Kirchenamt, die meistens in einem Dom Privatmessen für Verstorbene zelebrierten und von Messstipendien lebten], die Totenmessen lasen; die Votivmesse, die in besonderen Anliegen gelesen wurde; die Stille Messe, die von einem Priester mit einem Altardiener mit oder ohne Gemeinde gehalten wurde; und die Verwendung von Seitenaltären.

Jedes dieser Merkmale war das Ziel bitterer Schmähung und Verleumdung durch Luther, Cranmer und andere Führer der Pseudo-Reformation. Denn ihr Ziel war es, die katholischen Gläubigen von der Messe zu entfremden, indem sie [die Kirche] unter anderem beschuldigten, von der Reinheit der ursprünglichen christlichen Liturgie abgewichen zu sein; von der gelebten Erfahrung des Volkes getrennt zu sein; Rituale zu erfinden, die keinen echten „Gemeinschaftsgeist“ vermitteln; und den Gläubigen wahre Teilnahme an der Liturgie zu verweigern.

Wir können nicht übersehen, dass diese ungerechten Kritikpunkte auch die Hauptpunkte der Reformen der Liturgischen Bewegung im 20. Jahrhundert waren, die in der Neuen Messe gipfelten.

Die Elevation

Wenden wir uns nun den Zeremonien zu, die den Moment der Transsubstantiation begleiten und gegen die die Protestanten des 16. Jahrhunderts ihre heftigsten Beschimpfungen starteten.

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Praxis eingeführt, die Hostie nach den Worten der Konsekration zu erheben, damit sie vom Volk gesehen und verehrt werden kann. Die Erhebung des Kelches wurde ein Jahrhundert später eingeführt.

Die Elevation der Hostie bei der Messe wurde festgelegt, damit die Menschen Christus anbeten können.

“Wahrlich, kein Moment gebietet größere Ehrfurcht, kein Moment ist heiliger oder nützlicher als der, in dem das eucharistische Opfer vollbracht wird”, erklärte Pater Dr. Nicholas Gihr in seiner “Erklärung der Messe”. (3)

Die mittelalterliche Praxis wurde unter göttlicher Inspiration eingeführt, damit der Glaube an die Reakpräsenz zu einer Zeit gedeihen und wachsen konnte, als die Lehre angegriffen wurde. Es war auch eine Hilfe für eine tiefere Teilnahme der Menschen an der Messe.

Zu sagen, dass Jungmann den spirituellen Wert der Erhebung [der Hostie und des Kelches] ignorierte, wäre eine Untertreibung. Er kritisierte es heftig, weil es zu spirituell sei, weil es das ermutigte, was er als übermäßige und unangemessene Anbetung der Eucharistie ansah, und insbesondere weil es die „aktive Teilnahme“ des Volkes nicht förderte:

“Die Eucharistie … ist nicht in erster Linie ein Gegenstand unserer Anbetung … der spezifische Zweck des Sakraments ist nicht der Kult, sondern die Feier der Eucharistie [griech.: Danksagung. Anm. d. Übs.], in erster Linie die Sonntagsfeier der versammelten Gemeinde.”(4)

Er bekräftigte auch, dass diese gemeinsame Feier, d.h. die aktive Teilnahme des Volkes, die „primäre und wahre Funktion“ der Messe sei.


Jungmanns Hermeneutik des Bruchs


Bereits sehen wir die Gründe für die Entstehung des Novus Ordo, basierend auf einem protestantischen Verständnis der Eucharistie, basierend auf der Anwesenheit und Aktivität des Volkes. Jungmann zufolge sahen die frühen Christen die Messe

„als Eucharistie, als Dankgebet der Gemeinde, die durch das Gratias agamus zur Teilnahme eingeladen wurde“; 

Aber er behauptete, im 7. Jahrhundert habe

„sich das Konzept der Eucharistie geändert… eine entgegengesetzte Ansicht hatte in den Köpfen der Menschen die Vorrangstellung eingenommen, beeinflusst insbesondere von der Lehre des Isidor von Sevilla. [Hervorhebung hinzugefügt] (5)

Hier deutete Jungmann an, dass die Kirche die Kontinuität der eucharistischen Lehre gebrochen hatte, indem sie ihr ursprüngliches Konzept untergraben habe. Seine Sorge war im Grunde, dass die Messe zu gottzentriert wurde. Er beklagte sich darüber, dass sich die mittelalterlichen Theologen auf den genauen Moment der Konsekration fixierten; Die Menschen konzentrierten ihre Aufmerksamkeit während der Elevation (der Hostie/des Kelches) auf die Realpräsenz.

All diese besonderen liturgischen Formen der Ehrfurcht – Kniebeugen, Läuten von Glocken und Schwingen des Weihrauchfasses, Zeiten der Stille – hielt er für de trop [Amn. d. Übs.: zu viel] und daher für unangemessen. Interessanterweise war dies auch die Grundlage für die protestantische Ablehnung der Messe.

Notre Dame Messe
Der Priester schließt sich dem Volk an, um bei einer Messe in Notre Dame das Vaterunser zu beten. Unten teilt eine Kommunionhelferin in Brooklyn, NY, die Kommunion aus.
Brooklyn Kommunion

Jungmann hatte kein Verständnis für das Konzept der Eucharistie als

„die Bona Gratia (6), die Gott uns gewährt und die im Höhepunkt der Messe, der Konsekration, zu uns herabsteigt“. (7)

Daher seine Abneigung gegen die Elevation. Er bevorzugte eine Liturgie, die die wichtigen „Gaben“ der Laien hervorhebt und ihnen den vollen Einsatz ihrer Energien und Talente durch „aktive Teilnahme“ ermöglicht.

1965 erklärte er, dass der Zweck der liturgischen Reform darin bestehe, die latreutischen (8) und mystischen Dimensionen des Römischen Ritus zugunsten der aktiven Teilnahme des Volkes zu verringern:

„Die Rückkehr von der vorherrschenden Verehrung der Eucharistie zur gemeinschaftlichen Feier der Eucharistie ist das Hauptthema der liturgischen Erneuerung geblieben.“ (9)

Hier werden zwei diametral entgegengesetzte Ansichten vorgestellt. Einerseits gibt es das Konzept der Messe, deren belebendes Prinzip aus der Tätigkeit des Volkes stammt und von der Jungmann behauptete, sie sei das authentische christliche Erbe. Auf der anderen Seite gibt es die unvordenkliche Messe, in der Christus täglich auf unsere Altäre herabsteigt und die Jungmann als Erfindung mittelalterlicher Theologen gedeutet hat.

Kurz gesagt, eine [Form der heiligen Messe] ist naturalistisch, weil es hauptsächlich den Menschen betrifft und „von unten“ kommt; Die andere ist übernatürlich, weil ihr Bezugspunkt Gott ist und „von oben“ kommt. Die Geschichte hat gezeigt, welche Ansicht in der liturgischen Reform, die die Neue Messe hervorgebracht hat, an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz gewonnen hat. Beispiele dafür sind offensichtlich und reichlich vorhanden für den daraus resultierenden Verlust des Bewusstseins für den Wert der Weihe unter modernen Messbesuchern.

Wer noch nicht davon überzeugt war, dass die Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Liturgie auf einer falschen Prämisse beruhte, die logischerweise zu einer ebenso falschen Schlussfolgerung führen würde ( Novus Ordo Missae), sollte bedenken, dass es Jungmann war, der das gesamte zweite Kapitel über die Eucharistie schrieb und redigierte.

Im nächsten Artikel werden wir sehen, was Jungmann genau über die Elevation sagte und wie sehr seine Kritik denen der protestantischen Ketzer des 16. Jahrhunderts ähnelte oder sie sogar nachahmte.

Quelle


[1] Der Hauptunterschied bestand darin, dass die Kritiker des 16. Jahrhunderts, z. B. Martin Luther, die Kirche verließen, während die Kritiker aus der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils im Allgemeinen wie Termiten von innen blieben, um die gesamte Struktur zu zerstören.

[2] Papst Pius X., Une Fois Encore, Enzyklika über die Trennung von Kirche und Staat, 1907, § 4.
Pius X. richtete dieses Dokument an alle Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe Frankreichs sowie an die französischen Geistlichen und das französische Volk und versicherte ihnen dies seine Unterstützung in ihrem Kampf gegen die Verfolgung durch die Feinde der Kirche. Als Beispiele für die Verfolgung der Kirche gab er „die Erklärungen an, die in der Presse, auf Versammlungen, auf Freimaurerkongressen und sogar im Parlament sowie bei den Angriffen, die schrittweise und systematisch gegen sie gerichtet wurden, immer wieder abgegeben und wiederholt wurden . ” ( ebd. , § 8)

(3) Fr Nicholas Gihr, The Holy Sacrifice of the Mass (Freiburg: Herder, 1902), p. 642.

(4) Jungmann, Announcing the Word of God, trans. from the German by Ronald Walls (London: Burns and Oates, 1967), p. 124. [Anm. d. Übs., da Originaltitel nicht gefunden: etwa: Das Wort Gottes verkünden]

(5) St. Isidor, Erzbischof von Sevilla und Kirchenlehrer, hatte den Ruf, der letzte der Kirchenlehrer der Römischen Kirche zu sein. Seine Lehre über die Eucharistie war in Übereinstimmung mit allen seinen Vorgängern im Glauben. Kurz nach seinem Tod 636 beschrieb ihn das 8. Konzil von Toledo als “glanzvoller Lehrer und Schmuck der Katholischen Kirche, der gelehrteste Mann unserer Zeit, der immer mit Ehrfurcht genannt werden muss.”

(6) Dies bezieht sich auf das freie Geschenk der Gnade für die Rettung der Seelen. Im Novus Ordo, liegt die hauptsächliche Betonung auf den “Gaben des Volkes”, welche die Gabe des übernatürlichen Lebens in Christus überschatten, die Christus in jeder Messe zugänglich macht.

(7) Jungmann, The Mass of the Roman Rite, vol. 1, p. 82. [Anm. d. Übs.: dt. etwa: Die Messe des römischen Ritus.]

(8) Dies bezieht sich auf die höchste Huldigung (latria = Anbetung), die wir Gott allein schulden und die das erste Ziel ist, dessentwegen das Messopfer gefeiert wird.

(9) Jungmann, The Place of Christ in Liturgical Prayer, trans. Geoffrey Chapman (Collegeville: Liturgical Press, 1989), p. 256. Die erste Auflage wurde 1925 unter dem Titel Die Stellung Christi im liturgischen Gebet veröffentlicht, als Jungmann ein junger Dozent an der Universität Innsbruck war. Das Buch wurde von Dom Odo Casel und Karl Adam als großer Beitrag für die Liturgische Bewegung gepriesen. Die zweite Auflage wurde 1962 veröffentlicht und 1965 überarbeitet.

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