
Sündenvergebung bei Beibehaltung der zeitlichen Strafen in der Hl. Schrift
Die Heilige Schrift ist voll solcher Beispiele die zeigen, dass die Sündenvergebung in vielen Fällen die Aufhebung der zeitlichen Strafen nicht einschloss.[1]
Beispiel 1: die Stammeltern
Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir und häufig wirst du schwanger werden. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Nach deinem Mann hast du Verlangen und er wird über dich herrschen. Zum Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hatte, davon nicht zu essen, ist der Erdboden deinetwegen verflucht. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes wirst du essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst; denn von ihm bist du genommen, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück. (Genesis 3,16 -19),
Beispiel 2: Juden in der Wüste
Da ließ sich der HERR das Unheil reuen, das er seinem Volk angedroht hatte. […]
Aber jetzt geh, führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe! Siehe, mein Engel wird vor dir hergehen. Am Tag meiner Heimsuchung werde ich ihre Sünde an ihnen heimsuchen. (Exodus 32,14.32),
Beispiel 3: Moses‘ Schwester
Da sagte Aaron zu Mose: Mein Herr, ich bitte dich, lege uns die Sünde nicht zur Last, mit der wir töricht gehandelt haben und mit der wir uns versündigt haben! […]
Der HERR antwortete Mose: Wenn ihr Vater ihr ins Gesicht gespuckt hätte, müsste sie sich dann nicht sieben Tage lang schämen? Sie soll sieben Tage lang aus dem Lager ausgesperrt sein; erst dann soll man sie wieder hereinlassen. (Numeri 12, 11.14)
Beispiel 4: Moses und Aaron
Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron: Weil ihr mir nicht geglaubt habt, um mich vor den Augen der Israeliten zu heiligen, darum werdet ihr diese Versammlung nicht in das Land hineinführen, das ich ihnen gegeben habe. (Numeri 20,12)
Beispiel 5: David
Darauf sagte David zu Natan: Ich habe gegen den HERRN gesündigt. Natan antwortete David: Der HERR hat dir deine Sünde vergeben; du wirst nicht sterben. Weil du aber durch diese Tat den HERRN verworfen hast, muss der Sohn, der dir geboren wird, sterben. (2 Sam 12,13)
All diese Menschen wurden, obwohl Gott ihnen die Schuld erlassen hatte, mit zeitlichen Strafen heimgesucht. In der Lehre des Neuen Testaments besteht in der Lehre über die zeitlichen Strafen, die von der Vergebung der Schuld zu unterscheiden sind, kein Unterschied zum Alten Testament. Auch die Gerechten des Neuen Bundes legen sich Züchtigungen aufgrund der Sünde auf:
Beispiel 6: Paulus
[…] vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen verkünde und selbst verworfen werde. (1 Kor 9, 27)
Diese Paulus-Stelle wurde immer so gedeutet, dass man durch Bußwerke die zeitlichen Sündenstrafen tilgen kann.
Doch wenn wir jetzt vom Herrn gerichtet werden, dann ist es eine Zurechtweisung, damit wir nicht zusammen mit der Welt verdammt werden. (1 Korinther 11,32)
Diese Stelle besagt wiederum, dass äußere Ereignisse als Züchtigung und Zurechtweisung Gottes aufgenommen werden, welche auch die Gerechten vor der Verdammung mit der Welt retten.
Beispiel 7: Heilung des Gelähmten
Aber auch das Verfahren des Heillandes mit dem Gelähmten gibt einen Wink: Christus lässt im Matthäus 9,2 die Sünde nach, ohne in demselben Akt die Sündenstrafen, die Krankheit, zu beheben; die Heilung folgt, siehe Vers. 6 aus einem besonderen Anlass und nicht aufgrund der Sündenvergebung (Mt 9,2-6) Die Lähmung war also eine Folge der Sünden, denn sonst zog Christus bei seinen Heilungen diese Parallele nicht.
Und siehe, man brachte einen Gelähmten auf seinem Bett zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Und siehe, einige Schriftgelehrte dachten: Er lästert Gott. Jesus wusste, was sie dachten, und sagte: Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? Was ist denn leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus!
[1] Diekamp-Jüssen, Katholische Dogmatik, Wil 2012, 1196.
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