
Vorteile des Konzils?
Wir wollen uns selbst auf diesem Blog selbst nicht unbedingt als Traditionalisten bezeichnen, aber eine bessere Bezeichnung fällt uns nicht ein. Wir halten das letzte Konzil für einen Fehler, die nachkonziliare Entwicklung für eine Katastrophe und das jetzige Pontifikat für eine Strafe Gottes, zu der sicherlich auch wir durch unsere Sünden beigetragen haben. Wir haben sicherlich keine Angst vor dem Neuen, vor der Moderne etc. Nur kirchlich und katholisch gesehen, hat die Moderne keine guten Früchte gebracht, sondern ausschließlich Zersetzung und Zerstörung. Wenn man schon die Bezeichnung „Traditionalisten“ verwenden sollte, dann gemäßigte Traditionalisten oder Traditionalisten sui generis. Worin besteht denn das Gemäßigte? Daran, dass wir uns von Hass und Pauschalverurteilungen freihalten wollen, dennoch wird uns klar, dass bei all dieser Differenziertheit bei der Betrachtung der postkonziliaren Kirche wir immer deutlicher einen roten Faden entdecken. Das ist noch keine theory of everything, vor welcher jede naturwissenschaftliche Redaktion zittert, aber immerhin something. Was ist dieser rote Faden: eine auf Langzeit geplante, dämonisch inspirierte Zerstörung der Kirche und damit der Heiligkeit, der Anwesenheit Gottes auf der Welt aufgehoben wird und zwar seitens Menschen, die über einen sehr guten, umgekehrten sensus fidei oder sensus divinus verfügen. Es ist als wüsste jemand ganz genau, wo er den Hebel anzusetzen hatte, damit der jetzige Zusammenfall bewerkstelligt wird. Kein Mensch ist aber so vorrausschauend und intelligent. Ein Dämon aber schon. Es geht wirklich bei dieser Zerstörung um keine Politik, Geld, Einfluss, Angleichung an die Welt oder ein bequemeres Leben. Es geht wirklich um die Auslöschung des Heiligen, um die Negierung der Menschwerdung. Denn was ist Kirche? Die Verlängerung der Inkarnation, denn in seiner Kirche und durch seine Kirche und zwar durch seine Priester: heiligt Christus, verkündet Christus, heilt Christus etc. Fällt dieses aus, so verkommt die Welt in einer höllenähnlichen Dunkelheit.
Wir sind auf jegliche Argumente offen, wissen aber wirklich nicht, welche Vorteile das Konzil für die Kirche gebracht hat. Denn alle Indices des Wachstums sind negativ, wie wir in der angefangenen Reihe über das Konzil dargelegt haben. Wägen wird hier nochmals das Für und Wider gegeneinander ab:
- Die Messe ist zwar in der Landesprache, aber es ist eine andere und Neue Messe, welche kaum heiligt und extrem menschenzentriert ist.
- Die Moral ist weniger rigoristisch, wodurch die Menschen jedes Gefühl für die Sünde verlieren und geradewegs in die Hölle schreiten.
- Die Geistlichen sind vielleicht kommunikativer und menschennaher, weil sie sich durch ihre Verweltlichung kaum von den Laien unterscheiden.
- Es gibt so gut wie keine kirchliche Zensur, man kann schreiben, predigen und unterrichten, was man möchte und stürzt sich selbst und andere dadurch ins Chaos.
- Durch die Aufwertung der Laien haben wir sowohl klerikalisierte Laien (z. B ZKD) oder absolut verweltlichte Priester, die keiner braucht.
- Es gibt religiöse Bewegungen, welche einen Zweck für sich darstellen, zunehmend gnostisch werden und keine volles Bild des Katholizismus vermitteln, sondern nur das Bild dieser Bewegung.
Man könnte diese Punkte noch weiter fortführen, was wir aber an dieser Stelle unterlassen. Die meisten Geistlichen, Bischöfe und Kardinäle eingerechnet und Papst Franziskus leider auch, scheinen wirklich nicht zu wissen, worum es sich beim katholischen Glauben handelt, was darauf schließen lässt, dass sie schlicht ungläubig sind. Deswegen all diese Ersatzziele:
- die Menschen,
- das Miteinander,
- das soziale Engagement,
- die Umwelt,
- der Weltfrieden,
- die Rettung der Wale nicht zu vergessen.
Papst Franziskus ist tatsächlich der Vertreter und die Gallionsfigur eines antiklerikalen Klerikers, mit viel Energie für das Unnütze, mit viel Zerstörungspotential und sehr viel Verständnis für Homophilie, um es gelinde zu formulieren. Diese Art von Kleriker ist unter Jesuiten wirklich sehr oft anzutreffen, wobei die meisten Jesuiten tatsächlich intelligenter sind als unser Papst Franziskus es ist. Der Schreiber dieser Zeilen kommt zur traurigen Schlussfolgerung, dass wirklich die allermeisten Geistlichen, die er in seinem Leben bisher getroffen hat ungläubig waren, in schwerer Sünde verschiedener Art lebten und diejenigen, die es nicht waren sich wirklich keine geistlichen oder asketischen Ziele setzten. Wenn sie an etwas interessiert waren, dann im äußeren Aktivismus, die sie Seelsorge nannten. Und das waren noch die Besten. Natürlich versucht man diese innere Leere durch etwas zu kompensieren oder niemanden in diese Verödung Einblick zu gewähren. Man sollte aber mit der Generation 1962 Plus, also mit denen, deren Ausbildung oder geistliches Werden mit oder nach dem Konzil fiel nachsichtig sein, denn vielleicht hatten sie auch keine Vorbilder und haben es auch nicht wahrscheinlich anders gelernt. So lautet die positive Version. Der Schreiber dieser Zeilen beneidet alle, die ihm erzählt haben, welche vorbildlichen und heiligmäßigen Priester sie getroffen haben. Er hat niemanden dieser Art getroffen. Vielleicht hat er einfach genauer hingesehen. Denn Kontakt hatte er genug und einer der getroffenen Priester hat schon den Status eines Diener Gottes erhalten und hoffentlich bleibt es dabei.
Kein Widerstand?
Es stellt sich aber die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass 2450 Konzilsväter[1] das letzte Konzil approbiert haben? Warum hat keiner die Tendenzen erkannt und sich ihnen entgegengestellt? Warum waren die konservativen Väter so wenig erfolgreich? Die Frage betrifft jetzt aber nicht die Organisationsfähigkeiten der Konservativen, die weit weniger erfolgreich waren als die Progressiven, es geht jetzt nicht um die Manipulation, um die Soziotechnik etc., sondern unsere Frage betrifft den fehlenden sensus fidei bei katholischen Päpsten, Kardinälen und Bischöfen, die bei einem ökumenischen, wenn auch pastoralen Konzil anwesend waren. Denn man muss doch annehmen, dass wohl die Meisten die Konzilsdokumente vor der Unterschrift doch wohl gelesen haben, Gaudium et Spes vielleicht ausgenommen, aber das war auch das Letzte aller Dokumente. Warum ist also dazu gekommen? Der Schreiber dieser Zeilen hätte bei seinem jetzigen sensus fidei, vom ganzen nachkonziliaren „Erfahrungsschatz“ abgesehen, nicht einmal die „konservativste“ Liturgiekonstitution unterschrieben, da er weiß, dass weniger Gebet weniger wirkt und jegliche Änderung des Textes sich ebenfalls negativ spirituell auswirkt. Er hat mit der alten Liturgie erst ab 2011 zu tun, ist nach dem Konzil geboren und sozialisiert worden und musste sich all das Wissen um die spirituelle Wirklichkeit, bei dem er sicherlich erst am Anfang steht, selbst erarbeiten. Es ist also eine sehr begrenzte Einzelerfahrung. Wie kann es aber sein, dass um das Jahr 1900 oder früher geborene Konzilsväter, Priester, Ordensleute, Bischöfe, thomistisch ausgebildet, durch die Alte Messe und die alte Liturgie genährt, dermaßen unbedacht sein konnten. Wo ist ihr sensus fidei geblieben? Hat es schon damals diese Negativauswahl, die wir bei den Bischöfen erleben, schon gegeben? Gab es schon damals die Homo-und andere Lobby, die Lobby der Loge zum Beispiel? Wenn ja, dann hat es wohl Einzelfälle und nicht die Mehrheit betroffen. Oder doch nicht? Wenn nicht einmal Roberto de Mattei als Historiker nichts zur Verteidigung der Konservativen gefunden hat, was er wohl gerne gefunden hätte, dann gibt es vielleicht nichts zu ihrer Verteidigung? Wir meinen jetzt nicht den Moment der Unterschrift selbst, wo man angeblich den Konzilsvätern gesagt hat, dass es der Papst wünscht, während man dem Papst sagte, dass die Konzilsväter es wünschen. Die Päpste haben das Konzil aus allen Kräften unterstützt, besonders Paul VI. Wenn der Papst die progressive Partei begünstigt, dann sind der Gegenpartei die Hände mehr oder weniger gebunden. Aber wir meinen hier den ganzen Konzilsverlauf. Gab es wirklich keine Unkenrufe? Keine Kassandras? Keine warnenden Stimmen? Vielleicht müsste man sich hinsetzten und die ganzen Konzilsakten lesen. Wir werden sich dem in der nächsten und übernächsten Zeit nicht widmen können. Aber die Verabschiedung der Konzilsdekrete, von welchen wirklich alle die nötige Mehrheit erreichten, erinnert ein wenig Musikstück, in welchem sehr falsch gespielt wird und all die anwesenden Profimusiker und Toningenieure merken es nicht. Dabei hätte ein wenig Logik und gesunden Menschenverstand genügt.
Lesung von Sacrosanctum Concilium
Lesen wir uns doch als Beispiel den ersten Abschnitt von Sacrosanctum concilium,[2] den Abschnitt, welcher sicherlich einer Grundsatzerklärung gleichkommt. Es ist das erste und das „konservativste“ Dekret, welches die meisten Stimmen bekam. Es fängt wie folgt an:
- Das Heilige Konzil hat sich zum Ziel gesetzt, das christliche Leben unter den Gläubigen mehr und mehr zu vertiefen, die dem Wechsel unterworfenen Einrichtungen den Notwendigkeiten unseres Zeitalters besser anzupassen, zu fördern, was immer zur Einheit aller, die an Christus glauben, beitragen kann, und zu stärken, was immer helfen kann, alle in den Schoß der Kirche zu rufen. Darum hält es das Konzil auch in besonderer Weise für seine Aufgabe, sich um Erneuerung und Pflege der Liturgie zu sorgen.
Daraus folgt:
- Das christliche Leben der Gläubigen ist flach und muss vertieft werden.
- Einrichtungen (welche?), die dem Wechsel unterworfen sind (die wären?) müssen den Notwendigkeiten des Zeitalters angepasst werden.
- Die Einheit der Christen soll gefördert werden. Man soll allen helfen ins Schoß der Kirche zu kommen.
- Dazu soll
- die Erneuerung und
- die Pflege der Liturgie sorgen.
Gehen wir diese Punkte logisch und kritisch durch und verhalten wir uns so als würden wir einen völlig unbekannten Text lesen.
Ad a. Das flache religiöse Leben
War das Leben der Gläubigen vor 1962 wirklich dermaßen flach und erneuerungsbedürftig? Die Statistiken sprechen eine andere Sprache. Gottesdienstbesuch von denen man heute nur träumen kann, Priester- und Ordensberufungen, hohe katholische Identität der Laien, das Halten am Glauben bei den verfolgten Katholiken des Ostblocks etc. Sicherlich kein Ideal, aber in der Kirchengeschichte war es schon mal wirklich viel schlimmer. Interessanterweise ist der Vorwurf der fehlenden Glaubenstiefe der Durchschnittskatholiken nicht nur bei den protestantischen Reformatoren, sondern bei den späteren Jansenisten, aber auch Quietisten oft anzutreffen. Die Kirche hat sich immer oder sagen wir bis 1962 dagegen widersetzt Höchstleistungen geistlicher Art von allen zu fordern. Wollte man vor 1962 sein christliches Leben „mehr und mehr vertiefen“, so ging man ins Kloster oder schloss sich einem Dritten Orden an. So einfach war das.
Ad b. Einrichtungen (Institutiones)
Die Konstitution bestimmt nicht, welche Einrichtungen (institutiones) sie meint. Sakramente oder katholische Kindergärten. Dabei ist zu bedenken, dass der Terminus institutio – „Einrichtung“ ein Terminus technicus ist, mit welchem man in der Dogmatik die Mittel der Glaubensweitergabe meint. Welche Institutiones sind nun also „dem Wechsel unterworfen“? Dies ist wohlgemerkt die Prämisse einer Liturgiekonstitution und keine Text über die Kragenform oder Rocklänge. Es scheint also, dass die Liturgie zu jenen Institutionen gehört, welche dem Wechsel unterworfen ist. Dies hat man aber in der bisherigen Kirchengeschichte niemals so gesehen, da die Liturgie, nach dem Verständnis ars orandi – ars credendi, immer als das Hauptmittel der Weitergabe der Tradition gesehen wurde.
Es stellt sich an dieser Stelle wirklich die Frage, welche „Notwendigkeit ein Zeitalter“ mit sich führt, dass sich die Kirche dieser „Notwendigkeit“ anpassen muss. Ad nostrae aetatis necessitates melius accommodare – „um sich den Notwendigkeiten unserer Zeit besser anzupassen“ – sagt wörtlich die lateinische Fassung. Aber die Welt soll sich doch an die Kirche anpassen und nicht umgekehrt! Die Rede von „den Notwendigkeit unserer Zeit“ riecht verdächtig nach Hegel mit seiner Auffassung von der Entwicklung des Weltgeistes in der Geschichte, sodass das hier und jetzt, z. B. der preußische Staat und das kommunistische Regime die Notwendigkeit der Geschichte darstellt, gegen man, wie gegen den Stachel, nicht anzukämpfen. Die Welt ist doch kontingent nach der christlichen Philosophie, nur Gott ist notwendig. In der katholischen Sicht birgt die Welt keine Notwendigkeit oder Notwendigkeiten, da sich alles jederzeit ändern kann und es tut. Das Dritte Reich, Kommunismus, Mauerfall, Demokratie, Flüchtlinge und wer weiß, was noch kommen wird, vielleicht der Islamstaat in Deutschland. Wenn also alles veränderbar ist, so ist doch nichts notwendig. Die Kirche macht die Ewigkeit und Notwendigkeit Gottes und seiner Gesetze der Welt ersichtlich. Und deswegen muss sie immer ein Zeichen des Widerspruches sein. Wenn sie es nicht ist, dann stimmt etwas nicht mit ihr.
Ad c. Einheit der Christen
Bis zum Vatikanum II herrschte der Gedanke der Rückkehrökumene aus Mortalium animos von Papst Pius XI. Dies bedeutet, dass alle Häretiker und Schismatiker, denn dies sind nach wie vor Protestanten und Orthodoxe, eingeladen sind in die Kirche, die katholische Kirche als die einzige und wahre Kirche Christi, zurückzukommen. Der Ausdruck aber: quidquid ad unionem omnium in Christum credentium conferre potest, fovere – „was auch immer zur Einheit aller, die an Christus glauben beitragen kann, [soll] gefördert werden.“ Dies ist aber kein Text über das nächste Pfarrfest, sondern über die Liturgie. Was deutet es an? Richtig, die Änderung der katholischen Liturgie, um „die Einheit der Christen zu fördern“, jedoch nicht durch Katholizisierung, sondern durch eine De-Katholizisierung. Es gibt tatsächlich Aussagen und Stimmen, dass man die Liturgie, besonders der Hl. Messe deswegen änderte, um es den Protestanten recht zu machen.[3] Die Rückkehr der Protestanten in die Kirche steht nach 50 Jahren immer noch aus. Wenn man aber den Punkt (1) Vertiefung des Glaubenslebens der katholischen Gläubigen und (2) Anpassung an die Welt und Förderung der Ökumene, so wird einem klar, dass diese Punkte doch widersprüchlich sind. Denn wie kann ein Katholik etwas vertiefen, wenn es geändert und an die glaubenslose Welt angepasst wird?
Ad d. Erneuerung und Pflege der Liturgie
Ebenso widersprüchlich ist der letzte Punkt des besprochenen Abschnitts. Wie soll man etwas gleichzeitig erneuern, also neu machen, der lateinische Text spricht von instaurare – also „neu errichten) und „pflegen“ (curare), also in der bisherigen Form behalten? Wie kann man etwas pflegen, indem man es neu errichtet? Das ist doch ein Widerspruch! Warum muss den auf einmal die Liturgie im Jahre 1962 neu errichtet werden? War sie bisher, also seit Pfingsten um das Jahr 33 nicht gut genug? Aus welcher Perspektive denn soll sie neu errichtet werden? Aus der Perspektive der Kirche oder der Welt?
Verfolgen wir die Liturgiekonstitution oder andere Dokumente des Vatikanum II weiter, dann werden wir weitere Widersprüche entdecken. Manchmal mehrere in einem Satz. Es geht uns jetzt nicht darum, wie Annibale Bugnini diesen Text schreiben konnte. Denn er konnte und hat es getan. Es geht uns darum, wie man diese Fallstricke und „Zeitbomben“, die Michael Davies es nennt, nicht frühzeitig erkennen konnte? Gab es keine Juristen, Kirchenjuristen, Thomisten oder überhaupt Denkende unter den Konzilsvätern? Harte Vorwürfe, aber wir fragen gar nicht nach den intellektuellen Kompetenzen, sondern nach den geistlichen? War die Liturgie all diesen Priestern dermaßen gleichgültig, dass sie sie schnell ändern wollten? Nur eine schwere Pflichtübung? Warum hat keiner was gemerkt?
Lesen wir den berühmten Punkt 34 der Liturgiekonstitution:
- Die Riten mögen den Glanz edler Einfachheit an sich tragen und knapp, durchschaubar und frei von unnötigen Wiederholungen sein. Sie seien der Fassungskraft der Gläubigen angepaßt und sollen im allgemeinen nicht vieler Erklärungen bedürfen.
Dies bedeutet also im Klartext, dass:
- die Riten bisher weder edel noch einfach waren,
- dass irgendwelche unnötige Wiederholungen auftreten,
- dass man die Riten den Gläubigen und nicht die Gläubigen den Riten anpassen soll,
- dass bisher die Riten kommentiert werden mussten.
Kein sensus fidei ?
Der Schreiber dieser Zeilen will sich keiner Liturgiekenntnisse rühmen, die er gar nicht besitzt. Er hat eine Zeit lang der Tridentinischen Messe beigewohnt und zwei oder drei verschiedene Kommentare zur Messe, der alten natürlich, durchgelesen, die er auch allen anderen empfiehlt.[4] Mehr nicht! Aber schon aus dieser wenigen Lektüre folgt, dass absolut alles in der Alten Messe von einer tiefen, hauptsächlich trinitären Symbolik geprägt ist. So werden die beispielsweise die vorgeschriebenen dreimal Kyrie-Eleison, dreimal Christe-Eleison, dreimal Kyrie-Eleison zur Ehre des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes gebetet.[5] Dreimal bittet man den Vater, dreimal den Sohn und dreimal den Heiligen Geist um Erbarmen, weil, wenn man sündigt, man gegen die ganze Dreifaltigkeit sündigt. Der christliche Gott ist ja dreifaltig einer. Wie kann also ein Dokument der Kirche und das noch vom höchsten Rang von „unnötigen Wiederholungen“ beim höchsten Gotteskult auf Erden, das ist in der Heiligen Messe sprechen?! Wie konnte dies unbeobachtet die Konzilsväter passieren und fasst ohne Gegenstimmen beschlossen werden?! Und die Liturgiekonstitution war der „Rammbock“ der sonstigen „Reformen“? Es ist wirklich unvorstellbar! Hatten die Konzilsväter und ihre Berater, denn nicht alle waren ja heterodox, keinen Sinn fürs Göttliche, also keinen sensus divinus? Wann hat es angefangen? Doch vor dem Konzil, da es sonst zum Konzil mit seinem traurigen Ausgang gar nicht gekommen wäre. Uns scheint, dass die Weichen schon vor den Reformen des Pius X. umgelegt wurden, da Pius X. klar machte, dass man überhaupt etwas an der Liturgie reformieren kann und zwar das Brevier und den Heiligenkalender, da viele Heilige als unhistorisch, wenn nicht abrogiert, dann doch wenigstens in die zweite Reihe gestellt wurden. Die Redaktion unseres Blogs hat leider keine Informationen über die Gründe der ersten pianischen Reformen, also der Reformen des Sarto-Papstes. Ab Bugnini, der Liturgischen Bewegung und den späten 1940-ger wurde dieses Thema schon von anderen behandelt,[6] aber was früher war entzieht sich irgendwie der Kenntnis. Sicherlich ist alles eruierbar. Man müsste sich für ein paar eher Jahre als Monate in den Archiven einschließen. Zuerst den vatikanischen und dann den sonstigen. Vielleicht aber hat sich schon jemand diese Mühe gemacht. Wir wissen es einfach nicht.
Sicherlich lässt sich an dieser Stelle sagen, dass ohne die Lektüre der gesamten Konzilsakten des letzten Konzils, mit allen Wortmeldungen, allen Diskussionen und aller Sekundärliteratur man nicht wissen kann, wer, wann und was tatsächlich gesagt hat. Dennoch scheint wirklich niemand ernsthaft von der konservativen Seite sich wenigstens gegen die Liturgiekonstitution gesträubt zu haben, da man wahrscheinlich in den Traditionalistenkreisen eine derartige Wortmeldung, sozusagen als das Zeugnis eines heldenhaften Widerstandes kolportiert hätte. Es gibt alle mögliche Legendenbildung um Johannes XXIII. Und um Paul VI. mit denen sich die Konservativen zu trösten versuchen, frei nach dem Motto: „Der Zar gut, die Bojaren schlecht“, aber dies sind nur Hilfskonstruktionen, die deswegen auftauchen, weil es keinen richtigen Widerstand gab. Wir meinen jetzt nicht den Widerstand gegen die Durchführung der Konzilsbeschlüsse, wo tatsächlich Gehorsam verlangt werden konnten, wir meinen auch nicht den Widerstand gegen die Unterschrift der Konzilsdokumente. Wir meinen den Widerstand gegen diese Formulierungen überhaupt, gegen die Grundidee der Anpassung an die Welt und zwar durch die Liturgie. Man berichtet, dass die „Konzilsmacher“ froh waren, was sie alles bewerkstelligen können, ohne dass die Gegenseite es merkt. „Die sind zu dumm“, sagten sie sich wohl. Aber die waren nicht nur zu dumm, sondern auch zu unheilig. Es ist wirklich eine Tatsache, die auch der Schreiber dieser Zeilen bezeugen kann, dass mit dem Wachstum des Gebetslebens und des sakramentalen Lebens, aber wirklich den Gebetslebens, da dieses öfters stattfindet, auch das Verständnis oder besser ausgedrückt die Wahrnehmung der geistlichen Dinge, der geistlichen Aura oder wie immer wir es nennen wollen wächst. Darüber schreiben alle geistlichen Schriftsteller und diese Erfahrung liegt auch dem Traktat von Kardinal Bona über die Geistesunterscheidung zugrunde. Kommt man immer mehr zum Licht, so sieht man das Dunkle immer deutlicher und andersrum ist es ebenso, je näher man sich der Dunkelheit nähert, desto mehr verliert man den Geschmack am Licht.
Im Klartext bedeutet man: je mehr Sünde, desto weniger geistliches Gespür. Aber waren wirklich alle Konzilsväter dermaßen in Sünde und sagen wir es offen in schwere Sünde verstrickt, ohne jedes Gebetsleben, dass sie es nicht merkten, in welche Richtung es geht, auch wenn sie es nicht alle intellektuell verstanden haben? Resultierte all das nicht von einer Acedia, also der geistigen Trägheit? Wie wir wohl alle wissen mindert die eigene Sünde den Geschmack am Heiligen. Waren die Konzilsväter durch die vorangehenden Brevierreformen und die Reform der Karwoche dermaßen des geistigen Schutzschildes beraubt? Es kann doch nicht Gottes Wille gewesen sein die geistigen Führer der Kirche dermaßen mit der Blindheit zu schlagen. Sie haben sich nach und nach von Gott abgewandt. Die Abkehr liegt immer am Menschen, nicht am unveränderlichen Gott. Die Fragen verbleiben vorerst rhetorisch, weil wir keine Antwort darauf wissen. Vielleicht schenkt uns Gott eine Einsicht, da aber das übernatürliche auf dem Natürlichen baut und die Gnade auf der Natur, so muss auch in diesem Falle die Natur schwer durch eigene Schuld versagt haben. Es ist schwierig diesen Beitrag positiv zu schließen, denn wir alle befinden uns in der biblischen Lage:
„Die Väter haben saure Trauben gegessen, und den Söhnen werden die Zähne stumpf.“ Jer 31,29
Wir haben die Konsequenzen der Konzilsväter zu tragen.
[1] http://www.kathpedia.com/index.php?title=Zweites_Vatikanisches_Konzil
[2] http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_19631204_sacrosanctum-concilium_ge.html
[3] Die schreibt Annibale Bugnini, der “Hauptmacher” selbst: „The love for souls and the desire to ease in every way the path of union for separated brothers led the Church to make these difficult sacrifices, removing any stumbling block that could even slightly present an obstacle or a cause for discomfort” in A. Bugnini, “Ritocchi ad Alcune ‘Preghiere Solenni’ de Veneri Santo,” L’Osservator Romano, 19 März 1965, 6. Zitiert nach Cekada, A., Work of Human Hands. A Theological Critique of the Mass of Paul VI, West Chester: Philothea 2010, 75
[4] Diese wären: P. Marin von Cochem, Erklärung des heiligen Meßopfers, Sarto Verlag 2011; Fiedrowicz, M., Die überlieferte Messe. Geschichte, Gestalt und Theologie des klassischen römischen Ritus, Carthusianus Verlag 2011; Dionysius Carhusianus, Messerklärung. Dialog über das Altarsakrament, Carthusianus Verlag 2011.
[5] Fiedrowicz, op. Cit., 83-85; Dionysius Carthusianus, op. Cit., 109-111.
[6] Cekada, A., Work of Human Hands. A Theological Critique of the Mass of Paul VI, West Chester: Philothea 2010, 13 – 47 (Literatur!); Bonneterre, Didier, The Liturgical Movement: Guéranger to Beauduin to Bugnini, Kansas City: Angelus Press 2002.
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