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In dem deutschen Sprachgebrauch, viel öfters als in anderen Sprachen, wird das Adverb oder das Adjektiv „bewusst“, “bewusster/e” verwendet. Meistens ist es aber ein tautologischer Gebrauch, wo man doppelt, dass bereits Gesagte wiederholt. Tautologien zeugen meistens von keinem kritischen Denken, sie werden aber oft in Dialekten verwendet. So sagt man beispielsweise in Bayern:
„Da hilft kein Gott nicht.“
oder
„Das ist ja gar kein Problem nicht.“
Die Verneinung findet schon einmal statt, warum denn das zweite „nicht“? Weil man es so sagt, ohne viel darüber nachzudenken. Aber auch in der Rede mit einem bildungssprachlichen Anspruch hören wir solche Sätze wie:
„Sich bewusst für etwas entscheiden.“
oder
„Bewusst essen.“
Es stellt sich die Frage, wie man sich „unbewusst“ für etwas entscheiden kann? Das Wort „Entscheidung“ impliziert schon ein Bewusstsein, und zwar ein waches oder haben Sie sich schon im Schlaf für etwas entschieden? Eine Entscheidung mag besser oder schlechter durchdacht sein, aber sie ist doch immer bewusst. Wie kann man auch „unbewusst essen“? Im Schlaf? Im Koma? Im Wahn?
Diese Redensart ist ja unsinnig, aber durchaus deutsch, da man hierzulande durch den unsäglichen deutschen Idealismus das Bewusstsein hochhält. Denn nur das wozu das Subjekt eine bewusste Entscheidung gibt, was es in sein Bewusstsein aufnimmt, nur das, so die deutschen Idealisten, ist existent. Natürlich ist das Unsinn, weil es draußen regnet, gleich ob sie ihr Bewusstsein dazugeben oder nicht, aber mit diesem Zusatzadverb „bewusst“, möchte man ausdrücken, dass es einem ernst ist.
In der religiös-theologischen Sprache der Nachkonzilsära wimmelt es nur so von der „bewussten Bewusstseinshaltung eines mündigen Christen“. Das christliche, katholische Bewusstsein soll gestärkt werden, man soll die Sakramente bewusst empfangen etc. Wie wir schon öfters schrieben, ist dieses ganze Bewusstseinsgedöns völlig unkatholisch und steht dem katholischen Sakramentenverständnis entgegen.
Ein Sakrament findet dann statt, wenn die Materie und Form, sowie die Intention des Spenders stimmen. Die Mitwirkung des Empfängers ist recht minimal, von der Erwachsenen Taufe abgesehen, da die Kirche seit ihren Anfängen die Kindertaufe praktiziert, wo von keinem Bewusstsein bei dem zu taufenden Säugling die Rede sein kann. Die Taufe ist gültig und wirksam, ohne dass man ein bestimmtes Taufbewusstsein entwickeln muss. Schon gar nicht alljährlich, schon gar nicht in der Osternacht. Wie wir bereits schrieben, ist die Taufe kein Abo, das erneuert werden muss.
Es scheint, dass einerseits diese Propagierung des Taufbewusstseins an der Objektivität der Taufe Zweifel entstehen läßt, wie auch an der Objektivität aller anderen Sakramente. Es gibt Menschen von einem zarten Gewissen, die ihr religiöses Leben sehr ernst nehmen und die auch zu Skrupeln neigen. Für sie ist die Erwägung:
“Habe ich jetzt das rechte Taufbewusstsein oder nicht?”
eine nimmer endende Qual. Wenn man sich aber schon nach dem eigenen Taufbewusstsein fragen muss, was ist denn mit dem Bewusstsein aller anderen Sakramente? Nach der Frage nach dem „bewussten Empfang“ der Firmung, Kommunion, Beichte oder Ehe stellt sich gleich die Frage nach ihrer Gültigkeit. Der Mensch, sollte er zu Skrupel neigen, bleibt dann in einem Gefängnis aus Zweifeln behaftet, wo er sich immer wieder die Frage stellen muss: Bewusst oder vielleicht ungültig?
Wenn ihr aber das Bewusstsein mit Wissen gleichsetzen, so ist es völlig lebensfremd von allen Katholiken ein Glaubenswissen über die Bedeutung, Wirkung oder Funktion der Sakramente zu verlangen. Nicht ohne Grund erfand man nach dem Tridentinum den Katechismus, der auf eine frühere Tradition eines Dialogs mit dem Täufling zurückging. Dieser lautete in etwa:
“Glaubst du an X? – Ja, ich glaube.”
Auch wenn der heilige Alfons von Liguori den Beichtvätern rät bei den ungebildeten Beichtkindern die rudimentären Glaubenswahrheiten abzufragen, so ist damit wirklich ein simples Grundwissen gemeint. Menschen, die wenigstens ihr Abitur haben oder gar studiert haben, insbesondere aber Menschen, die Lehrer sind, überschätzen maßlos die intellektuellen Fähigkeiten Anderer. Manche Menschen sind wirklich zu faul zum lernen, manche sind zu dumm. Sie werden es niemals begreifen. Von ihnen ein dem religiösen Wissen entwachsendes Bewusstsein zu verlangen, ist gleichbedeutend sie zu einem ständigen Scheitern zu verurteilen. Es ist unfair, da nicht machbar. Dies aber hatte die Kirche niemals verlangt. Man sprach von keinem “Bewusstsein” und verlangte ein dem Lebensstand und der Intelligenz des Menschen angemessenes Glaubenswissen, das niemals überbewertet wurde. Nicht einmal bei Priesteramtskandidaten und Priestern, ansonsten wären der hl. Pfarrer von Ars und hl. Josef Curpentino niemals geweiht worden. Auf den Einwand, dass das Volk nichts versteht, was während der Messe passiert, soll Kardinal Ottaviani erwidert haben:
“Na und? Wir Priester verstehen auch nicht alles.”
Theologisches Wissen ist wirklich sehr spannend, es ist aber auch ein Fass ohne Boden. Sicherlich muss es Menschen geben, die es besitzen und anderen zur Verfügung stellen, aber es von allen zu verlangen, die wie die Reformer es seit 1955 implicite tun, ist völlig lebensfremd.

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