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DSDZ [der Schreiber dieser Zeilen] war unlängst in einer tschechischen Barockkirche, an der die Stürme des Konzils vorübergegangen sind und sie exakt so aussieht wie anno dazumal. Alles alt, original und gut erhalten. Der tschechische Kommunismus und die damit verbundene Kirchenverfolgung hatte paradoxerweise auch etwas Gutes. Weil alle Kirchen geschlossen wurden und die Kirche in den Untergrund ging, gab es keine Möglichkeit die Kirchen im Zuge des nachkonziliaren Bildersturmes, wie etwa in D-A-CH, umzubauen und zu verschandeln.
Daher ist alles exakt so wie früher und in der Kirche, die DSDZ visitierte, wurde wohl noch niemals eine Novus Ordo Messe gefeiert. Gott sei Dank! Dies bedeutet für das Familienleben, dass die Urenkel dieselbe Kirche sehen, mit denselben Heiligen und Krippenfiguren, die schon ihr Urgroßvater gesehen hatte.
Die Großmutter kann der Enkelin sagen:
– Schau, das ist die Mutter Gottes vor der ich um einen guten Ehemann gebetet habe. Es hat geklappt. Du bist ja da.
– Echt jetzt?, fragt die Enkelin verwundert.
Man ist in der Lage die religiösen Emotionen und Erinnerungen festzumachen, die auch einen Teil der religiösen Identität ausmachen, insbesondere bei denen, die theologisch weniger gebildet sind. DSDZ kann sich noch erinnern, wie seine Mutter ihm exakt denselben Mohren (pardon, Afro-Amerikaner in Palästina) in der Krippe gezeigt hat, den sie selbst in ihrer Kindheit bewundert hatte.
Diese Erfahrung kann in Deutschland kaum jemand machen, da:
- fast alle, die im Jahre 1965 mindestens 15 waren (Jahrgang 1950 und später), schlagartig aufhörten in die Kirche zu gehen oder sich fortzupflanzen,
- die Kirchen radikal “deuterovatikanisiert” wurden,
- Kinder gar nicht erst geboren wurden,
- der schulische Religionsunterricht in Deutschland dazu führte, dass Kinder gar nicht erst zum Glauben kamen,
- die Kinderkatechese beim “Kindergottesdienst” durch die bürstenschnittige Pastoralassistentin geleitet, machte das Übrige.
Ergo: es gibt in Deutschland keine Großmütter, die ihre Enkel in der Kirche in Erinnerungen schwelgend, herumführen würden.



Mit den abgeschafften Heiligenfesten, über die Carol Byrne schreibt, verhält es sich genau so. Es sind nicht nur kostbare Erinnerungen, an denen die nachfolgenden Generationen keinen Anteil hatten, sondern die fehlende religiös-liturgische Erziehung.
Wenn Sie nicht wissen, dass es ein Fest der Auffindung des hl. Stephanus gab (3. August) und dass es das Fest der Auffindung des hl. Kreuzes (3. Mai) gegeben hat, dann wissen Sie auch nicht, dass Gott manchmal durch Wunder interveniert und die Reliquien tatsächlich die festgefrorene Heiligkeit darstellen.
Liest man sich die Berichte über die beiden Feste durch, so weiß man, dass man früher weder naiv noch leichtgläubig gewesen ist. Man war skeptisch, machte verschiedene Tests und Gott bekräftigte die Echtheit der Reliquien durch seine Wunder. Wenn man von diesen Festen in der Liturgie hörte, so wusste man, dass es das Übernatürliche gab, das uns die Modernisten zuerst theoretisch und dann noch praktisch durch die Liturgiereform weggenommen haben. Denn das Übernatürliche tröpfelt in Novus Ordo kaum durch, was den rasanten Glaubensabfall, insbesondere unter unseren lieben Geistlichen, erklärt.
DSDZ fand seine sterbende Mutter “zufällig” am Fest der Auffindung des hl. Stephanus (3. Aug), am anderen Ende der Bundesrepublik, sodass er sich noch um einen Priester und ihren guten Tod kümmern konnte. Daher verbindet er mit diesem Fest einige Erinnerungen, ein Fest, dass er allerdings nach ihrem Tode erst kennenlernte. Bei Gott gibt es wirklich keine Zufälle, denn der ins Griechische übersetzte Vorname der Mutter von DSDZ lautete Eudoxia oder Eudocia, wie der Name der Tochter Theodosius I., der die Reliquien des aufgefunden Stephanus nach Rom bringen ließ. Eudoxia wiederum war es, die die Ketten Petri nach Rom brachte, was in dem Fest der Kettenfeier Petri (1. Aug) gefeiert wird.
Alles ist also miteinander verbunden und nichts passiert zufällig. Weitergabe des Glaubens geschieht auf verschiedenen Wegen, aber dieser Glaube muss, wie eine Kirche, die genauso aussieht wie sie damals ausgesehen hat, etwas Handfestes sein.
Kinder haben noch keinen hoch entwickelten Sinn für Abstraktion, bei vielen Menschen bleibt dies ihr Leben lang so. Daher müssen Kinder und die intellektuell einfacher Gestrickten den Glauben an etwas Konkretem ausmachen können.
Es spielt also wirklich eine Rolle ob es eine Barockkirche oder ein Sushi-Laden, pardon, eine renovierte Vat. II-Kirche, ist. Wie der Glaube – so die Kirche. Pachamama braucht eine andere Behausung als die Engel und Heiligen, was beispielsweise den unnötigen Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin erklärt, die wohl so wie die Probstei-Kirche in Leipzig aussehen wird:

Wer fühlt sich schon in dieser Krankenhaus-Sterilität mit dem beinahe umgedrehten Kreuze wohl? Niemand. Und darum geht es.
Was sagt man den Kindern?
- Diese weiße Wand ist unser Glaube?
- Diese Bänke sind unsere Religion?
- Dieser Clown da vorne ist unser Bischof.


Wollen wir jetzt Sushi-Essen gehen? In der Kirche oder außerhalb?
Das wird das Kind wohl fragen. wenn man sich gerade in der Würzburger Augustinerkirche befindet. Ja, dieser Wahnsinn hat Methode und zwar schon seit den 1950-gern Jahren.

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