Tradition und Glauben

Der Wille Gottes Teil 1

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Von der Vereinigung unseres Willens 

mit dem Willen Gottes

Heiliger Alfons Maria von Liguori

Kirchenlehrer

1696 – 1787

Vorwort

Das ganze Leben dieses berühmten Heiligen war Kreuznachfolge! Leiden und Sorgen, Rückschläge und Verfolgungen begleiteten ihn durch das ganze Leben.

Er war der älteste Sohn des neapolitanischen Adeligen und Admirals Josef von Liguori und erhielt eine vorzügliche Erziehung. Mit bereits 16 Jahren promovierte er zum Doktor der Rechte. Schon als Neunzehnjähriger war er ein äußerst gesuchter Rechtsanwalt. Nachdem er mehrere Jahre diese Tätigkeit ausgeübt hatte, vertrat er in einem Prozeß ein Fürstengeschlecht. Er verlor den Prozeß vor Gericht, jedoch nicht, weil er schlecht argumentierte, sondern weil die Gegenseite mit Bestechung gearbeitet hatte. Seine Enttäuschung war so groß, daß er von dieser Stunde an sagte: „Welt, ich kenne dich jetzt, Gerichtshöfe, ihr seht mich nie wieder!“

Alfons wird Priester. Er will sich für die Armen Neapels einsetzen. Die unsagbare geistige Not der Landbevölkerung erschüttert ihn. Niemand will sich für diese Armen als geistlicher Betreuer und Lehrer zur Verfügung stellen, die Geistlichen bleiben lieber in den Städten. Daher gründet er eine Kongregation, die diese Aufgabe übernehmen soll. Er stellt an seine Mitarbeiter harte Anforderungen: „Wer nicht heilig werden will, kann nicht bei uns bleiben.“ Nach schweren Rückschlägen gelang es ihm schließlich, das Werk durchzuführen, und Papst Benedikt XIV. bestätigte am 25. Februar 1749 die Ordensregel.

Sie nennen sich Redemptoristen und haben als Hauptaufgabe, sich der religiös Verlassenen anzunehmen. Sie missionieren Dorf um Dorf, halten zehntägige Missionen ab und reißen die Menschen aus Gleichgültigkeit und religiöser Unwissenheit heraus. Die Persönlichkeit von Alfons ist überwältigend. Er bringt es fertig, daß die Menschen ihr Leben ändern. „Predigt so, daß alle mitkommen!“ Künstliche, verschnörkelte Predigten zu halten, wie es damals üblich war, verbietet er seinen Missionaren. Seine Predigten sind einfach, volksnah, für jeden verständlich. Er predigt von der Liebe Gottes zu den Menschen, die sich in der Menschwerdung, im Leben und Sterben Jesu zeigt. „Sucht überall!“ ruft er in einer seiner Predigten, „sucht, wo ihr wollt, ob ihr jemanden findet, der euch mehr geliebt hätte als Jesus!“

Alfons läßt kein Mittel außer acht, wo es um die Verkündigung des Evangeliums geht. Auch seine künstlerische Begabung stellt er in den Dienst der Seelsorge. Er malt wunderschöne Bilder von der Mutter des Herrn und vom Tode Jesu. Alfons ist aber auch als Dichter und Komponist tätig. Er schreibt religiöse Lieder, die beim Volk sehr beliebt sind. „Tu scendi dalle stelle — Du steigst von den Sternen“, ist bis heute das Weihnachtslied Italiens. Als Schriftsteller ist er überaus aktiv. Er verfaßt rund 120 Werke. Schwerpunkte: über das Gebet, Betrachtungsbücher und moralisch aszetische Werke. Sie werden bis heute nachgedruckt und auch in viele andere Sprachen übersetzt.

Mit 66 Jahren wird Alfons zum Bischof ernannt. Vergebens hat er sich gegen dieses Amt gesträubt. Doch nun begann seine fruchtbarste Tätigkeit. Er setzte sich für die Armen ein, für die Kinder und sorgt für eine gute Ausbildung des Priesternachwuchses. Er investiert Geld für den Wohnungsbau. Von schmerzhafter Krankheit gezeichnet legt Alfons 1775 das Bischofsamt nieder. Er stirbt 1787.

Sein Orden breitet sich nun weiter aus und faßt auch in anderen Ländern Fuß. In Österreich ist es Klemens Maria Hofbauer aus Südmähren, der seine Idee mit ganzer Tatkraft verwirklicht. Er wirkte auch drei Jahre in Jestetten, daher übernahm der Miriam Verlag gerne die Veröffentlichung dieser Schrift.

Josef Künzli

Von der Vereinigung unseres Willens mit dem Willen Gottes

I. Die Übereinstimmung mit dem Willen Gottes stellt das Wesen unserer Liebe zu Gott und der Vollkommenheit dar.

Unsere ganze Vollkommenheit besteht darin, unseren über alles liebenswerten Gott zu lieben: die Liebe „ist das Band der Vollkommenheit“ (Kol 3, 14). Nun, unseren Willen mit dem allheiligen Willen Gottes zu vereinigen: Das ist die ganze Vollkommenheit der göttlichen Liebe. Die hauptsächliche Wirkung der Liebe, so lehrt der hl. Dionysius, ist genau dies: Die Vereinigung der Willen, so daß bei denen, die sich lieben, nur mehr ein Wille bleibt. Je mehr also eine Seele dem göttlichen Willen geeint ist, um so größer wird ihre Liebe sein.

Ohne Zweifel sind Gott die Abtötungen, die Betrachtungen, die hl. Kommunionen, die Werke der Nächstenliebe wohlgefällig; aber unter welcher Bedingung sind sie es? Nur dann, wenn sie Seinen heiligen Willen als Richtschnur haben. Wenn dagegen bei all diesen Werken Sein heiliger Wille abwesend ist, so sagt man noch zu wenig, wenn man sagt: Er nimmt sie nicht an. Vielmehr sind sie Ihm ein Abscheu und Er bestraft sie. Stellen wir uns zwei Diener vor: Der eine ist den ganzen Tag in Bewegung, ohne einen Augenblick zu ruhen; aber er will nur nach seinem Kopf handeln. Der andere macht sich weniger Mühe, aber er gehorcht in allem. Wer von den beiden wird seinem Meister gefallen? Sicherlich der zweite und nicht der erste.

Wie könnten unsere Werke denn zur Ehre Gottes dienen, wenn sie nicht Seinem göttlichen Willen entsprechen würden? Nicht Opfer verlangt Gott, sagt der Prophet zu Saul, sondern die Ausführung Seines heiligen Willens. „Hat der Herr Wohlgefallen an Brandopfern und Opfergaben? Hat Er nicht vielmehr Wohlgefallen am Gehorsam gegenüber Seiner Stimme? Ihm zu widerstehen kommt dem Verbrechen des Götzendienstes gleich“ (1 Kön 22, 23). Der Mensch, der danach strebt, seinem Eigenwillen zu folgen, ohne sich um den Willen Gottes zu kümmern, der begeht eine Art von Götzendienst; denn anstatt den göttlichen Willen anzubeten, ist es der eigene Wille, den er doch irgendwie anbetet.

Die größte Ehre also, die wir Gott geben können, ist dies: daß wir Seinen heiligen Willen erfüllen. Unser Erlöser ist auf diese Erde herabgekommen, um die Ehre Seines Vaters wiederherzustellen. Durch Sein Beispiel hat Er uns diese Lehre gegeben, die von allen die wichtigste ist! Höre, wie der hl. Paulus Ihn zu Seinem ewigen Vater sprechen läßt: „Nicht Opfer noch Gaben hast Du gewollt; aber Du hast mir einen Leib gegeben: Siehe, Gott, ich komme, um Deinen Willen zu erfüllen“ (Hebr 10, 5 7). Du hast die Opfer, die die Menschen Dir darbrachten, zurückgewiesen; Du willst, daß ich den Leib hinopfere, den Du mir gegeben hast: Hier, ich bin bereit, Deinen Willen zu erfüllen.

Daß Er auf diese Erde gekommen ist, um allein den Willen Seines Vaters zu erfüllen und nicht den Seinigen, dies erklärt Er mehrere Male: „Ich bin vom Himmel herabgestiegen, nicht um Meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der Mich gesandt hat“ (Joh 4, 38). Welches Zeichen der Liebe gegenüber Seinem Vater wollte Er der Welt geben? Dieses Zeichen der Liebe war Sein Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen, der Ihm zum Opfer am Kreuz für das Heil der Welt bestimmte. Er sagte es im Ölgarten, als Er Seinen Feinden entgegenging, die kamen, um Ihn zu ergreifen und zum Tode zu führen: „Aber die Welt soll erkennen, daß Ich den Vater liebe und so handle, wie Mir der Vater aufgetragen hat. Stehet auf, wir wollen gehen“ (Joh 14, 31). In gleich welchem Menschen will Er einen Bruder erkennen, unter der einzigen Bedingung, daß dieser den Willen Gottes tue: „Denn jeder, der den Willen Meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter“ (Mt 12, 50).

Die Heiligen haben niemals ein anderes Ziel vor Augen gehabt, als den Willen Gottes zu erfüllen: Sie verstanden sehr gut, daß die Vollkommenheit einer Seele nicht anderswo liegt.

Gott“, sagte der sel. Heinrich Suso, „verlangt nicht, daß wir große Erleuchtungen haben sollen; was Er will, das ist eine totale Unterwerfung unter Seinen Willen.“

Die hl. Theresia von Avila sagt: „Die einzige Absicht dessen, der sich dem Gebet hingibt, muß die sein, mutig daran zu arbeiten, seinen Willen dem Willen Gottes gleichförmig zu machen. Seien wir überzeugt, daß darin die höchste Vollkommenheit besteht, die man im geistlichen Leben erreichen kann. Wer sich in dieser Übung mehr hervortut, wird von Gott größere Gunsterweise empfangen und wird in seinem inneren Leben schneller vorwärts kommen.“

Die sel. Stephanie von Sozino, eine Dominikanerin, wurde eines Tages im Geist in den Himmel entrückt. Sie traf dort, im Chor der Seraphim, mehrere Personen, die sie gekannt hatte, und es wurde ihr gesagt, daß diese Seelen jenes Obermaß an Glorie verdient hätten wegen der vollkommenen Vereinigung ihres Willens mit dem Willen Gottes, den sie schon auf Erden gehabt hatten.

Der schon erwähnte sel. Heinrich Suso sagte selbst von sich: „Ich möchte lieber das kleinste Würmchen sein durch den Willen Gottes als ein Seraph durch meinen eigenen Willen.“

Um hier unten den lieben Gott lieben zu lernen, müssen wir uns in die Schule der Himmelsbewohner begeben. Ihre reine und vollkommene Liebe zu Gott fällt zusammen mit ihrer vollkommenen Vereinigung mit dem Willen Gottes. Die Seraphim würden mit größter Freude alles tun, was Gott ihnen befehlen würde, und seien es auch die einfachsten Dienste.

 

 

 

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