Tradition und Glauben

Die Banalität des Bösen. 4: Der Teufel ist banal

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Versuchung-Christi

Der Teufel ist banal

Wenn wir annehmen, dass das Böse also die Konsequenzen der Sünde banal sind, wenn unsere Natur dem Bösen und seiner Banalität zugeneigt ist, dann muss man sich auch die Frage stellen, ob der Anstifter zum Bösen der Böse also der Teufel auch banal ist? Diese Feststellung wird ihn sehr ärgern und wir werden dafür „bluten“, aber ja, so ist es, der Teufel ist banal. Warum? Weil das Böse an sich nichtexistent ist. Der hl. Thomas von Aquin sagt:

Malum non est negatio pura, sed privatio boni (Ia 1. 14. A. 10 o. et q. 48. A 2 ad 1 et 3. C. ad 2 et 5 c. ad 1)

Das Böse ist keine reine Verneinung, sondern der Mangel am Guten.

Das Böse ist also kein Minus, es ist eine falsche Zusammenstellung des Guten, es ist ein Mangel (privatio): Grundbedeutung „frei sein, Befreiung“, also ein „Raub“ am Guten, eine „Entbehrung“ des Guten. Und daher kann hl. Thomas des Weiteren behaupten:

Nullum ens est malum per essentiam, ne participatione, sed per privationem participationis. (Ia, q. 49. 3 .c. ad 4 et q. 65. 1 ad 2 et ad 3)

Kein Sein ist böse dem Wesen nach, auch nicht durch Teilhabe, sondern durch den Raub an der Teilhabe.

Dies bedeutet, dass es im Christentum keinen Dualismus gibt. Gott und der Teufel sind nicht gleich stark, sie halten nicht „das Gleichgewicht des Schreckens“, wie man in den 1980-gern gerne sagte. Dualismus ist eine gnostische und keine christliche Sicht der Dinge. Der Teufel und die Dämonen sind nur Geschöpfe, welche nur so viel können, wie Gott sie lässt. Man kann dies in etwas mit einer elastischen Hundeleine vergleichen. Drückt der Besitzer auf den Knopf, so kann der Hund nicht weiter und kleiner Hunden kann man auf diese Art und Weise in einen Rückwärtsgang versetzen. Das Böse ist existent und der Böse auch, aber dennoch ist er nicht wirklich wirklich, um es so zu formulieren. Die Heiligen, welche mit der dämonischen Umsessenheit, also mit den Angriffen von Außen, zu tun hatten, wie bspw. der Pfarrer von Ars, pflegten zu sagen:

„Es ist nichts. Es ist nur der Teufel“.

Die Angriffe waren zwar real und manchmal sehr schmerzlich, aber unter dem Strich richteten sie keinen Schaden an.

Mobilismus oder die teuflische Wandelbarkeit

Weil der Teufel aber kein Schöpfer ist und vom Guten abgefallen ist, deswegen kann er nichts Dauerndes und Richtiges schaffen. Nur Gott ist unwandelbar und ewig, der Teufel muss sich als Geschöpf immer etwas Neues einfallen lassen und deswegen ist dieser nachkonziliare Mobilismus, wie ihn Romano Amerio nennt,[1] dämonischen Ursprungs. Es kann sich doch nichts permanent ändern, denn dadurch wird auch die Änderung zu einer Fiktion, weil man nichts hat, woran man sich ausrichten könnte.  Aber überlassen wir Romano Amerio das Wort:

„Wie aus der Geschichte der Philosophie hervorgeht, ist der Mobilismus die Denkart, die das Werden höher als das Sein, die Bewegung höher als die Ruhe, die Handlung höher als das Ziel einschätzt. […] Die gesamte christliche Philosophie fasste das Werden als ein Akzidens der endlichen Substanz auf, während allein Gott kein Werden haben kann. […] Die systematische theoretische Darstellung des Mobilismus enthält die Philosophie Hegels. Das Daseiende ist das in der Zeit unendlich wechselhafte Werdende. Das Werden geht auf Gott über, womit es ihm die Attribute der absoluten Unwandelbarkeit und Zeitlosigkeit nimmt.“[2]

Kurz und gut: Gott ist Gott und deswegen ist er unwandelbar und ewig und als solcher der Garant der unwandelbaren Wahrheit. Überträgt man die Wandelbarkeit der Dinge auf Gott, wie es Hegel tat und was innerhalb der katholischen Theologie mehr als einmal im Kontext des Modernismus verurteilt wurde (DH 2826, 3225 f.) (wir führen dies noch woanders aus), so ist absolut alles wandelbar und es gibt keine Normen, die nicht am nächsten Tag umgeworfen werden könnten. Und so sind wir bei Amoris laetitia und Papst Franziskus. Lässt man die Veränderlichkeit einmal zu, dann gibt es wirklich keinen Halt, weil der heutige Tag wieder ein anderer als der gestrige ist. Hegels Philosophie des Mobilismus hielt leider Gottes, wie Amerio zeigt,[3] mit dem Vatikanum II Einzug in die Kirche und so lesen wir in Gaudium et Spes 5:

„So vollzieht die Menschheit einen Übergang von einem mehr statischen Verständnis der Ordnung der Gesamtwirklichkeit zu einem mehr dynamischen und evolutiven Verständnis“.[4]

Nun gut, man könnte sagen, dies ist eine Situationsbeschreibung der kontingenten Welt. Aber in Gaudium et Spes 31 lesen wir doch tatsächlich:

„Kraft des ihr anvertrauten Evangeliums verkündet also die Kirche die Rechte des Menschen, und sie anerkennt und schätzt die Dynamik der Gegenwart, die diese Rechte überall fördert.“[5]

Und welche Rechte sind es? Damals die Religionsfreiheit und jetzt wohl Homoehe und Euthanasie. Wie schreibt doch Romano Amerio:

„Die Vorstellung, dass Wandelbarkeit etwas Positives sei, dem man sich öffnen müsse, ist aber auch in die Kirche eingedrungen und hat sich dort verbreitet, hat überwunden, was man mit Stabilität und Unerschütterlichkeit verband, obwohl die Glaubensvorschrift klar ist: „Seid standhaft und unerschütterlich“ (1 Kor 15, 58). So stellte der Bischof von Metzt fest: »Der Stand der Zivilisation, den wir miterleben, bringt Veränderungen nicht nur in unserem äußeren Verhalten, sondern in dem Begriff selbst mit sich, den wir uns von der Schöpfung machen wir auch von dem Heil, das Jesus Christus uns gebracht hat«. Am 18. August 1976 erklärte dieser Bischof am Mikrophon von France-Inter: »Die vorkonziliare Theologie, die Theologie von Trient, ist nunmehr vorbei«. Dass »die Kirche sich einbezogen hat in den Gang der Geschichte, die sich fortentwickelt und verändert« (Osservatore Romano, 29. September 1971) vertrat übrigens sogar Paul VI., was nicht in Einklang mit seinen energischen Erklärungen über die Unwandelbarkeit der Kirche steht“.[6]

Da Romano Amerio diese Worte wohl Ende der 1970-ger/ Anfang der 1980-ger schrieb, so wusste er nicht wie sehr Johannes Paul II, Benedikt XVI und natürlich Franziskus der hegelianischen Vorstellung vom Primat des Wandels und der Geschichte das Wort reden werden. Natürlich jeder auf seine Art und Weise. Während man vielleicht noch im Jahre 1976 oder 1971 sich der Illusion hingeben könnte, dass durch all diese Veränderungen etwas Gutes für die Kirche dabei herauskommt, so kann dies im Jahre 2016, dem Jahre der häretischen Adhoration Amoris laetitia, welche durch und durch hegelianisch gehalten ist, wirklich niemand tun.

Banal = Trivial = Nachkonziliar

Trotz allem bleibt zu betonen, dass das Böse banal, siehe Papst Franziskus,  und niemals von Dauer sein kann oder wird, weil es nur ein Mangel am Guten (privatio boni) ist. Da Europa im XX. Jhd. wenigstens zweit Totalitarismen: Nationalsozialismus und Kommunismus überlebt hat, welche auch ewig schienen, so wird die Kirche auch Papst Franziskus und die Folgen des Konzils überleben. Deswegen ist es wichtig schon jetzt die richtige Seite zu wählen, denn das Böse, wie Unkraut, geht vorüber und wird wie Unkraut verbrannt werden. Die Veränderung ist doch banal, denn wäre es was Richtiges, so bräuchte man es nicht ändern.  Durch die Veränderbarkeit der katholischen Lehre kommt es zu ihrer Banalisierung oder Trivialisierung, wie sehr treffend der Poster Suarez auf katholisches.info feststellt,[7] den wir hier zum Abschluss dieses Beitrags, zitieren wollen:

„Mir bereitet heute nicht die größte Sorge, dass Papst Franziskus die kirchliche Lehre ändern könnte, sondern dass er ihre Bedeutung sukzessive trivialisiert und damit Katholizität auf ein Niveau reduziert, wo sie sich einfach auflöst. Der Glaube wird durch Trivialisierung nicht gestärkt, sondern geschwächt, weil der zu gehende Weg für den Glaubenden immer undeutlicher zu erkennen ist. Die Aufgabe eines Papstes besteht aber nicht darin, die ihm anvertrauten Schafe ins Dunkel des Unbestimmten zu führen, sondern ans klare Licht des Glaubens der Kirche, wie er zu allen Zeiten die Finsternisse der Welt erhellt hat.

[…] Was mich derzeit in der Kirche abstößt, sind die absurden Superlative progressiv gestimmter Bischöfe wie Kardinal Kasper. Wenn dieser über „Amoris Laetitia“ sagt, es handele sich um das wichtigste Schreiben in der Kirche seit 1000(!) Jahren, dann müsste man ob solche Einschätzung eigentlich nur kopfschüttelnd lächeln, denn Kardinal Kasper meint offenbar, das „Amoris Laetitia“ die Schriften von Thomas von Aquin, Duns Scotus und Bonaventura, um nur diese zu nennen, überflügle. Und wenn Papst Franziskus Kardinal Kaspers Thesen als „Theologie auf Knien“ bezeichnet, so kann man über diese Einschätzung theologischer Schlichtheiten ebenfalls nur den Kopf schütteln.

Die Ermangelung des Ernstes in Teilen der Kirche, die Hybris, den Relativismus als Erfüllung der Theologie anzusehen, führt eben zur oben schon angesprochenen Trivialisierung des Glaubens. Der Hang zum Trivialen ist ein Wesensmerkmal unserer Zeit, das sieht man auch in der Politik, ja selbst in der Kunst, in der die Albernheit zum prägenden Stilmerkmal avanciert. Insofern steht dieses Pontifikat für Modernität, wobei damit eben kein Qualitätsmerkmal verbunden ist. Modern sein heißt nichts anderes als der momentanen Mode entsprechen. Die Mode ist aber das jederzeit Austauschbare und beliebig Ersetzbare, denn der im Trivialen verwurzelte Geschmack kennt keine überzeitlich gültigen Qualitätsmaßstäbe.

Wo aber die Mode in den Glauben Einzug hält, wird sie zur Furie des Verschwindens, zur Verbergerin der Wahrheit.”

[1] Amerio, Romano, Iota unum. Eine Studie über die Veränderungen in der Katholischen Kirche im XX. Jahrhundert, Stuttgart: Kirchliche Umschau 2011, 369-378.

[2] Ebd., 370-371.

[3] Ebd. 370.

[4] http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_19651207_gaudium-et-spes_ge.html

[5] http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_19651207_gaudium-et-spes_ge.html

[6] Amerio, Iota unum, 371.

[7] Es handelt sich im Kommentar 23. April 2016 at 11:17  http://www.katholisches.info/2016/04/20/papst-franziskus-und-die-marginalisierung-der-glaubenskongregation/

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