Tradition und Glauben

Dom Prosper Guéranger: Antiliturgische Häresie (3): Kommentar 1 von 8. „Für alle“ statt „für viele“ als Beispiel einer neuen Formulierung

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Anbei der Text des Abtes von Solesmes, welcher von der Einführung neuer liturgischen Formulierungen handelt. Wir wollen von dieser Warte aus die Thematik des “für alle”, statt “für viele” bei dem Blutwort der Konsekration beleuchten und das Problem einer eventuellen Ungültigkeit der Novus Ordo Messe bei diesem unkorrektem Blutwort in mehreren Abschnitten prüfen. In diesem Teil wird derselbe Text von Gueranger erscheinen, unser Kommentar jedoch wird ein anderer sein.

[Und hier kommt] der dritte Grundsatz der Häretiker bezüglich der Liturgiereform. Nachdem sie die kirchlichen Formulierungen verjagt und die absolute Notwendigkeit ausschließlich die Bibelworte im Gottesdienst zu verwenden, verkündet haben, mussten sie dennoch anschließend feststellen, dass die Heilige Schrift sich nicht immer nach ihrem Willen verbiegen lässt; so führten sie den dritten Grundsatz ein, welcher, sagen wir es deutlich, darin besteht verschiedene [liturgische] Formulierungen zu fabrizieren und einzuführen. Formulierungen voll Tücke, durch welche die Gläubigen noch stärker an den Irrtum gebunden werden und wodurch das Gebäude der gottlosen Reform für ganze Jahrhunderte gefestigt wird.

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Kommentar 3.1

Die Aussage von Dom Guéranger stimmt. Die Heilige Schrift selbst stellt die „Reformer“ bloß und deswegen wurden die Schriftlesungen in der Novus Ordo Messe dermaßen stark zensiert, dass manche Passagen wegfielen und andere nur optional zu lesen sind.

1. „Für alle“ statt „für viele“ als Beispiel einer neuen Formulierung

Die Einführung neuer Formulierungen lässt sich sehr deutlich am Kelchwort darstellen, welches im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz trotz Anweisungen aus Rom wieder einmal nicht verbessert worden ist. Denn es heißt ja im normativen, lateinischen Original: „Dies ist mein Blut, das für euch und für viele (pro multis) vergossen wird.“ Im deutschsprachigen Raum heißt es aber seit wohl 1969: „Dies ist mein Blut, das für euch und für alle (pro omnibus) vergossen wird.“ Das Letztere ist nicht biblisch, es steht entgegen jeder kirchlichen Tradition und ist häretisch, denn es legt den Allerlösungsgedanken nahe, wonach alle unterschiedslos in den Himmel kommen werden. Die Allerlösungslehre ist aber falsch und sie wurde als sog. Origenismus mehrmals von der Kirche verurteilt und verworfen (DH 411). Aus der Verurteilung der Lehre des Origenes, welcher eine Aufhebung des Strafortes am Ende der Zeiten annahm, wodurch die ehemals Bestraften, d.h. die gottlosen Menschen, auch in den Himmel eingehen konnten, resultiert die ewige Wirklichkeit der Hölle, welche natürlich nicht leer ist. Die Hölle ist also keine Möglichkeit, sondern eine Wirklichkeit für die jene, die in einer aktuellen Todsünde sterben (DH 338, 342, 1002, 1306).

Natürlich kann man sagen, dass die Formulierung „für alle“ nicht direkt gegen die Wirklichkeit der Hölle und für die Allerlösungslehre steht. Da aber Liturgie als gefeiertes Dogma das theologische Denken prägt, so ist es nicht verwunderlich, dass in Deutschland und in denjenigen Ländern, wo es „für alle“ heißt, der Glaube an die Hölle und die Möglichkeit der ewigen Verdammnis schwindet, besonders bei Priestern, die diese Messen zelebrieren. Bei der Untersuchung der Unterscheidung zwischen „für viele“ und „für alle“ muss festgestellt werden, dass die wahre katholische Theologie zwischen redemptio (Erlösung) und salus (ewiges Heil) unterscheidet. Christus hat zwar – und dies ist die Erlösung (redemptio) – für alle Menschen sein Blut vergossen und ihnen die Möglichkeit gegeben, wenn sie wollen, sich zu bekehren, nach seinen Geboten zu leben und zum ewigen Heil (salus) zu gelangen. Da aber nicht alle dieses Angebot angenommen haben oder annehmen werden, denn man hat ja einen freien Willen auch zum Sündigen und Gott zu widerstehen, so wurde das Blut Christi nicht für absolut alle, sondern faktisch für euch, d.h. für die Apostel und für viele, d.h. für künftige Christen vergossen. Es wurde jedoch nicht für alle vergossen, da nicht absolut alle Menschen bis zum Jüngsten Gericht die Früchte der Erlösungstat Christi annehmen werden. Daher ist Rahners Lehre von den „anonymen Christen“, welche überall unter Atheisten, Agnostiker und andere Religionen existieren, ohne bewusst zu wissen dass sie Christen sind, schwer häretisch. Sie ist eigentlich auch für die Vertreter anderer Religionen beleidigend. So sagte angeblich zu Rahner ein buddhistischer Mönch: „Ich bin kein anonymer Christ. Sie sind auch kein anonymer Buddhist“. Natürlich führt diese rahnerische Lehre dazu, dass sich viele, wenn nicht alle, Kirchenbeamten und Gremienkatholiken in ihren Sesseln tiefenentspannen, denn da alle sind anonyme Christen sind und alle in den Himmel kommen werden, so brauchen wir wirklich nichts zu tun. Scholastisch und katholisch gesprochen stehen aber die Früchte der Erlösung in potentia (der Möglichkeit nach) allen offen, in actu (der Verwirklichung nach) aber werden sie nur von manchen, nicht von allen, angenommen. Und da beim letzten Abendmahl Christus Gott war und es immer noch ist, so wusste er bei der Einsetzung des Blutwortes wie die Zukunft der Menschheit sich bis zur Ende der Zeiten gestalten wird. Es werden viele, aber nicht alle gerettet werden und zum ewigen Heil (salus) gelangen. Dies zu verneinen würde nicht nur die gesamte kirchliche Tradition infrage stellen, sondern auch den menschlichen freien Willen, welcher von der Allmacht Gottes aufgehoben worden wäre. Da Gott aber die Menschen frei erschuf und wir uns von der Möglichkeit unserer Freiheit täglich überzeugen können, so muss auch die Freiheit sich für oder gegen Gott zu entscheiden angenommen werden.

(Fortsetzung folgt)

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