Tradition und Glauben

Dom Prosper Guéranger OSB – Leben und Werk (5)

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Nachkonziliare Liturgie als die Umkehrung der heilbringenden Routine (1)

Da also die Liturgie ein subjektiv-objektives Eintauchen in eine objektive göttliche Wirklichkeit darstellt, daher ist im liturgischen Vollzug, welcher den Übergang vom Subjektiven ins persönlich Objektive darstellt, alles wichtig. Da der Mensch kein reiner Geist ist, so braucht er bestimmte, in einer langen Tradition erprobte, Hilfsmittel. Dies ist auch die Sicht des tridentinischen Konzils, welches über die Zeremonien beim Meßopfer folgendes schreibt:

„Und da die Natur des Menschen so beschaffen ist, dass sie sich nicht leicht ohne äußere Hilfsmittel zur Betrachtung der göttlichen Dinge erheben kann, deswegen hat die gütige Mutter Kirche bestimmte Riten eingeführt, nämlich dass in der Messe einiges mit leiser, anderes mit lauter Stimme gesprochen werden soll; desgleichen verwandte sie aufgrund der apostolischen Lehre und Überlieferung Zeremonien, die geheimnisvolle Segnungen, Lichter, Weihrauch, Gewänder und viele der andere Derartige; einerseits sollte dadurch die Erhabenheit dieses so großen Opfers hervorgehoben werden, andererseits sollten die Gemüter der Gläubigen durch diese sichtbaren Zeichen der Religion und Frömmigkeit zur Betrachtung der höchsten Dinge, die in diesem Opfer verborgen liegen, angeregt werden.“ [1] (DH 1746)

Darum ist es nicht verwunderlich, dass in der Neuen Messe, besonders wie sie in Deutschland zelebriert, bzw. nicht zelebriert wird, das Gefühl der Erhabenheit sich nicht einstellen will. Dieses will sich deswegen nicht einstellen, weil die legitimen, liturgischen Mittel weggenommen worden sind und neue Mittel, sprich die Pastoralassistentin auf der Ambo oder die kreativen Miteinander-Kindergottesdienste, ausschließlich Aggression und Frustration hervorbringen. Leider muss man, bei aller Liebe zu der real existierenden Kirche und dem real existierenden Lehramt, sagen, dass dieses liturgische Chaos, von der höchsten Stelle nicht nur toleriert, sondern gewollt ist. Denn die neue Messe kann man, aufgrund der vielen vorgesehenen Optionen, ganz legal auf ganz verschiedene Art und Weise zelebrieren. Auf wie viele Weisen genau? Ein Blogger aus Polen hat es ausgerechnet und ist zu der imposanten Zahl von 516.096.000 (516 Millionen 96 Tausend!) für die Messen in Polen gekommen.[2] Diese Zahl ergibt sich aus den folgenden Optionen, wie sie in Polen gelten:

  • Begrüßung – 5 Varianten
  • Bußakt – 4 Varianten
    • Die dritte Variante des Bußaktes – 11 Anrufungen frei wählbar
    • Insgesamt: 11 Varianten Bußaktes
  • Kyrie – 2 Varianten (sogar 3, da bei der Verwendung des dritten und vierten Bußaktes das Kyrie entfällt)
  • Credo – 2 Varianten (sogar 3, wenn in der Messe die Taufe gespendet wird)
  • Fürbitten – 4 Varianten (angeblich gibt es mehr)
  • Gabenbereitung – 2 Varianten
  • Präfation – 10 Varianten
  • Eucharistische Hochgebet – 18 Varianten (in Polen, woanders mehr oder weniger)
  • Doxologie – 2 Varianten
  • Einführung zum Vater Unser – 8 Varianten
  • Domine, qui dixisti (Herr, der Du gesagt hast, meinen Frieden) – 5 Varianten
  • Gebet vor der Kommunion – 2 Varianten
  • Aussendung – 2 Varianten

Die Neue Messe kann man also in Polen (grob geschätzt) legal auf 5x4x14x2x2x4x2x10x18x2x8x5x2x2 = 516.096.000 Weisen zelebrieren.

Für Deutschland muss diese Zahl noch weiter erhöht werden, da man hierzulande legal über zwölf Hochgebete (Polen 18) und 78 Präfationen verfügt. Siehe die nachfolgenden Tabellen:

Präsentation1

Präsentation1(1)

Die “antideutschen” Untertöne, die hier vielleicht herauszuhören sind, sind nicht antideutsch, sondern theologisch-katholisch motiviert. Die Katholische Kirche in Deutschland ist theologisch und moralisch in solch einem desolaten Zustand, welchen die Vorbereitungen der DBK zur Herbstsynode zweifelsfrei offenlegen, dass man wirklich die deutschen Katholiken nur bemitleiden kann. Denn sie haben nicht mehr eine konservativ-tragende Volksfrömmigkeit, von welcher die Osteuropäer noch zehren. Theoretisch, was die Struktur, das Vermögen, die Organisation, das akademische Niveau und die nun wirklich großzügigen Konkordate in Deutschland anbelangt, so könnte es hierzulande wirklich sehr gut aussehen, da es aber die Verantwortlichen (siehe dies Kasper-Fraktion) seit mindestens 50 Jahren wirklich anders haben wollen, so sieht es wirklich so desolat aus, wie es ist. Denn wenn ein gutes System in die Hände von falschen Leuten gerät, so wendet sich seine Qualität gegen ihn selbst.

[1] Konzil von Trient, 22. Sitzung, 17. Sept. 1562, Lehre und Kanones über das Meßopfer, Kap.5.

[2] http://breviarium.blogspot.de/2007/05/chaos-liturgiczny.html

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