Tradition und Glauben

E.B.E. , Die Pathologie Escrivás: Warum man sich für das Opus Dei schämen muss (1 von 3)

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Lesezeit: 4 Minuten

Hier wieder ein Fundstück aus dem ehemaligen Opus Dei Archiv. Die Ehemaligen sind gut gebildet, literarisch gewandt und schreiben sich den langjährigen Frust von der Seele, sodass diese Zeugnisse kaum als Blog-Beiträge geeignet erscheinen, die von einem Richtwert von 800 Worten ausgehen. Man braucht auch ein bestimmtes Insider-Wissen, um den Inhalt würdigen zu können. Hier ein Beitrag, der noch gerade annehmbar ist. Er macht auf etwas aufmerksam, was sehr sonderbar ist. Opus Dei hatte von Anfang an einen “Geheimhaltungsfimmel”. Nicht nach einigen Jahrzehnten und Skandalen, sondern von Anfang an. Warum nur? Weil man sich von Anfang an über die Diskrepanz des Inneren und Äußeren im Klaren war. Wer ist sonst noch auf Geheimhaltung erpicht? Kriminelle, Geheimdienste, Menschen, die im Trüben fischen. Beim OD war das von Anfang an geplant.

Gervasio trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt, dass es peinlich ist über das Opus Dei zu sprechen. Dass einer Franziskaner oder Dominikaner ist, kann ein historisch interessantes Kuriosum sein für die, die nicht religiös sind, und für die, die es sind, hat es etwas Faszinierendes an sich. Aber die Tatsache, dem Opus Dei anzugehören, ist in höchstem Maß ideologisch befrachtet; man hängt von der Sicht der Dinge ab, wie sie Escrivá hatte (und die entspricht einer Sekte). Es ist so peinlich, wie wenn man einer rechtsextremen rassistischen Gruppe angehört, die die „Liebe zu niederen Rassen” predigt. Für das Opus Dei schämt man sich, weil man kaum jemals das einlösen kann, was es predigt: Es kommt immer etwas höchst Gezwungenes heraus, obwohl sie einen heilig gesprochenen Gründer haben und von der Kirche bisweilen tatkräftig unterstützt wurden. Je mehr Parfum von außen darüber gesprüht wird, umso heftiger stinkt das Opus Dei selbst.

Deshalb hat das AOP [Apostolado de la Opinión Pública, Apostolat der öffentlichen Meinung] [Red. eine Institution von Opus Dei] eine eigene Sprachregelung erfunden, um über das Opus Dei zu sprechen ohne vor Scham zu erröten: Nennen wir es „Opus Dei for dummies“, und sie haben einige Methoden entwickelt, über das Opus Dei zu sprechen, ohne vor Scham zu erröten“.

Gervasio meinte:

„Auch wenn sich ihre Aussendungen formal an die Öffentlichkeit gerichtet sind, so sind sie doch eher für die Mitglieder bestimmt, denen sie vorzeigen sollen, wie man reden, abstreiten und lügen kann und soll“.

Interessant ist dabei, dass sich das Opus Dei offenbar selbst wie eine Obszönität wahrnimmt, die man in der Öffentlichkeit besser nicht erörtert, für die man sich schämen muss, die man versteckt und unter einer steifen Hülle präsentiert, an der nichts spontan ist. So wie die Rechtsfigur der Personalprälatur der „Maßanzug“ ist, den man sich übergestreift hat, um zu verbergen, dass das Opus Dei seiner Natur nach immer noch ein Säkularinstitut ist, so sind auch die Äußerungen der Mitglieder maßgeschneidert.

Es ist ein Widerspruch, dass man theoretisch in der Öffentlichkeit problemlos über das Opus Dei reden können sollte, dass man sich in der Praxis aber dafür schämt, öffentlich über das Opus Dei zu reden, weil es irgendwie obszön ist. Inwiefern ist es obszön? Wir werden sehen.

***

Scham, um besser sündigen zu können

Escrivá selbst hat diese pathologische Scheu davor eingeführt, die dazu geführt hat, dass wir alle miteinander es vermeiden, offen über das Opus Dei zu reden; so konnten die intern üblichen Missbräuche im Zusammenhang mit Gewissensangelegenheiten auch lange Zeit nicht zur Sprache kommen.

„Die Intimität der persönlichen Hingabe an Gott und die Intimität unseres Familienlebens sind nicht dazu bestimmt, auf der Straße ausposaunt zu werden oder die Neugier des erstbesten Schnüfflers zu befriedigen, der an der Tür klingelt“ (Escrivá, Betrachtungen I, S. 447-448)

Was für eine extreme Sichtweise! Schwarz-weiß, ohne Zwischentöne. Das Opus Dei ist nicht so sehr eine Institution, es ist vielmehr eine Intimität, so wie das Innerste unserer Seele, und der  Wunsch, seine Regeln und Statuten kennen zu lernen, müssen die „aggressive Schnüffelei“ eines Eindringlings sein.

Das Schamgefühl ist ein sehr starker Mechanismus, der dazu dient, eine Selbstkontrolle der Mitglieder in Gang zu bringen, denen beigebracht wurde, was sie herzeigen dürfen und was nicht. Escrivá hat auf diesen Mechanismus zurückgegriffen, um sein Opus Dei vor fremden Blicken abzuschirmen, es sollte unterirdisch funktionieren, „nach innen wachsen“, sich wie ein Maulwurf bewegen und eines Tages in Gestalt der Personalprälatur ans Licht treten.

Eines ist an Escrivá tatsächlich barock – seine verschnörkelte Denkweise. Weil er wusste, dass das nicht gut war, was er tat, zum Beispiel der Betrug mit den Berufungen, hat er zur Verschleierung seiner Fehler eine allgemeine Phobie in Zusammenhang mit der Berufung verbreitet, indem er sie als „Intimität“ deklarierte. Auf dieser Weise kommt die Erwähnung des Opus Dei einer „unkeuschen Entblößung“ gleich;  man kann nicht offen über das Opus Dei sprechen, ohne nicht gleichzeitig eine Obszönität zu begehen. Escrivá sprach von „Schraube und Mutter“; innerhalb des Werkes muss alles fest miteinander verklammert sein, damit nichts sich lockert, nichts verloren geht. Man muss daraus eine Sünde machen, dann arbeitet das Schamgefühl für den übergriffigen Missetäter.

***

Darin liegt die Obszönität Escrivás: Er hat zum Intimbereich deklariert, was öffentlich zu sein hat, so wie etwa die Internen Schriften des Opus Dei: Die Konstitutionen und das Ius Particulare in lateinischer Sprache haben den einzigen Zweck, den Inhalt vor der Öffentlichkeit hinter einer toten Sprache zu verbergen; dieser Zaubertrick gefiel Escrivá, der sich angeblich immer verstecken und verbergen wollte. Escrivá versteckte die Dinge vor der Öffentlichkeit, und niemand konnte sagen, er „verberge“ etwas, denn er vollführte seinen Zaubertrick ja vor aller Augen. Das ist der Trick des Opus Dei: Es betrügt in aller Öffentlichkeit.

So, indem er nämlich zum Intimbereich deklariert, was öffentlich zu sein hat,  hat er die Heimlichtuerei in aller Öffentlichkeit zum fixen Bestandteil der Institution gemacht. Er sprach von keiner „Privatangelegenheit“, nein, es war eine „Intimität“, etwas, das man nicht einmal erwähnt. Das Private deklariert man wenigstens öffentlich als privat; das Intime existiert aber für die Öffentlichkeit gar nicht. Man hat uns darauf gedrillt, nicht über das Opus Dei zu reden. So ist es kein Wunder, dass es uns heute Mühe kostet, öffentlich über das Opus Dei zu reden, auch wenn wir diese Organisation schon vor Jahren verlassen haben sollten. So ist auch die AOP darauf dressiert, nur das Notwendigste zu sagen und nicht mehr. Man braucht sich auch nicht zu wundern, wenn viele sich sträuben, einen  Beitrag zu dieser Seite zu leisten; es erscheint ihnen als eine Obszönität, öffentlich über das Opus Dei zu reden, denn diesbezüglich sind sie sehr gut trainiert worden.

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