Tradition und Glauben

Eines tut Not – das geistliche Leben. Eine Einleitung in das Werk von A. Poulain SJ. (2 von 7): Eschatologie in sportlichen Bildern

Noch keine Bewertung.
Beitrag hören

Eschatologie in sportlichen Bildern

Warum steht aber das kontemplative Leben höher? Weil das irdische Leben in der katholischen Sicht lediglich als eine Vorbereitung und Vorstufe auf das ewige Leben gesehen wird. Da aber die Ewigkeit länger – da ewig – als sogar ein recht langes Leben dauert, daher sollte man in diesem Leben, soweit man kann, das anvisieren, womit man seine Ewigkeit verbringen wird. Die Ewigkeit in ewiger Qual und Verdammnis der Hölle ist natürlich auch eine reale Möglichkeit und Konsequenz eines sündigen und gottfernen Lebens auf Erden. Wir wollen aber im Moment nicht näher darauf eingehen, da wir hoffen, dass diese Möglichkeit keinen unserer Leser im Moment des Todes betreffen wird. (Und bis dahin ist ja noch immer Zeit und unser Blog möge auch das Seine dazu beitragen.) Erreicht jedoch jemand wenigstens das Fegefeuer, was wir uns selbst und allen unseren Lesern wünschen, so verbringt er, nachdem er die notwendige Läuterung in diesem Zwischenstand durchschritten hat, die Ewigkeit, welche in der Anschauung, d.h. in der Kontemplation, Gottes besteht. Daher steht also das kontemplative Leben höher als das aktive, weil die Kontemplation auf die Ewigkeit verrechnet einfach länger dauert.

Ist aber diese, alternativlose Art der Verbringung der Ewigkeit in der Kontemplation Gottes etwas Erstrebenswertes und daher Positives? Für einen Heiligen schon, für einen Sünder noch nicht. Das nachfolgende Beispiel möge es näher erläutern. Stellen wir uns vor, wir wären hier und jetzt alle gezwungen ein Triathlon vom Ausmaß des Iron-Man’s auf Hawaii zu absolvieren. Dies bedeutet an einem Tag ohne Pause 3,86 km zu schwimmen, anschließend 180,2 km Rad zu fahren und anschließend einen Marathon von 42,195 Kilometer zu laufen.[1] Um dies vollbringen zu können, müsste man sein ganzes vorheriges Leben auf diesen Triathlon hin trainieren und eigentlich täglich entweder das Laufen, das Radfahren oder das Schwimmen zu üben, manchmal auch alles an einem Tag, um das enorme Pensum des Iron-Man’s zu schaffen. Nehmen wir weiterhin an, dass alle Menschen, welche die notwendige Verfassung hier und jetzt den Iron-Man zu bewältigen  in ein Trainingslager eingewiesen werden würden, um sich nach und nach auf diese Leistungsebene zu begeben. Ähnlich sind die Endzustände des Himmels und des Fegefeuers zu deuten, falls sich jemand überhaupt für das Fegefeuer qualifiziert und nicht in der Hölle endet. Der Himmel ist der ewige Iron-Man, das Fegefeuer ist das Trainingslager. So wie für einen Untrainierten der Iron-Man als eine lange und unnötige Qual erscheint, so wirkt die Perspektive des Himmels und der ewigen Anschauung Gottes auf den Sünder.

Wie sagt man doch so schön: „Wie das Leben, so der Tod, wieder tut, so auch die Ewigkeit!“ Die Bekehrungen auf dem Todesbett sind nämlich äußerst selten. Da Gott, der uns den freien Willen gegeben hat, niemanden zu etwas auch zu Lebzeiten zwingen will, so wäre es ungebührlich und unlogisch zu denken, dass er jemanden nach dem Tod wenn, so wollen wir es hier annehmen, jede freie Willensentscheidung aufhört, zu sich selbst und seiner Ewigkeit zwingen möchte. Der Zwang zur Gottesnähe in der Ewigkeit wäre in etwa damit vergleichbar als würden wir alle in diesem Augenblick an diesen Start des Iron-Man’s auf Hawaii versetzt und zu der Teilnahme gezwungen werden. Die meisten von uns würden wohl nicht über den ersten Kilometer der Schwimmstrecke hinausgehen, sondern einfach untergehen. Während aber im Sport der Mensch selbst seine Ausdauer und Muskelkraft durch die Willenskraft bildet, schafft im geistlichen Leben Gott das Meiste durch seine Gnade selbst, mit der der Mensch mitwirken soll, indem er sich auf die Gnade öffnet und ihr kein Hindernis in den Weg stellt. Die verschiedenen, im Rahmen der Rechtgläubigkeit verbleibenden Gnadensysteme, stellen diese Mitarbeit unterschiedlich  dar. Wir wollen aber an dieser Stelle nicht darauf näher eingehen.

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Ironman_Hawaii

Bitte bewerten Sie!

Translate

Werbung

Letzte Beiträge

Letzte Beiträge

Kommentare

Top Beiträge

Christine Niles: FSSPX-„HORROR“-PROZESS: Vorgesetzter wusste Bescheid, hielt das sexuelle Raubtier in der Seelsorge
P. Robert McTeigue SJ, Was viele Priester nicht mehr glauben (3 von 6). Unartigkeit und Mode
P. Robert McTeigue SJ, Was viele Priester nicht mehr glauben (2 von 6). Andere Uhrzeit - anderes Publikum
Sr. Marie de la Croix, "Manuskript des Fegfeuers". Vom Fegefeuer (xxiii). Eine Reihe wertvoller Ratschläge (iv). Folgen des Redens und des Schweigens
P. Robert McTeigue SJ, Was viele Priester nicht mehr glauben (1 von 6). Lex oder Chaos?
Carol Byrne,  Pfingstvigil in den 1956 Reformen unterdrückt (70.3 von 110)

Archive

Gesamtarchiv
Monatsarchive

Beitrag teilen

Werbung

UNSERE pRODUKTE

Werbung

Spenden

Blogstatistik

Kommentar- und Printfunktion nur für Abonnenten.

  • 608.455 Besuche
error: Content is protected !!