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Betrachtet man verschiedene katholische Portale, insbesondere diese, wo einfache Leser ihren Senf und kein theologisches Wissen dazugeben können, so hat man viele Daten, um soziologisch-psychologische Studien betreiben zu können. Man findet dort einen bestimmten Typ – den Opfer-Typ. Diese Katholiken fühlen sich vor allem Opfer, und zwar:
- ihres Wohnstaates,
- der Politiker,
- der Oligarchen,
- der Presse,
- der schlechten Kirchenmänner,
- ihres eigenen Lebens.
Daher hoffen sie auf:
- ein Wunder,
- mehrere Wunder zugleich,
- Erfüllung der Verheißungen von Fatima, was auch immer das heißen mag,
- Erneuerung der Kirche,
was durch bestimmte religiöse Praktiken, hauptsächlich Rosenkranz, erwirkt werden soll. Kurz und gut: sie haben es schwer, jemand sollte sie bedienen und alles ins Lot bringen und dieser jemand ist Gott.
Ist “Fatimismus” Katholizismus?
Nein, das ist ein Schlaraffenland-Wunschdenken auf fauler Haut gewachsen.
„Fatima“, verstanden als „alles wird neu ohne unser Zutun“, wird niemals eintreffen, weil das theologisch unmöglich ist, siehe dieser Beitrag. Ein kreisförmiges Dreieck werden Sie ebenso wenig finden, weil kreisförmige Dreiecke unmöglich sind und daher nirgendwo vorkommen. Gott hat uns den freien Willen und unsere Lebensaufgaben und -Kämpfe gegeben, damit wir uns dadurch Verdienste erwirken, sodass er nicht alles für uns machen muss. Erst am Ende der Tage, nach dem Jüngsten Gericht, wo alles neu wird, aber noch nicht jetzt.
Diese Passivität, dieses Auf-ein-Wunder-Warten kommt vom Teufel, denn er möchte uns von jeglicher Anstrengung abhalten und den Himmel auf Erden versprechen. Es stimmt nicht, dass der Teufel nur zum Atheismus treibt, er treibt vielmehr zu einer überreligiösen Religion, die den Verstand ausschaltet, den Willen lähmt und das Opfer zu völligen Passivität verdammt, die von vielen, vielen Rosenkränzen begleitet wird. Den Teufel stört es nicht, dass wir viel beten, wenn wir nur dadurch keinen wirklichen geistlichen Fortschritt machen. Es gab immer Sekten wie die Messalianer oder Euchiten, die ausschließlich beteten, bevor sie dann in die Gnosis fielen, Dämonen huldigten und Orgien veranstalteten. Die Quietisten beteten auch viel und unterließen jegliches Handeln, das für eine Sünde hielten. Der Teufel ist ein gefallener Engel, somit ist er an sich spirituell und spiritualistisch, bevor er seine sinnliche Fratze zeigt.
Warum denn Opfer-Sein?
DSDZ hat einige seiner Leser persönlich kennengelernt oder schreibt mit ihnen. Sie gehören eigentlich immer zwei Kategorien an. Die erste steht, wie man schön sagt, fest im Leben, nimmt gerne jede Herausforderung an und ficht seine Kämpfe aus. Diese Gruppe ist an Lösungen und ihrer Umsetzung interessiert. Und dann gibt es noch die zweite Gruppe, nennen wir sie die Opfer-Gruppe, von Menschen, die Probleme mit dem Aufstehen, körperlicher Hygiene, Arbeitssuche, Bewältigung des Alltags haben. Was sie selbst unterlassen, das erwarten sie von anderen. Sie tun interessanterweise sehr viel dafür in dieser Lage zu verbleiben, anstatt aus ihr herauszukommen, obwohl sie unglücklich sind.
Warum?
Weil jede Veränderung viel Energie erfordert. Der Mensch ist aber „Energiesparer“ oder faul und sogar derjenige, der nicht faul ist, ist ab und zu müde. Grundsätzliche Änderung fordert aber auch ein grundsätzliches Infragestellen seiner Selbst, was immer schmerzhaft, mit Scham und Verdemütigung verbunden ist. Das alles ist Arbeit, Arbeit und Arbeit. Erfolgsmenschen wissen einfach, dass alles im Leben mit Anstrengung verbunden ist, insbesondere das, was einen weltlichen oder geistlichen Mehrwert mit sich bringt. Die Anstrengung steht aber nicht nur am Anfang, sondern sie gilt die ganze Zeit. Diejenigen, die diese Anstrengung nicht auf sich nehmen wollen, schlüpfen gern in die Opferrolle, weil man von einem Opfer nichts fordern kann. Es ist ja ein Opfer, arm und hat es so schwer. Es wartet auf ein Wunder oder auf „den Triumph des Unbefleckten Herzens“. Dies ist aber ein Verstoß gegen das Zweite Gebot, denn wir sollen Gott nicht unnütz dazu anrufen, was in unserer Macht steht.
DSDZ ist tief davon überzeugt, dass hinter dem Opfergehabe Faulheit und Stolz stecken. Man ist zu faul, um sich oder etwas zu verändern, man möchte bedient werden, weil man es sich verdient hat, als Opfer eben. Da ist eine Sektenmitgliedschaft nicht weit, der Gang zur FSSPX auch nicht, weil ein Teil der Verantwortung einem dort abgenommen wird. Irgendwie bequem. Gottes Wege sind aber anders, denn jeder erfährt, dass beim geistlichen Fortschritt er gerade das bewältigen muss, wovon er die ganze Zeit weggelaufen ist. Gott wählt aber dazu eine Zeit, wo wir es tatsächlich können, weil wir durch andere Herausforderungen dazu gewachsen sind.
Geweiht oder nicht geweiht?
Jetzt wird beispielsweise auf onepeterfive.com, das sich immer mehr Richtung FSSPX bewegt, die Frage diskutiert:
War es das schon oder noch nicht?
wobei es natürlich um die Russlandweihe geht.
- Manche sagen: „Ja“, wir müssen jetzt auf das Wunder warten.
- Manche sagen: „Nein“, weil Franziskus kein Papst ist und es muss unter einem richtigen Papst nachgeweiht werden.
- Manche sagen: „Ja, aber..“, weil die Sühnesamstage nicht erfüllt wurden, so müssen wir diese in Angriff nehmen und natürlich viele, viele Rosenkränze beten.
DSDZ glaubt einfach, dass man aus pekuniären Gründen diese ganze Fatima-Kundschaft bei sich behalten möchte, die wohl nach der Russland-Weihe keinen Sinn mehr in ihrem Leben sieht. Sie starrt in eine Leere, da endlich die Russlandweihe vorgenommen wurde oder auch nicht, je nach Ansicht. Da sich nichts geändert hat, sind diese Menschen enttäuscht, so macht man ihnen weiß, dass der Kaiser nicht nackt ist, sondern Kleider trägt, die nur von intelligenten Menschen oder guten Beamten gesehen werden können, so das Andersen-Märchen. Sieht also jemand den „Triumpf des Unbefleckten Herzens“ nicht, dann ist er kein guter Katholik oder er hat die Sühnesamstage (a) nicht gemacht, (b) nicht oft genug gemacht, (c) nicht mit der rechten Einstellung gemacht. Man ist also selbst schuld und Opfer, weil es wieder einmal nicht geklappt hat.
Sind wir für alles in unserem Leben verantwortlich?
Ja, und zwar in diesem Sinne, dass wir wenigstens dafür verantwortlich sind, wie wir damit umgehen, was uns zugestoßen ist. Auf äußere Ereignisse haben wir oft keinen Einfluss, aber auf unsere Haltung immer. Es gibt einen kleinen Lackmustest, an dem Sie erkennen können, ob jemand es wirklich schwer hatte. Menschen, die schwere Traumata erlitten hatten, geben meistens sich selbst dafür die Schuld. Sie sind still und gefasst und kehren dieses Ereignis unter den Tisch oder verdrängen es ganz. Sie fühlen sich eher für alle verantwortlich, als dass sie jemandem zur Last fallen wollen. War es aber objektiv nicht ganz so schlimm, so werden andere beschuldigt, bei Frauen ist es immer die Mutter. Kurz und gut: Ist man noch in der Lage andere, insbesondere die Mutter, zu beschuldigen, dann war es gar nicht so schlimm. In jeder Suchttherapie wird der Süchtige, der natürlich ein „Opfer“ ist, dazu geführt die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, anstatt anderen die Schuld für seine eigene Sucht zu geben.
Sollten wir aus zwei Extremen wählen: für nichts oder für alles die Verantwortung zu übernehmen, dann ist das Letztere die bessere Einstellung. Warum? Weil man so annimmt, dass man überhaupt Einfluss auf sein Leben hat. Fühlt man sich aber immer als Opfer, so hat man Einfluss auf rein gar nichts. Manchmal geben wir auch zu schnell auf. Denn fast jede Lösung braucht viele Ansätze, Versuche, oder Anläufe. „Einmal und gut ist es“, funktioniert nur selten. Interessanterweise sind Opfer mit ihrem eigenen Leben nicht zufrieden, weil sie Opfer sind. Diese bequeme Haltung ist also keine glückliche.
Opferseele und wahres Opfer
Eine „Opferseele“ zu sein, ist etwas völlig anderes. Man nimmt freiwillig zusätzliche Last auf sich, wenn Gott es von einem verlangt. Man kann immer „Nein“ sagen, denn man hat einen freien Willen. Es ist so als müssten alle anderen zwei Runden laufen, Sie aber vier, als müssten alle nur 80 kg stemmen, Sie aber 100 kg. Die Anstrengung, der Wille und der Eifer muss schon da sein, bevor man in die „Opferseelenliga“ aufsteigt. Nichts tun und sich für eine „Opferseele“ halten, während man tatsächlich nur ein Opfer ist, ist eine Verwechslung der Begriffe.
Der Teufel will uns in jeglicher Hinsicht bremsen, weil unser Ziel darin besteht, diese Vollkommenheit zu erreichen, die uns Gott zugedacht hat. Sollten Sie in Ihrem Leben durch Gottes ewigen Ratschluss auf 187.546 Punkte kommen und Sie kommen aber nur auf 160.000, dann kann sich der Teufel die 27.546 Punkte zugute schreiben, denn genau um diese Punkte hat das Gute in der Welt, der natürlichen und übernatürlichen abgenommen. Aber das Schönste für den Teufel ist die reine Passivität, die man als Religion auslegen kann. Daher diese ständigen Privatoffenbarungen, diese Weihen von irgendwas, diese Verheißungen oder Gebetsmarathons. Das Gebet soll immer in die Handlung integriert sein und diese nicht ersetzen. Natürlich ist alles in Gottes Händen, weil wir nicht alles beeinflussen können und sogar dann, wenn wir viel vorgearbeitet haben, das Endresultat nicht sicher ist. Aber Wunder, denn diese gibt es auch, müssen vorher sozusagen verdient werden. Das sieht man auch am Leben der Heiligen, wo die Wunder erst am Ende auftraten, und zwar nicht deswegen, um ihnen das Leben zu erleichtern.
Christus hat sich aufgeopfert, weil er es wollte. Er hat sein Leben aktiv hingegeben, obwohl er jederzeit vom Kreuz hätte heruntersteigen können. Diese angebliche Machtlosigkeit war nur eine verhüllte Macht. Dies betrifft zwar nicht die Märtyrer, die nur Menschen waren, aber sie haben sich selbst in diese Lage gebracht, obwohl sie hätten, fliehen oder ihr Christentum verbergen können. So war auch in diesem Falle die Passivität das Endresultat ihrer Aktivität. Seien Sie kein Opfer – geben Sie sich einen Ruck!

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