
Ein neuer katholischer Blog – Wozu?
Nimmt man etwas in Angriff, so muss man sich die Frage stellen, ob dieses Vorhaben überhaupt Sinn hat. Im Falle eines Internetblogs muss man sich nach der potentiellen Leserzahl fragen, welche diese, ja, wir geben es zu, missionarische Tätigkeit, die auf Kosten der sonstigen Lebenszeit geht, rechtfertigen würde. Kurz und gut: Gibt es noch ausreichend Katholiken in Deutschland oder in den deutschsprachigen Ländern, die diese Internetpräsenz eventuell lesen würden? Werden wir also ausreichend viele Menschen finden, welche an der Erörterung der katholischen Glaubenslehre interessiert sind und über ausreichende Vorkenntnisse verfügen?
Die Aufgabe dieses Blogs soll es sein das Wahre, Gute und Schöne des Katholizismus darzustellen und hochzuhalten. Ein Anspruch, der sicherlich in Deutschland als heroisch zu gelten hat, da man sowohl von der amtskirchlichen Seite als „fundamentalistisch“ gebrandmarkt, als auch von der piusnahen, sedisvakantistischen und traditionalistischen Seite als „Modernist“ und „Häretiker“ beschimpft werden wird. Sowohl in Deutschland, als auch in der katholischen Welt überhaupt scheint es so, als ob die via media – „der Mittelweg“ viel zu selten beschritten werden würde. Mit dem Mittelweg ist hier aber weder die dogmatische noch die moralische Laxheit gemeint, sondern die Einstellung der Welt und den Andersdenkenden gegenüber, die man für Christus und die Kirche gewinnen möchte. So haben wir einerseits die offiziellen oder gar die offiziösen der DBK nahestehenden Portale, wie zum Beispiel KNA oder in der letzten Zeit kath.net, in welchen katholische Glaubensinhalte kaum oder höchstens in den Zuschriften der Leser zu finden sind, die bei kath.net in der letzten Zeit immer stärker zensiert werden. Wir haben andererseits auch einige private Blogs, welche zwar die katholische Lehre vermitteln es aber, wie kath-zdw.ch, gemischt mit apokalyptisch gehaltenen Privatoffenbarungen tun oder wie zelozelavi oder antimodernist.org es aus einem sedisvakantistischen Blickwinkel tun. Es ist zwar gut, dass es die deutschsprachige Website katholisches.info gibt, aber auch dort scheint man dem Motto no news is a good news, bzw. a bad news is a news zu frönen, so dass man im Gegensatz zum englischsprachigen Rorate Caeli öfters den Eindruck hat, dass Hopfen und Malz verloren sind und der Antichrist vor der Tür steht.
Leider scheinen sich allzu oft die traditionellen, traditionalistischen, romtreuen, konservativen oder wie-wir-sie-auch-nennen-wollen Katholiken allzu oft eine manichäistische und manchmal richtig hasserfüllte Weltsicht anzueignen. Die Beiträge auf der Gott-sei-Dank geschlossenen Plattform kreuz.net sprechen dafür Bände. Diese Sicht ist aber eine dämonische, da der Dämon, hier realistisch nicht metaphorisch aufgefasst, auch unter traditionellen Katholiken, siehe kreuz.net oder David Berger, wütet, und sie zum Hass, zur Verzweiflung, zum Stolz und zum Anderem anstiftet. Ein Katholik braucht besonders in Deutschland Internetpräsenzen, bei welchen er geistlich, intellektuell und ästhetisch auftanken kann und welche seine Hoffnung stärken, dass noch nicht alles verloren ist. Wir wollen uns um solch eine Internetpräsenz bemühen.
Kommen wir aber auf unsere Ausgangsfrage zurück: Gibt es noch Katholiken in Deutschland? bzw. Wie viele Katholiken gibt es eigentlich in Deutschland? Wir freuen hierbei (1) die kirchenrechtlich-formale, (2) die intellektuell-dogmatische Sicht und (3) die moralisch-spirituelle Sich unterscheiden. Sicherlich handelt es sich dabei um recht vereinfachte Kriterien, aber mit irgendwas muss man doch anfangen.
1. Die kirchenrechtlich formalen Mindestanforderungen an die katholische Kirchenzugehörigkeit
Um kirchenrechtlich als katholisch zu gelten, muss man nicht nur getauft sein und die Kirchensteuer zahlen, sondern:
a. das Sonntagsgebot erfüllen (CIC 1247, 1247 § 1; KKK 2042),[1] und
b. mindestens einmal im Jahr alle schweren Sünden beichten (CIC 989, KKK 1457) und wenigstens einmal im Jahr kommunizieren (CIC 920).
Zwar beschränkt sich die alljährliche Beichtpflicht auf die Todsünden, beichtet aber jemand seltener als einmal im Jahr, so ist davon auszugehen, dass sein Gewissen dermaßen verformt wurde, dass er eine schwere Sünde von einer leichten Sünde nicht mehr unterscheiden kann und höchstwahrscheinlich auch Todsünden begeht. Wenn sich also jemand weigert wenigstens einmal im Jahr sein Gewissen durchzuleuchten und seinen geistlichen Zustand zu überprüfen, so ist es ein willentliches und bewusstes Tun, welches einem bewussten Ausschlagen der göttlichen, sakramentalen Gnadenhilfe gleichkommt und daher an sich eine Todsünde ist. Da nach den neuesten Angaben der deutschen Bischofskonferenz nur 54 % aller Priester einmal im Jahr oder seltener beichtet, so ist es nicht verwunderlich, dass man bei einer Predigt niemals von der Beichtpflicht hört.[2]
Ad a. Einhaltung des Sonntagsgebotes
Nach den Statistiken der DBK erfüllten im Jahre 2013 nur 10,8% der Katholiken in Deutschland die Sonntagspflicht[3]. Dies bedeutet andererseits, dass 89,2 % die Sonntagspflicht nicht erfüllen und dies wahrscheinlich seit Jahren tun, und somit höchstwahrscheinlich in der Todsünde leben und demnach nicht der Kirche, da bei ihnen kein Gnadenstand vorliegt, zuzurechnen sind.
Ad b. Einhaltung der Beichtpflicht
Über die Beichtfrequenz aller Katholiken in Deutschland liegen uns keine Statistiken vor, dennoch ist davon auszugehen, dass höchstens 10% der sonntäglichen Gottesdienstbesucher wenigstens einmal pro Jahr Beichten.
So wären wir bei einem Prozent der Katholiken, welche die formalen Mindestanforderungen einer inneren (keine schwere Sünde) und einer äußeren (Einhaltung der formalen Kirchengebote) erfüllen. Bei 24,2 Millionen der Kirchensteuer zahlenden Katholiken in Deutschland macht ein Prozent, welcher sich bei 10 % von 10 % ergibt, gerade 242.000 Katholiken aus. Betrachtet man aber das vollumfängliche Wissen um die katholische Glaubenslehre und die Akzeptanz der katholischen Moral, so scheint die Zahl von 242.000 Katholiken in Deutschland viel zu optimistisch und zu hoch gegriffen zu sein. Wie viel es also wirkliche Katholiken in Deutschland gibt, dies scheint niemand zu wissen.
Die Piusbruderschaft, welcher wir weder angehören, noch welche wir unterstützen, gibt folgende Zahlen an:
„Es scheint daher glaubwürdig, dass ein Mann des Opus Dei in Deutschland 2009 mit nur noch 30.000 wirklich praktizierenden Katholiken rechnete, d.h. solchen, die er alle Glaubenswahrheiten ohne Ausnahme annehmen und jeden Sonntag die Messe besuchen, soweit es ihnen möglich ist.”[4]
Da aber die Piusbruderschaft, welche nur 8000 spendende Sympathisanten, also quasi Mitglieder in Deutschland zählt, weder die Quelle, noch die Methodik des ominösen Opus Dei-Mannes angibt, so sind diese Angaben nur schwer zu verifizieren. Uns scheint, dass sich die Anzahl der Katholiken in Deutschland irgendwo zwischen diesen 30.000 unter den unsrigen 224.000 Seelen, also im Promillebereich der formalen Kirchenzugehörigkeit, bewegt. Der gegenwärtige „Franziskus-Effekt“ wird sicherlich dazu beitragen diese Zahlen weiter zu vermindern.
2. Die intellektuell-dogmatischen Mindestanforderungen an die katholische Kirchenzugehörigkeit
Um als Katholik zu gelten, muss man die katholische Glaubenslehre (a) kennen und (b) annehmen. Mit der reinen Kenntnis des katholischen Glaubensgutes ist es in Deutschland sehr schlecht bestellt, da der Konzil Religionsunterricht darauf abzielt möglichst wenig an Wissen zu vermitteln und möglichst viel zu verwirren. Die Verwirrung wird an den katholischen Fakultäten, Seminaren dermaßen gesteigerte und überhöht, dass es wirklich mit wundern zugehen muss, damit ein studierter Theologe weder in Agnostizismus noch in Atheismus, die seine Dozenten und Professoren, endet. Da aber Agnostizismus oder Atheismus die unausgesprochene, formale Voraussetzung bei der Einstellung im akademischen oder kirchlichen Bereich ist, so werden denn die wenigen verbliebenen Gläubigen gezielt ausgesiebt. Sogar ein studierter Theologe erhält in Deutschland kein theologisches Sinngefüge, welcher Sinn macht und mit dem Lehramt übereinstimmt. Macht es Sinn, so ist es rahnerisch-kantisch und politisch korrekt, ist es lehramtlich korrekt, so gilt es in Deutschland als nicht theologisch. Daher kann man den deutschen Katholiken wirklich nicht vorwerfen, dass sie die katholische Lehre nicht kennen, da diese ihnen fast nirgends vermittelt wird. Eine Notlösung stellen private Studien dar, welche nicht ungefährlich sind, da man auf sich selbst gestellt leicht in irgendwelche theologischen Sackgasse geraten kann, aus denen man nicht so schnell raus findet. Der Betreiber einer katholischen Internetpräsenz muss sich also die Frage stellen, ob er ausreichend viele Menschen mit einer theologischen Vorbildung findet, da man bei den Erklärungen nicht immer bei Adam und Eva anfangen kann. Die Beiträge auf vielen deutschsprachige Internetseiten lassen erkennen, dass es durchaus sehr gut gebildete, deutschsprachige Katholiken gibt, welche aber dazu neigen eine theologische Meinung, eine opinio theologica, also als lehramtlich bindend anzusehen, da sie entweder das nachkonziliare Lehramt ablehnen oder dieses Lehramt einfach viel zu selten intervenierend klärt. So sind wir mittlerweile bei der protestantischen Einstellung angekommen, wonach jeder sich selbst sein eigenes Lehramt ist und niemanden außer sich selbst gelten lässt. Wir hoffen dieser Versuchung nicht zu verfallen und manches, wenn auch nicht alles, offen zu lassen.
3. Die moralisch-spirituellen Mindestanforderungen an katholische Kirchenzugehörigkeit
Da der Glaube eine übernatürliche Dimension betrifft und die Theologie als eine Wissenschaft vom Übernatürlichen bezeichnet werden kann, daher ist es notwendig, dass jemand der sich für theologische Inhalte interessiert auch entsprechend lebt. Dies bedeutet dass er regelmäßig betet, ein sakramentales Leben führt, oft beichtet und kommuniziert, sich von jeglicher schweren Sünde frei hält und auf dem asketischen Weg auch die lässlichen Sünden und Unvollkommenheiten bekämpft. Erst dann nämlich wird sein Verständnis des Göttlichen, d.h. der göttlichen Geheimnisse und der Mysterien unseres Glaubens, wachsen. Häresien resultieren nämlich nicht nur aus Nichtwissen, sondern auch aus dem sündigen Leben, da der Teufel diejenigen den Intellekt trübt, welche mehr oder minder unter seinem Einfluss stehen.
Fasst man die von uns genannten Mindestanforderungen (1) kirchenrechtlich-formalen, (2) intellektuell-dogmatischen und (3) moralisch-spirituellen Art zusammen, so gehen wir davon aus sicherlich kein Millionenpublikum mit unserem Blog anziehen zu können. Dennoch wollen wir dieses Unternehmen mit Gotteshilfe wagen und freuen uns auch schon jetzt auf unsere Leser, ihre Zuschriften, Anregungen und Kritiken.
[1] CIC – Codex Iuris Canonici, das Katholische Kirchenrecht aus dem Jahre 1983. Wird es nicht anderweitig angezeigt, so ist immer das neueste Kirchenrecht gemeint. KKK – Katechismus der Katholischen Kirche aus dem Jahre 1992.
[2] http://rorate-caeli.blogspot.com/2015/04/the-german-catholic-collapse-priests.html Quellenstudie: http://link.springer.com/article/10.1007/s10943-015-0040-7 vgl. http://www.dbk.de/presse/details/?presseid=2780&cHash=4df87645880d6c449d9ad425745a7c04
[3] http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Zahlen%20und%20Fakten/Kirchliche%20Statistik/Allgemein_-_Zahlen_und_Fakten/DBK_Zahlen-und-Fakten2013-14_Internet.pdf S. 16
[4] Katholischer Katechismus zur kirchlichen Krise, Jaidhof 2012, 17.
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