Tradition und Glauben

Hilary White: Wieviele Finger hält Franziskus gerade hoch? Amoris Laetitia und die Unterwerfung

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Nach einer Reihe von Beiträgen, welche der „Stärkung des geistlichen Immunsystems“ durch den Ausbau der Marienfrömmigkeit dienen sollten, kehren wir zur traurigen und wenigstens dämonisch inspirierten, wenn nicht gar dämonischen, Wirklichkeit des jetzigen Pontifikats zurück. Wir wollen nicht unsere Leser dadurch verlieren, dass wir, zu viel Wahres vom Franziskus-Pontifikat berichten, wie es katholisches.info passiert ist und passiert. Wir wollen sie auch nicht dadurch verlieren, dass wir ausschließlich polemische Schriften veröffentlichen, weil die Wahrheit wirklich sehr bitter ist. Seit kurzer Zeit gibt es einen italienischen Blog anonimi della croce, der recht viele Interna aus dem Vatikan veröffentlicht, die dermaßen negativ und verwirrend sind, dass sowohl Steven Skojec als auch Ann Barnhardt diesen Blog für eine Desiformationskampagne des Vatikans halten. Wir sind uns da nicht so sicher, zumal unser Italienisch recht mittelmäßig ist und wir beim ersten Lesen nicht alles verstehen. Die Menschen wollen jedoch nicht zu viel Negatives lesen, denn es erdrückt sie und treibt sie in die Verzweiflung. Katholiken sind auch Menschen. Auch der hl. Petrus ermahnte den Heiland, damit dieser die negativen Nachrichten unterdrückt, wie wir in Matthäusevangelium lesen können:

„Von dieser Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, dass er hingehen müsse nach Jerusalem, und von den Ältesten und Schriftgelehrten und Hohenpriestern vieles leiden, und getötet werden, und am dritten Tage wieder auferstehen.

Und Petrus nahm ihn zu sich, und fing an, es ihm zu verweisen, und sprach: das sei ferne von dir, Herr! Das wird dir nicht widerfahren.

Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Weiche zurück hinter mich, Satan! Du bist mir zum Ärgernisse, denn du hast nicht Sinn für das, was Gottes ist, sondern für das, was der Menschen ist. (Mt 16, 21-23, Allioli)

Christus nannte ihn aber „Satan“, nicht weil Petrus es war, sondern weil er die satanische Agenda des Friede-Freude-Eierkuchens verfolgen wollte. Das ist aber nicht Gottes Plan. Zur Erlösung gehörte auch das Leiden und das Kreuz und so wird es im Leben eines jeden Christen, wie auch im Leben der Kirche werden. Negatives ist leider allzu Wahres und würde der Schreiber dieser Zeilen die meisten seiner Kirchenerfahrungen wiedergeben, so wären sie sowohl sehr negativ als auch wahr. Die Kirche ist aber trotzdem mehr; wenn wir an der irdischen Kirche zu verzweifeln scheinen, so haben wir immer noch die leidende Kirche im Fegefeuer und die triumphierende Kirche im Himmel. Dies ist die katholische Ekklesiologie, sodass 2/3 positiv und sozusagen über dem Meeresspiegel bleibt. Uns scheint, dass die katholischen Nachrichtenportale und Blogger, welche finanziell von den Anzeigen und der Anzahl der Klicks abhängig sind, sehr gerne etwas Positives über die jetzige Kirchensituation veröffentlichen würden, wenn es etwas Positives gäbe. Denn weniger Klicks, weniger Anzeigen, weniger Geld. Aber ist gibt wirklich nichts Positives unter Franziskus, außer dem Umstand, dass immer mehr konservative Katholiken zu Traditionalisten werden, weil sich ihre Augen für die Konsequenzen von Vat. II öffnen. Der Schreiber dieser Zeilen gehört auch dazu.

Positiv ist aber nicht positivistisch, wobei wir beim Aufsatz von Hilary White sind, wieder sehr schön von davilatollkuehn übersetzt, der wieder einmal alles auf den Punkt bringt. Bergoglio geht es nicht um Logik, sondern um die nackte Macht. Die jetzigen Hierarchen halten wirklich nichts von den Grundsätzen des Denkens und vom Satz vom Widerspruch, was sie mit dem hegelianischen Kommunismus gemeinsam haben. Obwohl Hilary White sehr gebildet ist, so macht sie hier einen philosophischen Fehler, welcher zwar bei einer kanadischen Nichtphilosophin verzeihlich, dennoch aber korrekturbedürftig erscheint. Dort wo sie „Positivismus“ schreibt, muss „erkenntnistheoretischer Idealismus“ stehen, denn der erkenntnistheoretische Gegensatz vom Realismus ist Idealismus und nicht Positivismus, wenigstens hier in Europa.

So lesen wir im Philosophischen Wörterbuch von Walter Brugger:

„Der Idealismus gerät aber in Gegensatz zum Realismus, wenn der Geist, das Denken, von dem das »gegenständliche«, materielle Seiende abhängt, mit dem menschlichen Denken gleichgesetzt wird. So komme es zum erkenntnistheoretischen Idealismus, der die menschliche Erkenntnis, wenigstens soweit sie sich auf »Gegenstände« bezieht, nicht als Sichangleichen an einen vorgegebenen Gegenstand, sondern als Hervorbringen des Gegenstands deutet; da aber das Denken allein den Gegenstand nicht als Ding an sich setzen kann, wird der bloß ideale Bewusstseinsinhalt zum eigentlichen Gegenstand“.[1]

Wem das zu hoch ist, dem machen wir es einfach. Ein Idealist hält das für die Wirklichkeit, was er selbst sich zurecht denkt, also das, was in seinem Kopf spukt. Wenn ich mir also denke:

„Ich bin sehr gutaussehend“,

dann bin ich es, gleich was die Anderen sagen, wie sie mich wahrnehmen, wie proportional mein Gesicht und meine Körpermaße sind etc. Ein Realist hingegen hält die Wirklichkeit für das, was außerhalb seiner Selbst ist und woran er sich angleicht. Ich bin gutaussehend,

  1. Wenn ich von anderen so wahrgenommen werde,
  2. Weil ich einem Muster eines gutaussehenden Mannes entspreche.
  3. Welches anhand der Proportionen dargestellt wird.

Somit ist die Wirklichkeit im Realismus verifizierbar, weil sie sich außerhalb des Denkens des Denkenden befindet. Im Falle des Aussehens könnte man 10 Männer und 10 Frauen befragen, wie sie mein Aussehen in der Skala von 0 bis 10 bewerten würden. Ferner könnte man meine Gesichtszüge und Proportionen ausmessen und diese in Verhältnis zu den Proportionen des goldenen Schnitts setzen, welche über die objektive Schönheit befinden.[2] Ja, ja meine Damen, alles ist Mathematik, meine Herren auch.

Dies wäre aber auch die einzige Ergänzung zu Hilary White, welche schwer traumatisiert und krank mit ihren Katzen eine neue Bleibe sucht und keine Zeit hat ihre philosophischen Kenntnisse zu erweitern, wofür wir jedes Verständnis haben. Beten wir für sie, damit sie uns lange erhalten bleibt und wir ihre Artikel übersetzen können.

Hilary White 10. Januar 2017

Wir hören immer mehr Klagen über die Spaltung. Warum, so die Klage, ist die Kirche geteilt? Warum können wir nicht einfach “unsere Unterschiede beiseitelegen”?

Ganz einfach, weil von zwei logisch entgegengesetzten Dinge nicht beide wahr sein können.

In dieser Woche wurden zwei Interviews veröffentlich, die die hauptsächlichen „Parteien“ der Kirche sehr hilfreich abgrenzen und begründen, dass die Kirche nun in zwei völlig unversöhnliche gegnerische Lager aufgeteilt ist, die sich zurzeit um die Vormachtstellung bemühen. Diese sind natürlich dieselben beiden Seiten, die nun seit 50 Jahren mit einem langwierigen Kalten Bürgerkrieg [Anspielung auf den Kalten Krieg Red.] beschäftig sind, der mit der Veröffentlichung von Amoris Laetitia in das öffentliche Bewusstsein gerückt ist, und in dem jetzt die Gewehre aufflammen.

In der Tat zeigen die beiden divergierenden Weltbilder der Interviews auch die große Kluft, die in allen Aspekten des gesellschaftlichen Diskurses in allen Ländern existiert, welche früher unter dem Namen Christenheit bekannt waren. Sie geben uns einen Einblick genau in das, warum Amoris Laetitia – und die schrillen Forderungen der Unterwerfung ihr gegenüber (an Amoris Laetitia (Anm. d. Übers.) – so wichtig ist als eine Demarkationslinie zwischen den Überresten der alten Welt und dem Schönen Neuen Paradigma,[i] das seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts um die Kontrolle unserer Zivilisation gekämpft hat.

Pater Antonio Spadaro, der enge Freund des Papstes, veröffentlichte heute in La Civilta Catholica ein Interview mit Christoph Kardinal Schönborn, dem Prälaten, den der Papst als autorisierten “Übersetzer” von Amoris Laetitia bezeichnet hat. Noch am selben Tag erschien noch ein Interview mit Kardinal Burke (geführt) von Michael Matt, dem Redakteur des ehrwürdigen Remnant-Magazins.

Im ersten fragte Spadaro Kardinal Schönborn:

Einige haben von “Die Freude der Liebe” als einem kleinen Dokument, einer persönlichen Meinung des Papstes, ohne vollen lehramtlichen Wert gesprochen. Welchen Wert besitzt diese Exhortation? Ist es ein Akt des Lehramts? Das scheint offensichtlich zu sein, aber es ist gut, es jetzt zu konkretisieren, um zu verhindern, dass einige Stimmen Verwirrung unter den Gläubigen stiften, wenn sie behaupten, dass dies nicht der Fall ist.

Seine Eminenz antwortete:

Es ist offensichtlich, dass dies ein Akt des Lehramts ist: es ist eine apostolische Exhortation. Es ist klar, dass der Papst hier seine Rolle als Hirte, als oberster Lehrer des Glaubens ausübt, nachdem er von der Konsultation der beiden Synoden profitiert hat.

In dem Remnant Interview, fragte Mike Matt Kardinal Burke im Wesentlichen die gleiche Frage:

Hat Amoris Laetitia eine Autorität im Sinne der Forderung des Glaubensgehorsams von den Gläubigen?

Der amerikanische Kardinal antwortete:

“Wie ich von Anfang an gesagt habe, zeigt die tatsächliche Form von Amoris Laetitia und tatsächlich auch die Worte des Papstes in diesem Dokument, dass es sich nicht um eine Ausübung des päpstlichen Lehramtes handelt. Und die Art und Weise, wie das Dokument notwendigerweise zu lesen ist, ist wie bei jedem Dokument: im Licht der beständigen Lehre und Praxis der Kirche. Und so sind die Aussagen in AL, die mit der ständigen Lehre und Praxis der Kirche übereinstimmen, sicherlich sehr schön. Aber es gibt eine Reihe von Erklärungen, die bestenfalls verwirrend sind, und sie müssen geklärt werden, und deshalb haben vier von uns Kardinälen nach der klassischen Praxis der Kirche fünf Fragen an den Heiligen Vater gestellt, die mit den Grundlagen des moralischen Lebens und der ständigen Lehre der Kirche in dieser Hinsicht zu tun haben.”

Schauen Sie sorgfältig auf diese beiden Antworten, um den großen Unterschied, in dem zugrunde liegenden Verständnis dessen, was der Katholizismus tatsächlich ist, zu erkennen. Burke hat sich mit dem Inhalt des Dokuments befasst und uns gefragt, ob das, was es sagt, objektiv katholisch ist.

Schönborn geht es nur darum, dass das Dokument selbst vom Papst kommt. Es ist katholische Lehre, weil der Papst sagt, dass es so ist. Sein Inhalt ist irrelevant. Wenn es im Widerspruch zu 2000 Jahren Praxis, wenn es sogar den Worten Christi in der Schrift widerspricht – irrelevant. Es ist der Papst, deswegen ist es von Autorität.

Erst nachdem er dies zum höchsten Kriterium gemacht hat, bemüht er sich den Inhalt des Dokumentes vorzustellen und sagt: “Ich habe keinen Zweifel daran, dass es sich hierbei um ein päpstliches Dokument von großer Qualität handelt, einem authentischen Lehren der sacra doctrina, die uns zurück führt zu der zeitgenössischen Bedeutung des Wortes Gottes.” Aber auch hier tut er seine positivistische Denkweise kund, was bedeutet, dass ein Widerspruch – ja, Ehebrecher können jetzt die Kommunion erhalten – irgendwie gerechtfertigt sein kann, einfach, weil es 2017 ist.

Wahrheit, Wirklichkeit, menschliche Natur, Gottes Absichten – und damit der Katholizismus – alle sind veränderlich, und es ist die Aufgabe der Kirchenmänner (gut, einiger Kirchenmänner), herauszufinden, was sie heute sind. Schönborn weiter:

“Wir werden in einer lebendigen Weise dahin geführt, eine Unterscheidung zwischen der Kontinuität der Lehrgrundsätze und der Diskontinuität von Sichtweisen oder von historisch bedingten Ausdrücken zu treffen. Dies ist die Funktion, die zum lebendigen Lehramt gehört: das Wort Gottes, ob geschrieben oder überliefert, authentisch zu interpretieren. “

Übrigens ist das ein Lehrbuchausdruck des Neo-Modernismus; Die Idee, dass die katholische Lehre “neu formuliert” werden muss, d.h. sie soll in neuer Weise dem “modernen Menschen” entsprechen.

Im nächsten Abschnitt spricht Schönborn noch deutlicher über die Absicht des Papstes, traditionell katholische philosophische Grundlagen über die Natur der Realität, einschließlich der menschlichen Natur, als unveränderlich aufzugeben:

„In diesem Bereich der menschlichen Wirklichkeiten hat der Heilige Vater den Diskurs der Kirche grundlegend erneuert – sicherlich nicht nur nach dem Vorbild seiner apostolischen Exhortation “Die Freude am Evangelium”, sondern auch nach der “Pastoralen Konstitution  über die Kirche in der modernen Welt“, die heute Lehrprinzipien und Überlegungen zum Menschen präsentieren, die sich in einer kontinuierlichen Evolution befinden. Es gibt eine tiefe Offenheit, die Realität (einfach) zu akzeptieren.

Uns wird nicht mitgeteilt, was genau diese “Lehrgrundsätze” sind. Aber uns wird jeden Tag gesagt, dass, egal, was sie sind, wir verpflichtet sind, uns ihnen zu unterwerfen.

Die gegensätzlichen Aussagen in diesen beiden Interviews verdeutlichen, dass unsere Spaltungen auf zwei unversöhnlich gegensätzlichen Auffassungen über die Natur der Wirklichkeit und damit des Katholizismus in den höchsten Ebenen der Kirche beruhen.

Die erste dieser beiden divergierenden Weltanschauungen ist:

Positivismus [1] [Korrekt müsste es heißen Erkenntnistheoretischer Idealismus Red.]- Die Wahrheit, die Wirklichkeit ist das, wie wir sie wahrnehmen. Von daher ist die katholische Religion das, was wir sagen, dass sie ist. Sie hat überhaupt keine Beziehung zu der äußeren Wirklichkeit – die ihrerseits existieren kann oder auch nicht existieren kann und in jedem Fall irrelevant ist. Der Katholizismus kann und muss auch in seinen wesentlichen Belangen geändert werden, um den sich ändernden Bedürfnissen der Gesellschaft, den heutigen Männern und Frauen, oder jedem Kriterium, das wir festlegen, gerecht zu werden. Es gibt nicht nur keine unveränderliche menschliche Natur, die in der gesamten menschlichen Geschichte denselben moralischen Gesetzen unterworfen ist, sondern auch keine entsprechende Natur der Wahrheit oder gar Gottes. Gott kann seinen Geist ändern, und es liegt an uns, durch die Untersuchung der “Zeichen der Zeit” oder der Tendenzen der Geschichte (oder was auch immer) zu unterscheiden, was sein neuer Wille für die Menschen ist.

Die Vorstellung, dass es eine unveränderliche Natur der Wahrheit gibt und dass sie in gleicher Weise für die unveränderliche menschliche Natur gilt, ist von Natur aus unterdrückend, regressiv und ungerecht, legalistisch, rigide und “unpastoral”.

Das einzige, was wir wissen müssen, ist, dass dieser veränderliche Wille Gottes durch den Papst, und nur den Papst, und / oder seine ausgewählten Vertreter übermittelt wird. “Tu, was dir gesagt wird” soll das vollständige Gesetz für die Besten von uns sein.

Das zweite Weltbild ist:

Erkenntnistheoretischer Realismus [2] – Die Realität existiert in bestimmter Weise außerhalb unserer Wahrnehmungen und Vorstellungen von ihr. Der richtige Gebrauch des menschlichen Intellekts ist es, diese Wirklichkeit zu entdecken und zu artikulieren, einschließlich der endgültigen Wirklichkeit Gottes und seiner Beziehung zum Menschen. Daher ist der Katholizismus nichts weiter als eine genaue Beschreibung der objektiven, unveränderlichen, äußeren Wirklichkeit und kann nicht durch menschliches Fiat verändert werden. Der Katholizismus hat für den erkenntnistheoretischen Realisten die gleiche Wertschätzung, die er in Bezug auf die objektive Realität, die Mathematik und Physik hat.

Dies ist die “klassische” philosophische Weltanschauung, die das Fundament dessen bildet, was wir heute “westliches” Denken und Zivilisation nennen. In diesem Paradigma ist es der Kirche nicht möglich, eines Tages etwas zu sagen, was verboten ist, und dann zu behaupten, dass diese Sache durch “Entwicklung” oder “pastorale Unterscheidung” jetzt erlaubt ist. Ein “Nein” kann sich nicht durch den bloßen Ablauf von Zeit oder kulturellen Unterschieden zu einem “Ja” entwickeln.  Unter diesem Paradigma ist der Katholizismus, auch in seiner “pastoralen Praxis” in “konkreten Fällen”,  ein einheitliches Ganzes, das rational ist; Es widerspricht oder verneint nie sich selbst – auch nicht seine(r) Vergangenheit – oder beobachtbare(n)  Phänomenen.

Erkenntnistheoretischer Realismus ist einfach ausgedrückt die Vorstellung, dass “die Wirklichkeit eine reale Sache ist” und dass sie in gewisser Hinsicht durch die menschliche Wahrnehmung, durch die Vernunft erfasst werden kann. [3] Er (der Realismus (Anm. d. Übers.) erschien in der überlieferten Geschichte in Griechenland und wurde in einem kontinuierlichen Strom durch die mittelalterlichen Philosophen (weiter) entwickelt und hat katholisches Denken seit der Gründung der Kirche beeinflusst. Er ist auch die Grundlage aller modernen Naturwissenschaften von Euklids Geometrie bis zu Galileo und Kopernikus` astronomischen Beobachtungen, medizinischen und biologischen Wissenschaften bis zur NASA. Seine Anwendung im Katholizismus beruht auf der Prämisse, dass es so etwas wie eine göttliche und eine menschliche Natur gibt, die beide zu allen Zeiten und an allen Orten die gleichen sind.

Wir sehen, dass in zunehmendem Maße in der Kirche der Positivismus das philosophische Fundament der postkonziliaren Revolution ist. Deshalb haben wir, die wir über diese Situation schreiben, begonnen, den Begriff “päpstlicher Positivismus” für die Idee zu verwenden, dass der Papst durch irgendeine mystische Kraft, die seinem Amt entspringen möge, entscheidet, dass es an der Zeit ist, die eucharistische Praxis im Gegensatz zur eucharistischen Lehre zu ändern.

Darüber hinaus zeigt uns die wütende Reaktion auf die Dubia von vielen Prälaten zu Gunsten des Papstes – mit hysterischen Anschuldigungen bis hin zu dem “Schisma” das gegen die vier Kardinäle geschleudert wird – wohin Positivismus führt. Amoris Laetitia demonstriert, dass der päpstliche Positivismus als Leitgedanke zu einer Ausübung rein politischer Macht führt, die auf der Annahme der göttlichen Fähigkeit eines Papstes beruht, die Natur der Wirklichkeit zu verändern oder gar zu ignorieren.

Man könnte sagen, dass Amoris Laetitia das Orwellsche Hochhalten von vier Fingern vor der ganzen Kirche ist, verbunden mit der Aufforderung, dass wir alle sagen, es seien fünf.[ii] Der tatsächliche Inhalt, die tatsächliche Anzahl der Finger, ist irrelevant. Das Einzige, was zählt, ist unser Eifer, uns zu unterwerfen.

Vor ein paar Tagen, kurz bevor er dieses Interview veröffentlichte, erzählte Spadaro der ganzen Welt auf Twitter, dass die neue Theologie mit der objektiven Realität nichts zu tun hat und dass darauf zu bestehen, falsches Denken sei.

Die Tatsache, dass das neue Irrationalitäts-Paradigma noch nicht ordnungsgemäß eingefügt wurde, wurde dadurch demonstriert, dass diese Absurditäten im Twitter feed gezeigt und verlacht wurden. Er wurde ziemlich gnadenlos durch den Kakao gezogen.

Diese offensichtlich irrationale Aussage wurde zu Recht als Zeichen eines teilweise verformten Geistes oder eines so intellektuell verbogenen, unreifen Denkens gedeutet, noch dazu es irgendeiner Andeutung wertvoller Kommentaren entbehrte.

Darüber hinaus ist es erstaunlich, dass Spadaro dieses ihn in Verlegenheit bringende Posting nicht entfernte, was jeder getan hätte, der dabei erwischt worden wäre, etwas Dummes, das seiner Sache schadet, sorglos zu posten. Stattdessen verdoppelte er seine Anstrengungen und versuchte in weiteren Postings, diese “Position” zu rechtfertigen und zu verteidigen. Es war offensichtlich, dass er darin nichts Unrechtes und Falsches sah, und nicht begreifen konnte, warum er eine solche Reaktion erhielt, und durch die vielen Korrekturen, die er ernsthafterweise als Antwort erhielt, offensichtlich  gar nichts lernte.

Als man nicht aufhörte zu lachen, antwortete er auf die einzige Art, die ein Positivist kennt: durch Gewalt. Er blockierte jeden, der hier kommentierte. Die Tatsache, dass er dachte, sein Posting mache irgendeinen Sinn, entfachte den Willen zur versuchten Verteidigung in ihm, und dann reagierte er mit Gewalt, und das war der lustigste Teil der ganzen Sache und auch der am meisten kommunizierte.

Wie ich schon sagte, war eine der hilfreichsten und fruchtbarsten Wirkungen dieses Pontifikats, die intellektuellen, lehrmäßigen und prägenden Fehlschläge der modernen katholischen Prälaten aufzudecken. Fahrt fort zu reden, so dass die ganze Welt es sehen und sich entscheiden kann. Wir sind in der Zeit der großen Klärung.

 Heute, dank Spadaro und Schönborn, die uns sagen, was sie wirklich denken, können wir es noch deutlicher verstehen als in der vergangenen Woche, in der Papst Bergoglio sie für die Auslegung und Verbreitung seiner Ideen verantwortlich beauftragte. Dies ist der Papst, der keine Schwierigkeiten sieht, von einem Tag auf den anderen wild divergierende und logisch entgegengesetzte Ideen vorzuschlagen. Der keine Skrupel hat, die 2000 Jahre alte katholische Lehre und Praxis zu ändern, die Schrift für diese oder jene Auslegung neu zu schreiben. (Nein, eure Heiligkeit, im Wunder der Brote und Fische ging es weder darum, zu teilen, noch war es ein „Gleichnis“.)

Was Menschen, die diese unfassbaren Widersprüche missachten, nicht verstanden haben, ist, dass “Bedeutung” irrelevant ist. Der Zweck dieser Mitteilungen war nicht, die katholischen Gläubigen über die Gedanken oder Überlegungen des Papstes über die Schrift zu informieren. Der Inhalt ist irrelevant; nur die Unterwerfung zählt, nur Macht. Das bedeutet, je zweideutiger, je widersprüchlicher, je nichtssagender, je unlogischer, desto besser.

Und das ist es, was die Menschen vermissen. In allen seinen Reaktionen ist er vollkommen gleichbleibend gewesen, denn er sagt immer dasselbe: Unterwerft euch. Tatsächlich haben wir vor kurzem einen Bericht erhalten, dass er genau weiß, dass seine Arbeit, die alte Lehre der Kirche zu ändern, ausschließlich auf der reinen Ausübung der puren Macht beruht. Als Kardinal Müller fragte, warum Franziskus die abrupte Entlassung drei seiner besten Priester aus dem ehemaligen Heiligen Offizium verlangt habe, soll der Papst reagiert haben, wie es alle Tyrannen tun:

“ICH. BIN. DER. PAPST. Ich muss niemandem antworten. “

Der Positivismus, die Ablehnung einer objektiven Realität, muss letztlich zum Autoritarismus führen. Wenn es keine objektive Realität gibt, gibt es keine Notwendigkeit, irgendwelche Regeln zu beachten. Jede Vorstellung einer Rechtsstaatlichkeit ist bedeutungslos. Was haben wir im Laufe der Geschichte gesehen, als das Rechtsprinzip [Rule of Law][iii]  zusammenbrach? Es kann nur das Recht des Stärkeren, die Herrschaft der Macht geben. Deshalb muss der Papst, sobald das Prinzip des “mach die Realität zu dem, was du tust” im päpstlichen Amt fest etabliert ist, so wütend auf “Widerspruch” reagieren, sogar auf den leisen diplomatischen “Dissens” der höflichen Bitten um eine Klarstellung.

Was bedeutet Amoris Laetitia?

“Es bedeutet, was ich sage, dass es bedeutet. Es bedeutet, halt die Klappe. “

Franziskus ist ein Papst unter vielen (Vorgängern), aber keiner von ihnen ist so wichtig wie der amtierende Papst, um das Papsttum dazu zu benutzen, den Katholizismus in seinen elementarsten, philosophischen Grundlagen zu zerstören. Er ist der erste Papst, der das Papsttum als Mittel der Einspritzung des neuen Irrationalitäts-Prinzips in die Kirche nutzt, der Übung einer fast unverständlichen Hybris. Darüber hinaus war so etwas bis vor 50 Jahren nicht möglich, wird aber nun durch den nahezu universellen Triumph der gleichen philosophischen Leere in unserer gesamten Zivilisation ermöglicht. Uns wurde unser ganzes Leben erzählt, dass die objektive Realität nicht zählt aber wir alle können es für uns selbst entscheiden.

Was wir nicht begreifen konnten, war, dass in einem Realitätsvakuum, derjenige, der die meiste Macht hat, für uns entscheiden wird.

Das Irrationalitäts-Prinzip ist in der Kirche auf dem aufsteigenden Ast, aber weil es ein unhaltbarer Ansatz ist, muss dieses Prinzip durch rohe Gewalt erzwungen werden; eine Situation, die nicht unbegrenzt aufrechterhalten werden kann, wie die Kaiser und Tyrannen der Vergangenheit erfahren haben. Angesichts dieser Irrationalität kann ein ruhiger, sogar zurückhaltender Mann wie Kardinal Burke den Terror im Herzen eines Tyrannen dadurch treffen, indem er lediglich die offensichtliche Wahrheit sagt.

NOTIZEN:

[1] Positivismus ist die philosophische Theorie des Wissens, die behauptet: “Die Information wird aus der sinnlichen Erfahrung abgeleitet, interpretiert durch Vernunft und Logik, und bilden die ausschließliche Quelle aller maßgebenden Erkenntnis.”

[2] “Wahrheit besteht in einer Korrespondenz zwischen kognitiven Darstellungen und Wirklichkeit.”

[3] “Grund” ist die Anwendung der Logik auf beobachtbare Phänomene, um die Realität genau wahrzunehmen. Es setzt also voraus, daß es eine unveränderliche, objektive Wirklichkeit gibt, die wahrgenommen werden kann.

[i] Anspielung auf den Roman von Aldous Huxley „Brave New World“, auf Deutsch „Schöne neue Welt“.

[ii] Anspielung auf die Schlüsselsszene auf George Orwells Roman „1984“.

[iii] Rule of Law ist ein Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, wonach ein Staat nach Gesetzen und nicht nach Willkürakten der Regierenden regiert werden sollte. Die Verwurzelung des Rule of Law wird im Naturrecht gesehen. Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Rule_of_law, welche viel aussagekräftiger als der deutsche Eintrag darüber ist https://de.wikipedia.org/wiki/Rule_of_law

Unsere Fußnoten [Red.]:

[1] Brugger, Walter, Philosophisches Wörterbuch, Freiburg: Herder 199823, 174.

[2] https://www.goldennumber.net/facial-beauty-new-golden-ratio/ https://www.google.de/search?q=beauty+is+about+proportions&espv=2&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwjP5N6J4fbSAhUK8RQKHaVDDYYQsAQIIw&biw=1344&bih=687&dpr=1.25 https://www.goldennumber.net/beauty/ https://www.realself.com/article/beauty-explained-proportions

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