Tradition und Glauben

Immer wieder die Partitipatio actuosa oder war Pius X. wirklich heilig?

War Pius X. wirklich heilig und seine Reformen nützlich? Wir bezweifeln es.
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Lesezeit: 3 Minuten

Hinter dem Hauptargument des heutigen Beitrags von Carol Byrne, wonach der vielzitierte Ausdruck partitipatio actuosa – „aktive Teilnahme“, auf den sich die ganze liturgische Bewegung bezogen hat, gar nicht in lateinischen Fassung von Tra le sollecitudini von Pius X. auftauchte, stehen einige Annahmen, die wenn nicht entkräftet, dann wenigstens hinterfragt werden sollten.

Diese Annahmen lauten:

  1. Pius X. war ein Heiliger.
  2. Alle seine liturgischen Entscheidungen waren unfehlbar.
  3. Hätte der Ausdruck partitipatio actuosa tatsächlich bei Pius X. gestanden, so hätte es etwas geändert.
  4. Ein Papst kann die Liturgie ändern oder ihr wenigstens seinen individuellen Stempel aufsetzen.

Bei den Traditionalisten funktionieren bestimmte innere Dogmen und Verbote, sowie Denkgebote, die nicht hinterfragt werden dürfen. Dazu zählen beispielsweise die unhintergehbare Heiligkeit und Gutheit von Pius X.  Aber Pius X. selbst wurde gerade unter dem reformfreudigen Pius XII 1951 selig- und im Jahre 1954 heiliggesprochen. Sein Kult wurde unter dieser Liturgie verändernden modernistischen Clique approbiert, die einen Patron und einen Präzedenzfall für ihre eigene Reformen brauchte.  

Niemand zweifelt heute daran, dass die Heiligsprechung von Johannes Paul II, Paul VI und Johannes XXIII bloß eine Kanonisation des Konzils ist und das diese Päpste wirklich keine Heiligen waren. Aber war die Heiligsprechung von Pius X. nicht etwa auch eine Kanonisation und Rechtfertigung der pianischen Reformen? Sollte auch Pius X. tatsächlich heilig gewesen sein, so waren doch seine liturgischen Entscheidungen tatsächlich Präzedenzfälle für den späteren liturgischen Verfall und sie stammen wirklich von ihm.

Wenn partitipatio actuosa in der lateinischen Fassung von Tra le sollecitudini nicht vorhanden ist, so ändert das doch nichts. Nehmen wir an, es würde drinstehen. Was ändert das? Dass die ganze Liturgie geändert werden sollte, weil sich ein Papst mehr aktive Teilnahme der Gläubigen wünscht? Was hat er schon zu wünschen? Der Papst ist ein Wächter über die Liturgie, kein Macher, wie Benedikt XVI richtigerweise feststellte, ebenso wie er ein Wächter über das Dogma ist. Er verwaltet die Liturgie, erschafft sie aber nicht. Bis Paul VI. haben die Päpste die liturgischen Angelegenheiten höchstens, wie Pius V. kodifiziert, aber nicht erfunden. Aber warum sollte man Pius X. anders bewerten als Paul VI.? Waren die liturgischen Reformen des Sarto Papstes überhaupt gut und richtig? Wir bezweifeln es. Was hat er denn reformiert?

  • Den Kirchengesang, was den Weg zur „aktiven Teilnahme“ als solchen ebnete.
  • Das Brevier, wodurch es verkürzt und rationalisiert wurde und weitere Reformen vom Zaun brach.
  • Den Heiligenkalender, wodurch viele Heilige als „nicht authentisch“ aus dem Kalender entfernt und viele Wunder „als mythologisierend“ unterdrückt wurden.
  • Häufige Kommunion, was langfristig zu den unwürdigen Kommunionen nach Vat. II. führte.
  • Senkung des Alters für die Erstkommunion auf 7 Jahre, was den unwürdigen Kommunionempfang von unwissenden Kindern ermöglichte.

All diese Reformen stammen tatsächlich vom Pius X. und es war ihm ersichtlich nicht klar, dass man zur Bekämpfung des Modernismus die Erleuchtung der Gnade braucht, welche gerade durch seine Reformen reduziert wurde. Da die Priester weniger Brevier beteten, so erhielten sie weniger aktuelle Gnaden, um die Glaubensinhalte verstehen und wiedergeben zu können. Denn die erste „Vertrocknung“ fand ja in der Kirche nach 1911 statt, als das Divino afflatu–Brevier zu gelten begann.

Hatte denn Pius X wirklich den Modernismus bezwungen?

Nein, hatte er nicht. Dieser lebte im Untergrund weiter, sickerte nach Rom durch und beschloss durch und unter Pius XII. neue Reformen bis er im Vat. II zur quasi offiziellen Lehre der Kirche wurde. Pius X. war ein Macher und kein Beter, was man daraus ersehen kann, dass er es schaffte, die tägliche Heilige Messe in 20 Minuten zu zelebrieren. Er rauchte auch Zigarren, was weniger schlimm ist, aber dem Bußgewand von Pius V. nicht gleichkommt.

Was von seinem Pontifikat langfristig übrigblieb, war die Überzeugung, dass es „konservative Liturgiereformen“ geben kann, was ein Widerspruch in sich selbst ist. Wenn Gott unwandelbar ist, dann ist der Gottesdienst, der ihn ehrt, dies auch.

Natürlich stammt die meiste Sympathie für Pius X. von den Anhängern der Piusbruderschaft, die nichts auf den Patron ihrer Organisation kommen lassen. „Der hl. Pius X.“ ist einfach ein Codewort für die Richtigkeit des Weges der FSSPX oder des Traditionalismus überhaupt, sodass kein Traditionalist, nicht einmal ein Sedi, es wagt die Heiligkeit und die Richtigkeit der Reformen des Sarto-Papstes zu hinterfragen. Aber es war leider Pius X., der die Weichen für das kommende Konzil legte.

Wir hinterfragen hiermit seine Heiligkeit und sein Pontifikat und richten dieselben Fragen an seine Kanonisation wie an die Heiligsprechung von Johannes Paul II.

Wenn er wirklich ein Heiliger war, warum ist nichts von dieser Heiligkeit in sein Pontifikat gedrungen?

Denn leider hielten die guten Früchte des Pontifikats von Pius X. nur sehr kurz an. Der hl. Pius V hingegen, hinterließ sein Messbuch, das bis 1969 galt, ordnete die Kurie und wehrte durch die Schlacht von Lepanto (1571) die Türkengefahr von Europa ab, durch eine Koalition dazu – die Heilige Liga – die er ins Lebe gerufen hatte. Er hinterließ also etwas Gutes und Bleibendes, was man von Pius X. wirklich nicht sagen kann. All seine Reformen führten die Kirche langfristig gesehen in den Abgrund und die Taktik modernistische Theologen durch das Sodalitium Pianum in Rom anzuschwärzen erwies sich auf die lange Sicht hin als nicht erfolgreich. Nach der antimodernistischen Aktion des Sarto-Pontifikats kam durch den Pendelschlag die modernistische Reaktion des Vat. II, wo sich der hl. Pius X. sicherlich mehrmals im Grabe umdrehte. Pius X. unterschätzte die Macht und Notwendigkeit der Gnade, die man hauptsächlich aus der Liturgie bezieht. Wahrscheinlich hatte er einfach nicht die Erfahrung, dass die Liturgie „wirkt“, was leider gegen seine Heiligkeit spricht.

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