
Aus der Abhandlung des heiligen Bischofs Augustinus über die Psalmen. „O Gott, du nimmst in Schutz mich vor der frevlerischen Rotte, vor der großen Zahl der Unheilstifter.“ Wir wollen nun unser Haupt selbst betrachten. Viele Martyrer erduldeten solches, aber nichts strahlt so deutlich heraus, wie das Haupt der Martyrer; hier schauen wir genauer, was jene erlebt haben. „Er war in Schutz genommen vor der frevlerischen Rotte“, weil ihn Gott selbst schützte, weil er selbst seine menschliche Natur als dessen Sohn schützte und als Mensch, als der er auftrat; denn er ist ja Gottesohn und er ist Menschensohn. Gottes Sohn auf Grund der göttlichen Natur, Menschensohn auf Grund der Knechtsnatur, der es in seiner Macht hatte, sein Leben hinzugeben und es wieder anzunehmen. Was konnten ihm die Feinde antun? Sie haben den Leib getötet, die Seele haben sie nicht getötet. Beachtet dies. Es wäre also dem Herrn zu wenig gewesen, den Menschen mit Worten Mut zu machen, wenn er sie nicht mit seinem Beispiel kräftigte.
Ihr wißt, welches die frevlerische Rotte bei den Juden war und welches die große Zahl der Unheilstifter. Was für ein Unheil (stifteten sie an)? Sie wollten den Herrn Jesus Christus umbringen. „So viel Beweise der Güte habe ich euch gegeben, sagte er, welcher ist es von diesen, dessentwegen ihr mich umbringen wollt?“ Er hat Mitleid gezeigt mit den Schwachen unter ihnen, hat Sorge gehabt um alle ihre Kranken, hat das Himmelreich gepredigt, hat nicht stumm zugesehen ihren Lastern, damit ihnen diese in richtiger Weise mißfallen sollten als der Arzt, von dem sie geheilt wurden. Gegenüber allen diesen Heilungen undankbar, haben sie, gleichsam vor starkem Fieber außer Sinnen und tobsüchtig gegen den Arzt, der gekommen war, sie zu heilen, den Plan ausgebrütet, ihn zugrunde zu richteten; als ob sie dabei ausproben wollten, ob er wirklich ein Mensch sei, der sterben könne, oder ob er über den Menschen stehe und seinen Tod nicht zugebe. Was sie sagten, erkennen wir im Buch der Weisheit Salomons: „Zum schimpflichsten Tode, so reden sie, wollen wir ihn verurteilen. Wir wollen ihn ins Verhör nehmen; wir können nämlich uns dann richten nach seinen Aussagen.“ Wenn er also wirklich Gottes Sohn ist, mag der ihn retten.
„Sie haben ihre Zungen scharf gemacht wie Schwerter.“ Die Juden sollen nicht reden: Wir haben Christus nicht gemordet. Denn deshalb übergaben sie ihn dem Richter Pilatus, um gleichsam an seinem Tode unschuldig zu scheinen. Denn als Pilatus gesagt hatte: „Richtet ihr ihn hin“, antworteten sie: „Wir dürfen niemand hinrichten.“ Die Schuld an dem, was sie Furchtbares taten, wollten sie auf den menschlichen Richter überleiten; aber täuschten sie den richtenden Gott? Was die Handlungsweise des Pilatus angeht, so hatte er in dem, was er tat, einigermaßen nur eine Mitschuld; aber im Vergleich zu ihnen ist er um vieles weniger Schuld. Denn er bestand, soweit er konnte, fest drauf, ihn aus ihrer Gewalt zu befreien; denn deshalb führte er ihn mit Geißeln bearbeitet vor sie. Nicht aus Haß hat er den Herrn geißeln lassen, sondern in der Absicht, ihre Wut zu befriedigen, damit sie wenigstens auf diese Weise zum Mitleid gestimmt würden und von der Absicht, ihn zu morden, abließen, wenn sie ihn mit Geißeln geschlagen sähen; auch dies hat er getan. Als sie aber beharrlich blieben, wusch er, wie ihr wißt, die Hände und sagte, er sei, weil er nicht der Täter gewesen sei, unschuldig an seinem Blute. Und doch war er der Täter. Wenn er aber schuldig ist, weil er der Täter war, wenn‘s auch unfreiwillig geschah, sollen die unschuldig sein, die ihn zur Tat gezwungen haben? Keineswegs. Doch hat jener gegen ihn das Urteil gefällt und hat ihn kreuzigen lassen und ist gleichsam selbst der Mörder; und auch ihr Juden seid Mörder. Auf welche Weise seid ihr Mörder? Mit dem Schwert der Zunge; ihr habt nämlich „eure Zungen scharf gemacht“. Und wenn habt ihr sie scharf gemacht, wenn nicht bei den Rufen: „Ans Kreuz, ans Kreuz?“
Kirchengebet
O Gott, durch das Leiden Deines Gesalbten, unseres Herrn, hast Du aufgehoben das Erbe der alten Sünde, den Tod, der übergegangen ist auf alle Geschlechter. Die wir nach unabwendbarem Lose das Bild der irdischen Natur tragen sollten, verleihe uns, da wir gleichförmig geworden sind Deinem Sohne, nun auch das Bild des himmlischen Menschen in uns zu tragen, geheiligt aus Gnade. Darum bitten wir Dich durch Ihn, Christus, unsern Herrn. Amen.
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Quelle: Erzpriester Stephan, Das kirchliche Stundengebet Teil I, S. 735 ff.
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