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Das amerikanische Internetportal Church Militant, das sich nicht scheut den Finger in die Wunde der Kirche zu legen und gleichermaßen, wie es scheint, Skandale im konservativen und progressiven Spektrum aufdeckt, brachte neulich einen Beitrag über einen traditionalistischen “Karmel”, der keiner ist, in der US Diözese Cheyenne, in Wyoming. Diesen Beitrag stellen wir auch bei uns vor und es empfiehlt sich ihn sich anzusehen, bevor man den nachstehenden Text durchliest.
Church Militant veröffentlichte als einzige eine Beitragsreihe über den sexuellen Missbrauch und andere Skandale in der FSSPX, die ihnen viel Beschimpfung und Hass brachten und die wir bei uns übersetzten. Church Militant brachte auch den Bericht über die Verhaftung von Pater Jackson aus der FSSP wegen des Besitzes und Verbreitung von Kinderpornographie. Der letzte Beitrag zum Thema Gefahren des Traditionalismus handelt von einer traditionalistischen “Karmel”-Neugründung aus dem Jahre 2010.
Was ist eine Sekte?
Es ist gar nicht einfach anzugeben, was eine Sekte tatsächlich ausmacht und wodurch sie sich von einem Kloster, Firma, Arbeitsumfeld oder Familie unterscheidet. Wir wollen dennoch ein paar Kriterien angeben:
1. Es gibt eine Führungspersönlichkeit, die man verehrt und deren Aussagen nicht hinterfragt werden dürfen.
2. Eigenes Denken und Kritik werden ausgeschaltet.
3. Mitglieder werden überwacht und denunziert.
4. Gemeinschaft hält sich für eine Elite.
5. Es herrscht eine Innen-Außen-Spaltung, bei der man die Außenwelt abwertet.
6. Mitglieder dürfen keine Beziehungen zu Außenstehenden haben.
7. Mitglieder investieren viel Zeit in die Gemeinschaft.
8. Mitglieder zahlen regelmäßig bestimmte Beträge in die Kasse der Gemeinschaft ein oder leisten Sklavenarbeit zu ihren Gunsten.
9. Mitglieder nehmen privat Kredite auf, um die Ziele der Gemeinschaft zu finanzieren.
10. Mitglieder werden in der Überzeugung gehalten niemals ausreichend viel für die Gemeinschaft zu tun und niemals ausreichend gut zu sein.
11. Mitglieder leiden an Schlaf- und Essensentzug.
12. Mitglieder sehen kein Leben außerhalb der Gemeinschaft, sodass sie oft im Tod den einzigen Ausweg erblicken.
13. Gemeinschaft wird Förderern anders dargestellt als sie wirklich ist.
14. Es kommt oft zum sexuellen, emotionalen oder körperlichen Missbrauch.
15. Mitglieder der Gemeinschaft sind unglücklich.
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Wir leben, ob wir es wollen oder nicht, in einer pluralistischen Gesellschaft mit sehr vielen Modellen des Glücks. Wie kann man also entscheiden, was eine Sekte und was eine “alternative Lebensweise”, wie die des Klosters, ist? Hier ein paar Orientierungspunkte:
- Macht man es freiwillig, dann ist es keine Sekte.
- Sieht man Sinn darin, dann ist es keine Sekte.
- Darf man kritisieren und sich selbst einbringen, dann ist es keine Sekte.
- Dürfen die Vorgesetzten gewählt und abgesetzt werden, dann ist es keine Sekte.
- Darf man jemanden von Außerhalb in jedes Detail einführen, dann ist es keine Sekte.
- Wird man von jemanden visitiert oder unterliegt einer Supervision, dann ist es keine Sekte.
- Ist man glücklich und wächst man als Mensch, dann ist es keine Sekte.
Dies sind, wohlgemerkt, nur rationale und soziologische Kriterien und keine theologischen, die noch in den anderen Beiträgen dieser Reihe angeführt werden. Aber man vergisst manchmal in der Ära des völlig irrationalen Franziskus oder seiner Apologeten, die meinen, dass 2 + 2 = 5 sei, wenn der Papst sich das so wünscht, dass die Gnade auf der Natur fußt und somit auf dem gesunden Menschenverstand. Etwas, was völlig irrational, in sich widersprüchlich und auf die Dauer schädlich ist, kann nie und nimmer von Gott kommen, der ja seine eigenen Geschöpfe nicht durch eine Spiritualität zerstören möchte, die er mit Verstand und freien Willen ausgestattet hat. Und dennoch geht alles in Sekten, die ja fast immer religiös sind, eben gegen den Verstand und den freien Willen.
Der wenig belesene Katholik wird vielleicht an dieser Stelle die Beispiele der strengen Askese der Heiligen anführen. Er vergisst aber dabei, dass diese Heiligen diese strenge Askese, wie z.B. der hl. Antonius oder der hl. Hieronymus, nur zeitweise praktizierten und daraus niemals eine Regel für andere machten. Die Regeln des hl. Benedikt oder des hl. Ignatius Loyola sind recht breit gefasst und offen, damit sie auch von durchschnittlichen Menschen befolgt werden können. In den Sekten trift das aber nicht ein. Man ist immer extrem, extrem in Allen, extrem allen gegenüber, vielleicht vom Guru selbst abgesehen und zwar die ganze Zeit, in allen Bereichen. Geht aber etwas dauernd und in allen Bereichen gegen die Natur, hat man zu wenig Zeit zum Essen, Schlafen, Alleinsein oder Nachdenken, dann kommt das nicht von Gott, der immer eine bewusste und freiwillige Mitwirkung mit seiner Gnade fordert. Es ist immer der Feind, der zwingt und nötigt.

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