
Die Engel sind in ihrem substantiellen Sein unveränderlich. (Sententia communis)
Grund der Unveränderlichkeit
Diese Aussage ergibt sich aus der rein geistigen Natur der Engel, die Formen ohne Materie sind. Aus diesem Grund würde jede substantielle, d.h. wesenhafte Veränderung das Schwinden ihrer Form zur Folge haben. Da auch eine Potenz – Möglichkeit- zum Nichtsein ausgeschlossen ist, muss die Substanz, sprich das Wesen, der Engel stets in gleicher Weise vorhanden sein[1]. Der heilige Thomas von Aquin lehrt, dass die Engel ausschließlich in ihren Tätigkeiten und akzidentellen Zuständen veränderlich sind (Summ. Theol. Ia Iae q. 9 a.2). Der Unterschied zwischen den beiden Zuständen besteht darin, dass das Substantielle sich auf das Wesen bezieht, während das Akzidentelle all das umfasst, was nicht zum Wesen eines Seins gehört. Mit anderen Worten: jeder Auftrag Gottes verändert den Engel nicht in seinem Wesen, sondern zum Beispiel in seinen Erfahrungen. Als Beispiel ist hier der Erzengel Gabriel anzuführen, der durch seine Botschaft an die allerheiligste Jungfrau ein Zeuge der Menschwerdung Christi (vgl. Lk 1,26 -38) geworden ist, was eins der vielen Belege aus der Heiligen Schrift ist, dass die Engel auch über ein Gedächtnis verfügen. Das belegen auch die Erfahrungen der Exorzisten, die das Erinnerungsvermögen der gefallenen Engel bezeugen können, was ohne die akzidentelle Veränderlichkeit nicht möglich wäre.
Folgen der Unveränderlichkeit
Dies bedeutet, dass aus einem gefallenen Engel niemals ein guter Engel werden kann, ebenso wenig wie ein guter Engel fallen kann. Die Willensentscheidung, welche sie bei der Probe getroffen haben, hat ihr Wesen geprägt und es unveränderbar gemacht. Daher schreibt hl. Thomas von Aquin:
Die Engel, also die guten Geister, haben Unveränderlichkeit auch rücksichtlich des Endzieles; sie sind gemäß ihrem freien Willen daselbst angelangt. Es bleibt ihnen noch die Veränderlichkeit mit Rücksicht auf den Ort. Ihre Kraft kann sich bald auf diesen Raum, bald auf jenen richten. (Summ. Theol. Ia Iae q. 9 a.2 ad 2)
Im Gegensatz zu Menschen, die durch Erfahrungen veränderbar sind, sind Engel durch ihre Erfahrungen nicht veränderbar, weil die Letzteren das Wesen des Engels nicht betreffen.
[1] Diekamp-Jüssen, Katholische Dogmatik, Alverna: Wil 2012, 376.

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