Tradition und Glauben

Katholische Engellehre: (37). Die bösen Geister, ihre Sünde und ihr Sturz. (4) Sünde der Engel war Superbia (iv)

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Die Hoffart – Superbia – der Engel ist wohl darin zu finden, dass sie nach danach strebten, Gott in seiner Unabhängigkeit und Herrschaft gleich zu sein (omnibus praecellere et nulli subesse – „allen voran zu stehen und niemandem Untertan zu sein“, wie Bonaventura In Sent.2 d. 5 a. 2 q. 1 von Luzifers Sünde sagt).[1] Wenn wir uns vor Augen stellen, das den sogenannten „modernen Menschen“, dem das letzte Konzil zu Füßen fiel, gerade das „Unabhängigkeitsstreben“, das „Frei-Sein“, die „Mündigkeit“, die „Selbstbestimmung“ und wie wir es noch nennen wollen auszeichnet, so sehen wir, dass sich dahinter der Luzifers Geist verbirgt. Es gibt zwar den freien Willen, also die Wahl und Entscheidungsfreiheit, auf Lateinisch liberum arbitrium genannt, wonach man sich immer zwischen den Optionen A und B entscheiden kann. Da das Leben aus der Summe der Einzelentscheidungen sich zusammensetzt, so kann man durchaus behaupten, dass wir in unserem Leben frei sind. Die Freiheit an sich ist da schon problematischer und DSDZ würde es doch so überspitzt formulieren, dass es Entscheidungsfreiheit durchaus gibt aber die Freiheit an sich nicht. Denn man ist immer von etwas oder jemanden abhängig. Von den gewählten oder überlieferten Werten, von seinen eigenen Begierden oder Leidenschaften, von einem Kriterium von welchem aus man etwas wählt oder verwirft. So sitzt DSDZ an einem Sonntag in seinem Bürostuhl und diktierte diesen Text, der am 11. September 2020 veröffentlicht werden wird. Obwohl DSDZ sehr müde und mürrisch ist, so wählt er vom Kriterium der Pflicht, wie er sie versteht, diese Tätigkeit, anstatt sich auszuruhen oder im Sessel zu lümmeln. Es ist eine freie Tat, die von der Warte eines höheren Kriteriums aus getroffen wird. Wäre das höhere Kriterium in diesem Falle alle Netflix Serien an einem Sonntag durchzuschauen, so würde DSDZ jetzt nicht das tun, was er frei tut. Somit ist die absolute Freiheit ein Trugbild des Widersachers, der damit die Menschen in die Abhängigkeit von sich selbst zieht. Denn „Freiheit“, „Selbstbestimmung“ und „Individualität“ sind gute Marketing-Worte.

Die Tradition der Kirche bezieht im Hinblick auf das Unabhängigkeitsstreben der gefallenen Engel gerne auf die Weissagung über den König von Babylon Is 14, 12 ff.:

„Wie tief bist du vom Himmel gefallen, Luzifer …, Der du sprachst in deinem Herzen: zum Himmel will ich aufsteigen, über den Sternen meinen Thron erheben …, Dem höchsten will ich gleich sein“

Ähnliche Anspielungen sind auch bei Ezechiel zu finden:

“Menschensohn, sag zum Fürsten von Tyrus: So spricht Gott, der Herr: Dein Herz war stolz, und du sagtest: Ich bin ein Gott, einen Wohnsitz für Götter bewohne ich mitten im Meer. Doch du bist nur ein Mensch und kein Gott, obwohl du im Herzen geglaubt hast, daß du wie Gott bist”. (Ez 28,2).

Nach Thomas 1 q.  63 a 3. ging das Streben der bösen Geister entweder unter Verschmähung der übernatürlichen Seligkeit ausschließlich auf ihre natürliche Vollendung, oder sie erstrebten das übernatürliche Endziel als etwas ihrer Natur zustehendes unter Ablehnung des göttlichen Beistandes. Auch darin liegt ungeordnete Liebe nach Unabhängigkeit.[2]

Lesen wir uns dieser Stelle bei Thomas durch:

Dritter Artikel.
Der Dämon wollte sein wie Gott.

a) Dagegen spricht:

I. Was nicht aufgefaßt werden kann (non cadit in apprehensione), das kann auch nicht erstrebt werden (non cadit in appetitu). Daß aber eine Kreatur Gott gleich sein will, kann gar nicht aufgefaßt werden, denn es trägt einen Widerspruch in sich; da das wesentlich Endliche nicht dem wesentlich Unbegrenzten gleich sein kann.

Kommentar: Weil das Göttliche als unendlich das Kreatürliche als endlich unendlich übersteigt, so wäre es auszuschließen, dass das Geschöpf überhaupt Gott sein will, da es sich nicht einmal vorstellen kann, was es bedeutet Gott zu sein.

II. Was Zweck der Natur ist, wird ohne Sünde erstrebt. Gott ähnlich sein aber ist der Zweck, zu dem hin kraft der Natur bereits jedes Geschöpf strebt. Wollte also der Engel nicht gleich Gott, sondern Gott ähnlich sein, so sündigte er nicht.

Kommentar: Alle Natur strebt dem Höheren zu, da die Engelnatur aber höher als die menschliche ist, so strebt sie mehr Gott zu als die unsrige.

III. Der Engel hat weit mehr Weisheitsfülle wie ein Mensch. Nur ein Wahnsinniger aber möchte ein Engel sein, geschweige denn Gott. Also, da die freie Wahl nur Mögliches zum Gegenstande haben kann, hat noch weit weniger der Engel Gott sein wollen.

Kommentar: Dies will bedeuten, dass ein Engel sehr dumm gewesen sein muss danach zu streben, was ihm nicht zusteht.

Auf der anderen Seite heißt es Is. 14.: „Ich will hinaufsteigen …. und Gott ähnlich sein;“ wozu Augustinus (in Quaest. Vet. Test. qu. 113.) bemerkt, „der Teufel wollte voll Hochmut Gott genannt werden.“

Kommentar: Und die Schrift irrt nicht.

b) Ich antworte, daß der gefallene Engel ohne Zweifel dadurch gesündigt hat, weil er sein wollte wie Gott.

Das kann aber heißen: Einmal, daß er Gott gleich sein wollte; dann, daß er Gott ähnlich sein wollte. Das erste könnte nicht der Fall sein, denn er wußte kraft seiner natürlichen Kenntnis, dies sei unmöglich; und weder eine Leidenschaft noch ein in seiner Natur vorher eingetretener ungeregelter Zustand band seine Erkenntniskraft, daß er etwa im besonderen einzelnen Falle aus Schwäche der Erkenntnis etwas Unmögliches erwählt hätte, wie das bei uns eintreten kann. Zudem wäre dies gegen das Verlangen der Natur, eine andere Natur zu sein; denn jede Natur will erhalten bleiben in ihrem eigenen Sein. So begehrt der Esel nicht, ein Pferd zu sein; und keine Natur niedrigen Grades begehrt, eine Natur höheren Grades zu sein; denn sie würde eben dann selber nicht mehr sein. Hier täuscht nur die Einbildungskraft manchmal; denn der Mensch möchte bisweilen höher stehen, soweit es einzelne seiner Eigenschaften und Zustände anbetrifft, die da vervollkommnet werden können, ohne daß sein Sein selber vergeht; und dann meint man, oder meint er selbst, er wolle eine höhere Natur einnehmen. Gott aber überragt den Engel seiner ganzen Natur nach und nicht bloß in einer beliebigen Eigenschaft. Also ist dies unmöglich, daß der Engel in seiner Natur hätte Gott oder Gott gleich sein wollen.

Kommentar: Der Natur als solchen des Engels war es nicht gegeben Gott sein zu wollen, weil jede Natur damit zufrieden ist, dass sie ist, wie sie ist.

Ähnlich sein, aber Gott kann in zweifacher Art verlangt werden: Einmal so, wie eine Kreatur geeignet und dazu geschaffen ist, Gott ähnlich zu werden. Und wer dies verlangt, der sündigt nicht; wenn er dies nur in gebührender Weise verlangt; nämlich, daß Gott ihm diese Ähnlichkeit verleihe. Denn wenn jemand Gott ähnlich sein wollte in der Gerechtigkeit; aber so, daß er dies aus eigenen Kräften will, nicht weil Gott ihm dazu die Kraft geben muß, so sündigt er. Dann aber kann jemand verlangen, Gott ähnlich zu sein in dem, wonach er ihm nicht ähnlich sein kann; wie z.B. wenn er verlangte, wie Gott, Erde und Himmel zu schaffen; was Gott allein eigen ist. Dies wäre Sünde. Und in dieser Weise hat der Teufel begehrt, wie Gott zu sein; nicht als ob er Ihm überhaupt nicht hätte untertan sein wollen, da er ja so sein eigenes Nichtsein erstrebt hätte; denn keine Kreatur kann sein ohne Gott. Aber er verlangte ungebührenderweise das als seinen letzten Endzweck, wozu er kraft seiner Natur gelangen konnte; und so wandte er sich ab von der übernatürlichen Seligkeit, welche der Gnade Gottes gedankt wird.

Kommentar: Gott möchte eine jede Natur zu sich ziehen, aber gemäß der Gerechtigkeit, auf dem geordneten Weg, in der Unterordnung und in der Hierarchie und eben dagegen sündigten die gefallenen Engel. Sie wollten es aus eigener Kraft und wollten etwas, was ihnen nicht gebührt, z. B. Schöpfer zu sein. Sie verwarfen die Gnade.

Oder wenn er diese letztere Seligkeit verlangt hat, so wollte er sie besitzen auf Grund seiner natürlichen Kräfte und nicht auf Grund des göttlichen Beistandes gemäß der Bestimmung Gottes. Und dies stimmt überein mit den Worten des Anselmus (de casu diaboli cap. 3. et 4.), daß der Teufel begehrte, das zu sein, wozu er gelangt wäre, wenn er die Probe bestanden hätte. Diese beiden Auslegungen fallen gewissermaßen in eine zusammen; denn in jedem Falle wollte er seine schließliche Seligkeit aus eigenen natürlichen Kräften haben; was Gott allein zukommt.

Kommentar: Und so hat sich der Teufel selbst ausgetrickst. Er wollte das werden, was er ohnehin bekommen hätte, hätte er die Probe bestanden.

Weil aber, was an und für sich ist, das Princip und die Ursache ist für jenes, was durch ein anderes ist; daher kommt es, daß der Teufel auch einen gewissen Vorrang vor anderen erstrebte, worin er ebenfalls ungebührenderweise Gott ähnlich sein wollte.

Damit ist die Antwort gegeben auf alle Einwürfe.

Manche Theologen und Heilige sehen den Grund des Engelfalls in der Weigerung, Christus in seiner menschlichen Natur anzubeten, was sicherlich mit dem Stolz zusammen gehangen haben mag.

Dass viele Engel gesündigt haben, ist aus Markus 5,9 und aus den Schilderungen der Apokalypse vom Reich der Dämonen zu erkennen. Ihre Zahl ist aber nach der Annahme Augustinus De civ. Dei XI,23, dem auch Thomas beipflichtet, geringer als die der seligen Engel. Die natürliche, durch die Gnade noch gefestigte Natur der Engel zum Guten bildete ja einen starken Schutzwall gegen die Sünde (1 q. 63 a. 9). Diese Stelle lautet wie folgt:


Neunter Artikel.
Mehr Engel blieben in der Gnade als abfielen.

a) Dagegen spricht:

I. Der allgemeine Grundsatz, den Aristoteles (ll. Ethic. c. 6.) aufstellt und den die Erfahrung bestätigt: „Das Übel ist weiter verbreitet wie das Gute.“

II. Gerechtigkeit und Sünde sind in den Engeln wie in den Menschen. Mehr Böse sind aber unter den Menschen wie Gute; wie Ekl. 1,1. sagt: „Der Thoren ist eine unendlich große Zahl.“

III. Die Engel unterscheiden sich nach Personen und nach Rangstufen. Blieben also mehr Personen gut, so scheint es, daß von einzelnen Rangstufen keiner gefallen ist.

Auf der anderen Seite heißt es (4. Reg. 6, 16.) mit Rücksicht auf die guten Engel: „Mehr sind mit uns wie mit jenen.“

b) Ich antworte, daß mehr Engel treu geblieben sind wie gefallen. Denn die Sünde ist gegen die natürliche Neigung; was aber gegen die Natur geschieht, ist immer weniger verbreitet, wie die monstra in einer Natur, die Fehlgeburten, immer weit geringer sind als das, was der Richtschnur der Natur folgt. Denn die Natur erreicht ihren Zweck immer oder doch größtenteils.

c) I. Aristoteles spricht da von den Menschen. In diesen aber ist das Übel vorhanden deshalb, weil sie den sinnlichen Gütern folgen, die mehreren bekannt sind; und dafür das ungeschaffene Gut verlassen, welches wenigeren bekannt ist. In den Engeln aber ist keine sinnliche Natur. Deshalb hat dieser Einwurf nichts zu sagen; ebensowenig wie der zweite.

III. Für jene, welche meinen, daß der Teufel der höchste war aus der niedrigeren Rangstufe, ist es offenbar, daß von den anderen höheren Rangstufen keiner gefallen ist; sondern nur aus der niedrigsten. Nach jenen aber, welche annehmen, der Teufel sei der höchste aller Engel gewesen, ist es wahrscheinlich, daß von jeder Rangordnung einige fielen; wie in eine jede diese Rangordnungen Menschen aufgenommen werden, um die Gefallenen unter den Engeln zu ersetzen. Und darin findet auch die freie Selbstbestimmung der Kreatur ihre Bestätigung, die auf jeder Seinsstufe zum Übel sich hinneigen kann. In der heiligen Schrift aber werden die Namen mancher Rangordnungen den Dämonen nicht beigelegt wie die der Seraphim und der Throne; denn diese Namen werden hergenommen von der Liebesglut und von der Innewohnung Gottes, was zugleich mit der Todsünde nicht bestehen kann. Beigelegt aber werden den Dämonen die Namen: Cherubim, Gewalten, Fürstentümer; denn dieselben rühren von der Wissenschaft und der Macht her, von Kräften also, welche Guten und Bösen gemeinsam sind.

[1] Diekamp-Jüssen, Katholische Dogmatik, Wil 2012, 384-385.

[2] Ebd., 385.

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