
3. Werden kirchliche Statistiken manipuliert?
Ebenso wie bei der Anzahl der Priesterberufungen erfolgte nach dem Konzil ein drastischer Rückgang der Ordensberufungen, worunter hier die Anzahl (a) der Ordenspriesterberufungen, (b) der Ordensbruderberufungen, (c) der Ordensfrauenberufungen sowie die Anzahl der Berufungen an den (d) männlichen und (e) weiblichen Mitgliedern der Säkularinstitute verstanden wird. Berücksichtigt man dabei die Angaben der Agentur Fides[1], die Statistiken, welche von Roberto de Mattei,[2] Romano Amerio[3], sowie den katholischen statistischen Dienst Cara der amerikanischen Georgetown Universität [4], so ist der Rückgang der Ordensleute in der nachkonziliaren Kirche immens.
Wie wir bereits erwähnt haben, weisen die Zahlen, welche von Amerio, de Mattei (=A/M) sowie von der Agentur Cara diesbezüglich angegeben werden große Diskrepanz auf, was den Verdacht einer Manipulation wohl seitens der offiziellen kirchlichen Agentur Cara nahelegt. Die nachfolgende Tabelle macht diese Diskrepanz deutlich:
Da die angegebenen Statistiken, vom Jahr 2005 abgesehen, verschiedene Bereiche in verschiedenen Jahren betreffen, so ist der direkte Vergleich schwierig. Dennoch scheinen die Statistiken von A/M konsistent zu sein. Wenn es nämlich im Jahre 1965 insgesamt 329.799 Ordenspriester und Ordensbrüder gab, so kann man, sogar ohne das Verhältnis der Ordensbrüder zu den Ordens Priestern im Jahre 1965 zu kennen, welcher in den Jahren 1970-2012, laut Cara, 1:2 bzw. 1:3 betrug, d.h. auf einen Ordensbruder fielen 2-3 Ordenspriester, davon ausgehen, dass es im Jahre 1969 lediglich 208.000 Ordenspriester gab. Wenn wir die Angaben von de Mattei für wahr oder wahrscheinlich halten, gilt dies auch für die Angaben von Amerio. Und deswegen verwundert die Gesamtzahl der Ordens- und Weltpriester für das Jahr 1970, welche von Cara mit 419.728 angegeben wird und somit um beinahe 6.000 Gesamtanzahl von Ordens- und Weltpriester übertrifft, welche von Amerio für das Jahr 1969 mit 413.000 angegeben wird. Nimmt man sogar an, dass Amerio nach unten abrundete, so sind es doch zwei verschiedene Angaben. Die Angaben zu den Weltpriestern (Amerio 1969: 205.000 vs. Cara 1970: 270.924) wundern auch, besonders aber die Angaben zu den Ordenspriestern (Amerio 1969: 208.000 vs. Cara 1970: 148.800). Die Gesamtzahl der Ordensmänner für das Jahr 2005 divergiert zwischen de Mattei und Cara ebenfalls, fällt aber im Vergleich zu den anderen Diskrepanzen verhältnismäßig gering aus. Da das Ziel des vorliegenden Aufsatzes nicht darin besteht die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit von Romano Amerio, Roberto de Mattei bzw. der Agentur Cara zu untersuchen, was ohne die Einsicht in das Annuarium statisticum Ecclesiae bzw. Tabularum statisticarum collectio für die oben genannten Jahre aussichtslos ist, so wollen wir an dieser Stelle diese Problematik nicht mehr vertiefen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die offiziellen kirchlichen Agenturen die Statistiken schönfärben ist größer als die Wahrscheinlichkeit, dass Romano Amerio und Roberto de Mattei es tun. Der erstgenannte ist schon verstorben, der Letztgenannte wirkt weiter und wird angefeindet. Dennoch konnte bisher keiner seiner Gegner ihme eine Fälschung nachweisen, was er sicherlich getan hätte, wenn eine Fälschung vorliegen würde.
[1] www. Fides.org
[2] De Mattei, Roberto, Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte, Kirchliche Umschau 2011, 642-643. De Mattei gibt auf S. 643, Fußnote 206 die Angaben für die Jahre 1965 i 2005 nach Pardilla, Angelo, I religiosi ieri, oggi e domani, Roma 2007; tenże, Le religiose ieri, oggi e domani, Città del Vaticano 2008 an.
[3] Amerio, Romano, Iota Unum. Eine Studie über die Veränderungen in der Katholischen Kirche im XX. Jahrhundert, Kirchliche Umschau 2011, 188-191;328. Er gibt (S. 191) das 1969 laut Tabularum Statisticarum Collectio und Jahr 1976 nach Annuarium statisticum.
[4] http://cara.georgetown.edu/CARAServices/requestedchurchstats.html
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