Tradition und Glauben

Mariä Heimsuchung oder wie das Heilige erkannt wird

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Das heutige Fest von Mariä Heimsuchung lehrt uns, dass Gott seine Versprechen verifiziert und uns ganz konkret zeigt, dass unser Weg ein Teil eines größeren Plans ist. Wir haben über das gegenseite Sich-Erkennen von Heiligen bereits hier gesprochen, aber im Falle der Gottesmutter und der hl. Elisabeth spielt sich das alles auf einer höheren Stufe ab.

Was war der Plan Gottes?

Dass Johannes den Herrn verkündet, sodass er früher gezeugt und geboren werden musste. Obwohl wir den hl. Johannes den Täufer instinktiv einer anderen Zeit als Christus zuordnen, so war er nur 6 Monate älter als der Heiland und sie waren Cousins. Was sich aber vorher auf einer wunderbaren Weise auf der menschlichen Ebene bei Elisabeth abspielte, das spielte sich wunderbarer auf der übernatürlichen Ebene bei Maria ab. Wie Johannes von Zacharias auf natürliche Weise doch recht wunderbar gezeugt wurde, so wurde Christus  ganz übernatürlich und wunderbar vom Hl. Geist gezeugt, sodass der Logos, die zweite Person der Dreifaltigkeit, die Substanz des Fleisches von Maria der Jungfrau nahm. Die unerwartete Schwangerschaft der verheirateten Elisabeth war für die Jungfrau Maria ein sicheres Zeichen, dass Gott seine Versprechen erfüllt und alles im voraus plant, indem er das Höhere durch das Niedere vorbereitet. Aber auch für Elisabeth war die Erscheinung Mariens, die Bewegung ihres Kindes im Mutterleib und ihre eigene unverhoffte Prophetie:

“Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?” (Lk 1, 43)

eine Bestätigung, dass Gott wunderbar an ihr gewirkt hat und etwas Größeres mit ihr und ihrem Kind plant. Der Kirchenvater, hl. Johannes Chrysostomus, fasst diese Ereignisse in der zweiten Nokturn wie folgt auf:

[…] Als nun Johannes aus dem Schoße ihn im Schoße erblickt hatte, durchbricht er die Schranken der Natur und ruft aus: Ich sehe den Herrn, der der Natur Schranken angelegt hat, und warte die Zeit meiner Geburt nicht ab; die Zeit von neun Monaten ist hier für mich nicht nötig; in mir ist doch lebendig derjenige, der ewig ist; ich will hinaustreten aus dieser dunklen Behausung, will eine knapp gefasste Erklärung der wunderbaren Ereignisse kundgeben. Ich bin ein Zeichen; zeigen will ich die Ankunft Christi; vorbereiten will ich des Gottessohnes Auftreten im menschlichen Leibe. […] Noch wird er [Johannes Red.] nicht geboren, und schon redet er durch Hüpfen; noch ist er unsichtbar und schon versucht er Drohungen; noch ist es ihm nicht vergönnt zu rufen, und er machte sich durch Taten vernehmbar; noch führt er kein eigentliches Leben, und er preist Gott […]”. (Erzpriester Stephan,Das kirchlichen Stundengebet oder das römische Brevier, Bd. II, Regensburg 1927, 947)

Und was lernen wir daraus? Das der hl. Johannes der Täufer schon im Mutterleib, als Embryo, ein prophetisches Bewußtsein und Selbstbewußtsein hatte, indem er den vor kurzem vom hl. Geist gezeugten Christus im Mutterleib erkannte. Der hl. Johannes wurde vom Hl. Geist erfüllt, die hl. Elisabeth auch, denn das, was sie zur Maria sagte, konnte sie nicht wissen. Und hier kommen wir zu einem zweiten Väterzitat. Diesmal ist es die Predigt des hl. Ambrosius in der dritten Nokturn:

“Es ist darauf zu achten, dass Höheres zum Niederen kam, damit das Niedere eine Hilfe erhalte, nämlich Maria zu Elisabeth, Christus zu Johannes”.

Ja, zuerst kommt Gott zu uns mit seiner Gnade, das Höhere zum Niederen und manchmal erleuchtet er mit dieser Gnade andere Menschen, damit sie zu uns kommen. Das heutige Fest erfasst also:

  • die Bestätigung der Pläne Gottes,
  • die Nächstenliebe Mariens,
  • Prophetien im Mutterleib,
  • Erfüllung durch den hl. Geist,
  • und sicherlich einiges mehr.

Wir verdanken dem heutigen Fest direkt das Magnificat und indirekt das Benedictus. Zwei Gebete, welche täglich im Stundengebet gebetet werden. Beide sind in der Geschichte Johannes’, Mariens, Elisabeths und Christi verwurzelt und beide wurden vom hl. Geist gewirkt. Es ist doch interessant, wie ganz konkrete geschichtliche Ereignisse, gleich was die liberale Exegese sagt, zu heilbringenden und heiligenden Mysterien werden, wenn wir diese Texte nur rezitieren.

Woher wissen wir, dass sie heiligen?

Weil sie die Dämonen stören. Sowohl im Großen Exorzismus des Rituale romanum als auch in anderen Rituale wird empfohlen, sowohl Benedictus als auch Magnificat zu beten. So lesen wir in Rituale romanum (Titulus XII, Caput II, Nr. 6):

Es wird helfen von anderen vielen Gebeten abgesehen über dem Besessenen oft Pater noster, Ave Maria und Credo zu wiederholen, sowie das, was unten angeführt wurde. Das Canticum Magnificat am Ende Gloria Patri, das Canticum Benedictus am Ende Gloria Patri (Rituale romanum, Rom 1957, 857)

Danach folgt eine Aufstellung von Psalmen, angefangen mit dem Credo des hl. Athanasius Quicumque. Was vertreibt nämlich die Dämonen? Heiligkeit, welche durch konkrete Gebete vergegenwärtigt wird. Das heutige Fest hat uns also das Magnificat als eine wirkungsvolle antidämonische Waffe gegeben, die wir in unseren Nöten einsetzen können.

 

 

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