
Erste Lesung
Lesung aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (Joh 6, 44 – 52). Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage. Es steht geschrieben in den Propheten: “Und sie werden alle von Gott gelehrt werden.” Jeder, der von dem Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir. Nicht, daß jemand den Vater gesehen hat, außer derjenige, welcher von Gott ist, dieser hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, hat das ewige Leben.
Ich bin das Brod des Lebens. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, und sind gestorben. Dieses ist das Brod, welches vom Himmel herabkommt, auf daß derjenige, der davon ißt, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brod, der ich vom Himmel herabgekommen bin. Wenn jemand von diesem Brode ißt, so wird er leben in Ewigkeit; und das Brod, welches ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.
Auslegung vom heiligen Bischof Augustin. Denk nicht, daß du gegen deinen Willen gezogen wirst; es wird die Seele auch durch Liebe gezogen. Und wir dürfen nicht fürchten, daß wir von Menschen, die nur Worte beachten und vom Verständnis der Dinge, vor allem der Dinge, die sich auf Gott beziehen, weit entfernt sind, wegen dieses Wortes der Heiligen Schrift vielleicht einen Tadel erhalten und daß uns gesagt wird: Wie glaube ich denn mit freiem Willen, wenn ich gezogen werde? Ich sage darauf: Das ist noch zu wenig, mit freiem Willen; du wirst auch von Lust gezogen? Was heißt das, von Lust gezogen werden? „Du sollst Lust am Herrn haben, und alsdann gibt er dir, um was dein Herz bittet.“ Es gibt eine Lust im Herzen, der dieses himmlische Brot süß schmeckt. Weiter, wenn der Dichter sagen durfte: Einen jeden treibt seine Lust; nicht der Zwang, sondern die Lust, nicht die Verpflichtung, sondern das Vergnügen; mit wieviel mehr Recht müssen wir sagen, daß der Mensch zu Christus gezogen wird, der Lust hat an der Wahrheit, Lust hat an der Seligkeit, Lust hat an der Rechtschaffenheit, Lust hat am ewigen Leben, was alles Christus ausmacht. Oder aber sollen denn die körperlichen Sinne ihre Lust haben und der Geist die ihm eigene Lust entbehren? Wenn der Geist nicht seine Lust hat, wie kann es dann heißen: „die armen Menschen können, bedacht von deinen Flügeln, ohne Sorge leben, sich berauschen an dem Wonnequell in deinem Hause, da du ihnen deine Süßigkeit in ganzen Bächen gibst zu trinken? Gewiß, bei dir quillt stets der Born der Wonne; bist du uns gnädig, dann sind selig wir im Glücke.
Zweite Lesung
Gib mir einen, der Liebe hat, und der fühlt, was ich sage; gib einen, der sich sehnt, der hungert, der sich in dieser Wüste als Wanderer ansieht und dürstet und nach der Quelle im ewigen Vaterlande lechzt; gib mir einen solchen, und der weiß, was ich sagen will. Wenn ich aber zu einem Kalten rede, der weiß nicht, was ich rede. So waren jene, die miteinander murrten. „Wen der Vater zieht,“ heißt es, „der kommt zu mir.“ Was heißt das aber: „Wen der Vater zieht“, da doch Christus selbst zieht? Warum wollte er sagen: „Wen der Vater zieht“? Wenn wir gezogen werden, sollen, dann wollen wir doch von dem gezogen werden, von dem eine Liebende sagt: Dem Dufte deiner Salben wollen wir nacheilen.“ Aber wir wollen, Brüder, beachten, was er verstanden wissen wollte, und dies, soweit wir können, erfassen. Der Vater zieht zum Sohne diejenigen, die deshalb an den Sohn glauben, weil sie sich Gott als seinen Vater denken. Gott Vater hat nämlich einen ihm gleichen Sohn aus sich hervorgehen lassen; und wer sich das denkt und in seinem Glauben fühlt und zu erfassen sucht daß derjeinige, an den er glaubt, dem Vater gleich ist, den zieht der Vater zum Sohn.
Dritte Lesung
Arius hat ihn für ein Geschöpf gehalten; ihn hat der Vater nicht gezogen; denn nicht achtet auf den Vater, wer den Sohn nicht für gleich hält. Was sagst du, Arius? Was sagst du, Irrlehrer? Was redest du? Was ist Christus? Nicht, so sagt er, wahrer Gott, sondern ein vom wahren Gott Gemachter. Dich hat nicht der Vater gezogen, denn du hast den Vater nicht begriffen, dem du den Sohn ableugnest. Du hältst ihn für etwas anderes; das ist nicht der Sohn selbst; du wirst nicht vom Vater gezogen und wirst nicht vom Sohne gezogen. Etwas anderes ist nämlich der Sohn, etwas anderes das, was du sagst. Photinus sagt: Nur Mensch ist Christus, nicht auch Gott. Wer so glaubt, den hat nicht der Vater gezogen. Wen hat der Vater gezogen? Denjenigen, der da sagt: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“. Du zeigst dem Schaf einen grünen Zweig und so ziehst du es. Dem Kinde werden Nüsse gezeigt, und es wird gezogen; und wenn es läuft, wird es gezogen, es wird durch Liebe gezogen, ohne Verletzung des Körpers gezogen, durch ein Band im Herzen gezogen. Wenn als das, was von irdischen Genüssen und Freuden den sie Liebenden gezeigt wird, ein Ziehen bewirkt, weil es doch wahr ist, daß einen jeden seine Lust zieht, zieht uns dann nicht der vom Vater gezeigte Christus? Was anders ersehnt denn die Seele stärker, als die Wahrheit?
Kirchengebet
Laß, wir bitten dich, o Herr, den Anwalt, der von dir ausgeht, unsere Seelen mit Licht erfüllen und uns gemäß dem Versprechen, das dein Sohn gegeben hat, in alle Wahrheit einführen. Der mit dir lebt und regiert in Einheit mit demselben Heiligen Geiste … Amen.
Wenn Sie o.a. Kirchengebet mit der Intention einer Ablassgewinnung beten, empfangen Sie einen Ablass, den Sie für sich selbst oder für die Armen Seelen verwenden können. (Enchiridion indulgentiarum (1999) Nr. 21 § 1: “Ein Teilablass wird einem Gläubigen gewährt, der an einem beliebigen Heiligentag, der im Kalender vermerkt wurde, zu Ehre dieses Heiligen fromm ein aus dem Messbuch entnommenes oder ein anderes rechtskräftig approbiertes Gebet verrichtet”) .

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Quelle: Erzpriester Stephan, Das kirchliche Stundengebet Teil II, S. 392 ff.
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