
Evangelium des fünften Sonntags nach Ostern
Joh 16, 23 – 30 „An jenem Tage werdet ihr mich nichts mehr fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, so wird er es euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, und eure Freude wird vollkommen sein. Dies habe ich in Bildern zu euch geredet. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern zu euch reden, sondern offen euch vom Vater Kunde geben werde. An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage euch, dass ich dann den Vater nicht mehr für euch bitten brauche. Denn der Vater liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.“ Da sprachen seine Jünger: „Siehe, jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Bildern. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und niemand dich erst zu fragen braucht. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.“
Predigttext des Kirchenvaters
Auslegung vom heiligen Bischof Augustin.
Es sind nur diese Worte des Herrn zu behandeln: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, wird er es euch geben“. Es ist schon in den vorhergehenden Teilen dieser Ansprache des Herrn gesagt worden, um derentwillen, die manches vom Vater im Namen Christi erbitten und es nicht erhalten, daß nichts im Namen des Heilands erbeten wird, was gegen das Wesen der Seligkeit erbeten wird. Denn man darf es nicht so auffassen, daß er den aus Buchstaben und Silben bestehenden Laut, sondern was der Laut bedeutet und was bei diesem Laut richtig und der Wahrheit entsprechend verstanden wird, bezeichnet, wenn er sagt: „In meinem Namen“.
Deshalb bittet derjenige, der von Christus das glaubt, was von dem eingeborenen Gottessohn nicht geglaubt werden darf, nicht im Namen desselben, auch wenn er in den Buchstaben und Silben das Wort Christus nicht ausläßt; denn er bittet im Namen dessen, den er sich vorstellt, wenn er bittet. Wer aber das glaubt, was von ihm zu glauben ist, der bittet im Namen desselben; und er bekommt, was er erbittet, wenn er nicht zum Schaden für seine ewige Seligkeit etwas erbittet. Er bekommt es aber dann, wenn er den Empfang notwendig hat. Manches wird nämlich nicht versagt, sondern hinausgeschoben, damit es zur passenden Zeit gegeben wird. So ist sicher das zu verstehen, was er sagt: „Er wird es euch geben,“ damit man einsieht, daß in diesen Worten solche Wohltaten bezeichnet werden, die sich auf die Bittsteller unmittelbar beziehen. Es werden nämlich alle Gottesfreunde im Bitten für sich selbst erhört; aber sie werden nicht erhört im Bitten für alle ihre Freunde oder Feinde oder für andere Beliebige; denn nicht ist ohne weiteres gesagt „Er wird es geben“, sondern „er wird es euch geben.“
V. Du aber, o Herr, sei uns gnädig.
R. Gott sei Dank gesagt.
Kirchengebet
O Gott, von dem alles Gute herkömmt; verleih unsern demüthigen Bitten, daß wir deinen Einsprechungen gemäß recht denken und unter deiner Leitung auch recht handeln! Amen.

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