Tradition und Glauben

Priestertum und Zölibat (3 von 12): Die Notwendigkeit des Zölibats

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Ja, Gott ist anders – totum aliud. Er ist transzendent, er ist transmundan (überweltlich), er ist abgehoben und heilig. Und alle, die Gott nahe kommen, werden automatisch anders als die Welt. Deswegen sollen Sie sich keine Sorgen darum machen, dass Sie die Welt verlassen müssen, wenn Sie zu Christus finden. Die Welt wird Sie verlassen, weil Sie mit Ihnen nichts gemein haben wird. Deswegen sind die Priester, die dieses Namens würdig sind, anders. Deswegen sollen sie sich anders kleiden, bewegen und aussehen, was eigentlich automatisch passiert. Denken Sie an Heiliges, so reden Sie anders, bewegen sich anders und sehen anders aus. Der Zölibat hat damit zu tun, dass man als Priester kein weltliches Leben führen kann oder darf mit Frau Kinder, Schulaufgaben, Sonntagsbraten, Schwiegerelternbesuch etc. Denn Sex ist immer ein Gesamtpaket mit “Beziehung” und letztendlich Familie (Sonntagsbraten).

4.   Die Notwendigkeit des Zölibats

  1. Da den primären Gegenstand der priesterlichen Berufung und des daraus resultierenden Priesterberufs der Gotteskult bildet, welcher eine ganzheitliche Lebenshingabe erfordert, daher lässt sich der Priesterberuf mit keinem anderen Beruf vergleichen. So wie sich der Bereich des Göttlichen und Übernatürlichen vom Bereich des Weltlichen und Natürlichen abgrenzt, so muss sich das gesamte Leben des Priesters, in welchem sich sein Priestertum verwirklicht, vom Leben anderer Menschen unterscheiden.
  2. Schon im AT bedeutet eine Zugehörigkeit zum Heiligen zugleich ein Getrennt-Sein von der Welt, da das hebräische Wort qadowsh (קָדוֹשׁ) oder qadosh (קָדֹשׁ), welches für „heilig“ steht zugleich auch „abgesondert“ bedeutet. Diese Wechselbeziehung zwischen Heilig-Sein und Abgesondert-Sein ist in den ältesten, alttestamentlichen Texten präsent (vgl. Lev 11,44; Lev 20,24; 1 Sam 2,28; Is 48,8-10 a.): „Seid mir heilig, denn ich der Herr, bin heilig (hagios) und ich habe euch von all diesen Völkern ausgesondert, damit ihr mir gehört“ (Lev 20,26).

  1. Somit stellt gerade das Abgesondert-Sein und das damit verbundene Anders-Sein das Kennzeichen einer wahren, göttlichen Berufung dar, was man am Beispiel der Naziräer (Ri 4,5; Mk 1,6) und der Propheten (Is 20,2-3; Jer 27, 2 Hos 3,1-5) ablesen kann. Im Gegensatz dazu wird die Sorge um das weltliche Wohlergehen, welches leiblicher Art, wie im Falle der Söhne Helis (1 Sam 2,12-17) oder politischer Art, wie im Falle der Hofpropheten beim Niedergang der beiden Königreiche (1 Kön 22, 10-13; 2 Chron 18,9-12; 1 Kön 18,19; Jer 23,13-14; Jer 27,14) sein kann durch das Alte Testament verurteilt.

4. Im Neuen Testament wird die Andersartigkeit der Jünger Jesu, im Vergleich zum Volk des Alten Bundes, noch gesteigert, indem die Kirche – ekklesia – als die Gemeinschaft derer, aus der Welt heraus gerufenen (ἐκ-καλέω), dargestellt wird, da das Leben nach den Maßstäben dieser Welt mit der Lehre des Evangeliums unvereinbar ist (Joh 15,19; Joh 17,6.14-15; 1 Kor 1,27-28; 2 Kor 10,2; Eph 2,1-4; Kol 2,20; Jak 1,27; Jak 4,4; 1 Joh 2, 15-17 u.a.).

5. Da diese Andersartigkeit der Welt gegenüber alle Christusgläubigen auszeichnen sollte, so ist sie erst recht von den Priestern, welche in persona Christi handeln, zu erwarten. Obwohl alle Christen zur Selbstheiligung und Askese berufen sind, so ist im Falle des Priesters „die Aufgabe zur Selbstheiligung“ (Sacerdotalis caelibatus 29)[1] geradezu eine Verpflichtung, da er ansonsten nicht nur in seinem Dienst unfruchtbar wird, sondern auch seine eigentliche Identität verliert.

6. Die Selbstheiligung des Priesters schließt, neben Gebet, Verzicht und Nächstenliebe, (Presbyterorum ordinis 15, Direktorium 38-40),[2] auch den Zölibat, d.h. die, auf der Keuschheit fußende, Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12), ein. Der Zölibat stellt die Konsequenz der ganzheitlichen Hingabe an Christus dar und bildet, in der Westkirche, eine Forderung der Kirchendisziplin (CIC Can 277 § 1; Can 599; Can 1037).

[1] Paul VI, Sacerdotalis caelibatus: Rundschreiben über den priesterlichen Zölibat, Trier: Paulinus Verlag 1968. http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/encyclicals/documents/hf_p-vi_enc_19670624_sacerdotalis_lt.html

[2] Direktorium für Dienst und Leben der Priester, Hg. von der Kongregation für den Klerus, http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cclergy/documents/rc_con_cclergy_doc_31011994_directory_ge.html Dokumentation zum Priesterjahr 2009 http://www.vatican.va/special/anno_sac/priests_doc_ge.html

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