Tradition und Glauben

Septem Dolorum Beatae Mariae Virginis – Sieben Schmerzen Mariä – Freitag vor Karfreitag

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Maria ist die Morgenröte, sie leuchtet vor dem Aufgang der Sonne, welche Christus ist. So wie sie vor der menschlichen Geburt Christi geboren wurde, welcher als Gott der Eingeborene (unigenitus) Vaters als Gott ewig ist, so gedenkt die Kirche ihres Leidens eine Woche vor Karfreitag mit dem Fest Sieben Schmerzen Mariae. Man müsste richtigerweise sagen, dass die Kirche der Schmerzen Mariä bis zur unseligen Rubrikenreform von 1955 gedachte, denn leider wird dieses Fest seit diesem Jahr nicht mehr begangen. Wen hat es gestört? Die Dämonen und diejenigen, welche von ihnen inspiriert wurden. Es ist natürlich sehr schade, denn außer der Konzertaufführung von Stabat mater, des Brevierhymnus dieses Festes, werden wir nirgends mit dem Leiden der Gottesmutter konfrontiert. Das Erlösungswerk des Leidens Christi, welches sich vornehmlich an Karfreitag vollzog, birgt solch eine Fülle in sich, dass man bestimmte Ereignisse vorverlegen oder nachverlegen musste, um ihrer liturgisch und paraliturgisch zu gedenken. Natürlich vor dem Konzil, denn das Gedenken des Leidens Christi scheint natürlich mit der „Mentalität des modernen Menschen“ nicht vereinbar zu sein. Im Gegensatz zur Sünde – die ist vereinbar.

Schauen wir uns den liturgischen Kalender des Tridentinischen Breviers an, welches wenigstens auf diesem Blog hochgehalten wird, so finden wir die folgenden Feste, welche mit Karfreitag inhaltlich verbunden sind:

  1. Am Freitag nach der ersten Fastenwoche: Lanceae et Clavorum Domini Nostri Jesu Christi – Der hl. Lanze und Nägel unseres Herrn Jesus Christus.
  2. Am Freitag nach der zweiten Fastenwoche: Sindonis D.N.J.C. – des hl. Schweißtuches unseres Herrn Jesus Christus.
  3. Am Freitag nach der dritten Fastenwoche: Quinque Vulnerum D.N.J.C. – der hl. Fünf Wunden unseres Herrn Jesus Christus.
  4. Am Freitag nach der vierten Fastenwoche: Pretiosissimi Sanguinis D.N.J.C. – des kostbarsten Blutes unseres Herrn Jesus Christus.
  5. Am Freitag der fünften Fastenwoche, der Passionswoche: Septem Dolorum B. Mariae Virginis – Sieben Schmerzen der Seligen Jungfrau Maria.
  6. Am Freitag nach dem Weißen Sonntag: Spineae Coronae D.N.J.C. – der hl. Dornenkrone unseres Herrn Jesus Christus.
  7. Am 14. September – Exaltationis S. Crucis – der Kreuzeserhöhung.
  8. Dritter Sonntag in September – Septem Dolorum B. Mariae Virginis – Sieben Schmerzen der Seligen Jungfrau Maria.

Es ist tatsächlich allerhand, wobei manche Feste auch nach Ostern fallen. Das Siebenschmerzen Fest in der Fastenzeit hat ein ganz anderes Officium als das Fest in September, sodass nichts wiederholt wird. Besonders in der Fastenzeit wird der Brevierbeter langsam in das Karfreitagsmysterium geführt, durch die Betrachtung der einzelnen Geheimnisse. Und wem hat es geschadet? Den Dämonen und der Welt. Nun, ja.

Bevor wir die Überlegungen von Dom Prosper Guéranger auf Englisch zu diesem Fest veröffentlichen, ein paar eigene Bemerkungen. Das heutige Brevier präsentiert eine interessante Mischung aus Brautmystik des Hoheliedes und der Passionsgeschichte. Denn Maria war auch eine Liebende. Sie liebte Christus als ihren Sohn und als ihren göttlichen Bräutigam. Die Liturgie scheut sich nicht diese beiden Aspekte zu vermischen und so lesen wir im ersten Responsorium des ersten Nokturns:

R. Dilectus meus candidus, et rubicundus, et totus desiderabilis:
* Omnis enim figura ejus amorem spirat, et ad redamandum provocat caput inclinatum, manus expansae, pectus apertum.
V. Piis, o Virgo, spectas eum oculis, contemplans in eo non tam vulnerum livorem, quam mundi salutem.
R. Omnis enim figura ejus amorem spirat, et ad redamandum provocat caput inclinatum, manus expansae, pectus apertum.

R. Mein Geliebter ist weiß und rot und als ganzer begehrenswert: * All seine Gestalt haucht Liebe aus und zur Gegenliebe ruft sein gebeugtes Haupt auf, seine Hände sind ausgestreckt, seine Brust offen.

V. Mit frommen Augen, oh Jungfrau, schaust Du ihn an, beschaust in ihm nicht so sehr die bleifarbige Farbe der Wunde, als das Heil der Welt.

R. All seine Gestalt haucht Liebe aus und zur Gegenliebe ruft sein gebeugtes Haupt auf, seine Hände sind ausgestreckt, seine Brust offen.

Eine ähnliche Verknüpfung stellt der hl. Bernhard von Clairvaux in seiner Predigt, welche die vierte Lesung des zweiten Nokturns darstellt. Indem er auf die Weissagung des Simeons und das Martyrium anspielt, sagt er:

Vere tuam, o beata Mater, animam pertransivit. Alioquin non nisi eam pertransiens, carnem Filii tui penetraret.

Wahrlich hat es [das Schwert], o selige Maria, deine Seele durchbohrt. Denn nichts hätte Deine Seele durchbohren können, was nichts auch das Fleisch Deines Sohnes durchbohrt hat.

Wie Maria in der Schwangerschaft mit Christus, dem Eingeborenen Sohn Gottes verbunden war, so war sie doch zeitlebens mit ihm auch geistlich verbunden. Wie sehr muss sie doch gelitten haben als sie ihren gemarterten Sohn sah! All diese Geheimnisse des Leidens, Mitleidens, der Übergabe des Johannes an Maria an Sohnes statt, werden im heutigen Fest betrachtet. Der heutige Hymnus ist Stabat mater, welches so oft und gerne vertont wurde. Es lautet wie folgt:

Stabat mater dolorosa                      
Iuxta crucem lacrimosa,
Dum pendebat filius;    Cuius animam gementem,
Contristantem et dolentem
Pertransivit gladius.          

O quam tristis et afflicta
Fuit illa benedicta
Mater Unigeniti!

Quæ maerebat et dolebat,
Et tremebat, dum videbat
Nati pœnas incliti.

Quis est homo qui non fleret,
Matrem Christi si videret
In tanto supplicio?

Quis non posset contristari,
Piam matrem contemplari
Dolentem cum filio?

Pro peccatis suæ gentis
Vidit Iesum in tormentis
Et flagellis subditum;

Vidit suum dulcem natum
Morientem desolatum
Dum emisit spiritum.

Pia mater, fons amoris,
Me sentire vim doloris
Fac, ut tecum lugeam.

Fac, ut ardeat cor meum
In amando Christum Deum,
Ut sibi complaceam.

Sancta mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas
Cordi meo valide;

Tui nati vulnerati
Tam dignati pro me pati,
Pœnas mecum divide.

Fac me vere tecum flere,
Crucifixo condolere,
Donec ego vixero;

Iuxta crucem tecum stare
Et me tibi sociare
In planctu desidero.

Virgo virginum præclara,
Mihi iam non sis amara,
Fac me tecum plangere

Fac, ut portem Christi mortem,
Passionis fac consortem
Et plagas recolere.

Fac me plagis vulnerari,
Cruce fac inebriari
Et cruore filii.

Flammis ne urar succensus,
Per te, virgo, sim defensus
In die iudicii.

Fac me cruce custodire,
Morte Christi præmuniri,
Confoveri gratia.

Quando corpus morietur,
Fac ut animæ donetur
Paradisi gloria.                                     

 Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.Durch die Seele voller Trauer,
scheidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.

Welch ein Schmerz der Auserkornen,
da sie sah den Eingebornen,
wie er mit dem Tode rang.

Angst und Jammer, Qual und Bangen,
alles Leid hielt sie umfangen,
das nur je ein Herz durchdrang.

Ist ein Mensch auf aller Erden,
der nicht muss erweichet werden,
wenn er Christi Mutter denkt,

wie sie, ganz von Weh zerschlagen,
bleich da steht, ohn alles Klagen,
nur ins Leid des Sohns versenkt?

Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;

sah ihn trostlos und verlassen
an dem blutgen Kreuz erblassen,
ihren lieben einzgen Sohn.

O du Mutter, Brunn der Liebe,
mich erfüll mit gleichem Triebe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;

dass mein Herz, im Leid entzündet,
sich mit deiner Lieb verbindet,
um zu lieben Gott allein.

Drücke deines Sohnes Wunden,
so wie du sie selbst empfunden,
heilge Mutter, in mein Herz!

Dass ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir Teil an seinem Schmerz!

Lass mich wahrhaft mit dir weinen,
mich mit Christi Leid vereinen,
so lang mir das Leben währt!

An dem Kreuz mit dir zu stehen,
unverwandt hinaufzusehen,
ist’s, wonach mein Herz begehrt.

O du Jungfrau der Jungfrauen,
woll auf mich in Liebe schauen,
dass ich teile deinen Schmerz,

dass ich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
fühle wie dein Mutterherz!

Alle Wunden, ihm geschlagen,
Schmach und Kreuz mit ihm zu tragen,
das sei fortan mein Gewinn!

Dass mein Herz, von Lieb entzündet,
Gnade im Gerichte findet,
sei du meine Schützerin!

Mach, dass mich sein Kreuz bewache,
dass sein Tod mich selig mache,
mich erwärm sein Gnadenlicht,

dass die Seel sich mög erheben
frei zu Gott im ewgem Leben,
wann mein sterbend Auge bricht!             

Wir präsentieren hier das Stabat mater von Pergolesi in einer sehr schönen Aufnahme, bei der richtigerweise die romantische Opernästhetik fehlt, sodass diese Sequenz wirklich hörbar wird, weil man auf die Worte statt auf die Sopranistin oder Altistin achtet. Die schöne Montage, die wir im Internet gefunden haben, soll uns die Inhalte dieser Sequenz nahebringen auch ästhetisch, denn Gott ist die Schönheit schlechthin. Auch die Passionsbilder mussten vor dem Konzil schön sein, bei all dem Leiden das sie darstellten und nicht allzu blutrünstig. Es ist wirklich ein Jammer, was wir schon seit 1955 alles verloren haben, aber wenigstens auf diesem Blog können wir dessen gedenken und zwar frei von jeglichen Kirchenstrafen wegen „vorkonziliaren Abtrünnigkeit“. Aber freuen wir uns darüber, was wir dennoch haben:

  • Die Möglichkeit wenigstens unter divinum officium.com das Tridentinische Brevier zu beten,
  • Die Ausführungen von Dom Prosper Guéranger,
  • Die Musik von Pergolesi samt der youtube-Animation

Ist das nicht schön?

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[1] Nach http://hymnarium.de/hymni-breviarii/diversa/146-stabat-mater

Hier die Worte zum Fest vom französischen Benediktiner, entnommen Abbot Prosper Guéranger O.S.B., The Liturgical Year, Vol. 6 Passiontide and Holy Week, Loreto Publications 2000, 165-177.

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