Tradition und Glauben

Die “Einjährigen” von der Beichte abbringen

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Beicht-Angst und Beicht-Prokrastination

In denjenigen Ländern, in denen die Osterbeichte noch massenweise praktiziert wird, wie z.B. Polen, kommen die sog. „Einjährigen“, Menschen, die nur einmal im Jahr beichten, immer auf den letzten Drücker. Wenn Sie nicht gerade alle 14 Tage ausschließlich leichte Sünden beichten, dann haben Sie immer vor der Beichte Angst. Ja, ist so! Wahrscheinlich ist es der böse Geist, der den Pönitenten von der Beichte abbringen will und bis zum letzten Augenblick dies versucht. Der Teufel möchte nicht, dass ihm jemand entwischt und je mehr schwere Sünden dieser Sünder hatte, umso mehr hält der Widersacher Gottes ihn fest.

Interessanterweise haben die Menschen, die Therapien, Selbsthilfegruppen etc. und ähnliches in Anspruch nehmen davor keine Angst, weil sie dort von fast jeglichem moralischen Maßstab losgelöst um sich selbst kreisen können. Immer und immer wieder. Die Uhr tickt, es wird stundenweise abgerechnet, Selbstzahler oder Krankenkasse. Sicherlich sind Psychotherapie und Beichte nicht deckungsgleich und es ist auch gut, dass es diese verschiedene Angebote gibt. Aber hätten die Patienten solch eine große Angst vor der Therapie wie vor der Beichte, dann würde die ganze psychologische Zunft am Bettelstab gehen, was sie nachweislich nicht tut. Erfahrene Priester und Exorzisten können von der Angst vor der Beichte ein Lied singen und manche Seelsorger, die im Beichtstuhl auf die Pönitenten warten, sprechen speziellen Gebete, die tatsächlich wirken, weil dann die Leute kommen.

Auf der psychologischen Ebene ist es nachvollziehbar, dass man die Beichte auf den letzten Moment verlegt, weil man beim Unangenehmen zur Prokrastination neigt. Prokrastination oder die „Aufschieberitis“ ist ein Mittel der Angst/Stressbewältigung, wodurch man meint, dass das aufgeschobene Unangenehme durch die Aufschieben angenehm wird. Dies stimmt nicht, denn das Aufgeschobene erwächst ins schier Unermessliche und die Angst steigt. Man sollte immer das, wovor man Angst hat, konfrontieren und es wie einen Elefanten scheibchenweise „aufessen“. Die Menschen schieben die Beichte vor sich, weil sie Angst haben, dass sie keine Lossprechung erhalten oder dass „der Priester schimpfen wird“. Die Priester sollten wirklich alles unternehmen, dass die Menschen beichten, was schon hl. Alfons von Liguori empfiehlt. Der Kirchenlehrer meint, dass man mit dem Gefallenen oder Gewohnheitssünder nicht zu streng sein sollte, weil der arme Pönitent dann überhaupt nicht mehr kommen wird. Man darf ihm schon die Lossprechung verweigern, aber so, dass er nicht verzweifelt.

Macht der Gewohnheit

Das aber, was wohl die meisten Pönitenten bei der Osterbeichte hielt, war die Macht der Gewohnheit: Einmal im Jahr beichten, während der Osternacht. Warum gerade dann? Weil dieser Gottesdienst sehr lange dauerte. DSDZ (der Schreiber dieser Zeilen) war bislang nur zweimal bei einer Vetus Ordo Osternacht, die ca. 6 bis 6,5 Stunden dauerte. Die Osternacht vor der Reform von 1956 muss noch länger gedauert haben, weil man mehr Lesungen hatte. Sagen wir also 7 bis 8 Stunden. Das ist wirklich sehr lange und während man am Hauptaltar im Hauptschiff zelebrierte, konnte man in den Seitenkapellen beichten, um die Osterkommunion während der Osternacht oder am Ostermorgen empfangen zu können. Wenn die Osternacht sagen wir um 10 Uhr früh anfing und bis 17 Uhr dauerte, so hatten die Gläubigen, die nicht beichteten, die körperliche Verfassung der Zelebration beizuwohnen, die Priester die Beichten zu hören und die Last-Minute-Pönitenten auf ihre Beichte zu warten und in der Warteschlange die Gewissenserforschung zu machen. Da dies die hartnäckigsten Fälle waren, so kann man davon ausgehen, dass diese Beichten schnell von statten gingen, weil man keine fortgeschrittenen spirituellen Zustände zu erörtern hatte.

Aber gerade diesen schwachen Gliedern der Kirche kam man pastoral entgegen, indem man ihnen das ermöglichte, wozu sie fähig waren. Das dieses System bis 1956, so war es praktikabel und erfolgreich. Seit aber die Beichte am Karsamstag verboten war, was sie immer noch ist, beichteten diese Menschen nicht an einem anderen Tag, sondern gar nicht. Sie gingen 1956 gewohnheitsmäßig in die Kirche, fanden alles leer, weil die Osterliturgie „nach altchristlichen Brauch“ in die Nacht verlegt wurde, fanden keinen Priester, gingen “ungebeichtet” und unverrichteter Dinge nach Hause und fühlten sich betrogen. Vielleicht nahmen sie sich vor es nächstes Jahr zu tun, was sie aber nicht taten. Es wäre interessant zu untersuchen, welcher Prozentsatz der Katholiken nach den Reformen von 1956 das Beichten überhaupt sein ließ. Denn einmal im Jahr ist immer noch besser als gar nicht.

Problemverschiebung und “neue pastorale Ansätze”

Gegenwärtig wurde das Problem der „Beichte-Aufschieberitis“ nur verlegt, weil die „Einjährigen“ am Karfreitag kommen und dann gerade an diesem Tag die längsten Warteschlangen vor den Beichtstühlen zu sehen sind. Weil ein Beichttag – der Karsamstag – in der Karwoche wegfiel, so müssen die armen Priester alles an nur zwei Tagen – Gründonnerstag und Karfreitag – abarbeiten, was sich früher auf drei Tage erstreckte. Interessanterweise kamen die Reformer nicht auf die Idee das Beichten währen der ganzen Karwoche zu verbieten oder überhaupt zu verbieten. Man musste da auf die postkonziliare Theologie warten, die von der „Selbstbestimmung des mündigen Christen“ und „dem Primat des Gewissens“ sprach, dazu kamen noch die Beichtandachten mit der Generalabsolution, dann die fehlenden Beichtzeiten in den meisten deutschen Pfarrkirchen, sodass jetzt in D-A-CH wirklich kaum jemand beichtet oder überhaupt in die Kirche geht. Aber der erste Schritt zu dieser Entwicklung wurde 1956 gemacht und die erste Ebene der sakramentalen Gewohnheit gleichsam „weggesprengt“.

Es dauert genau sechs Wochen aus irgendetwas, was man täglich tut, eine Gewohnheit zu erarbeiten und der Mensch besteht aus Gewohnheiten. Wenn man aber daran gehindert wird seine erarbeitete Gewohnheit verwirklichen zu können, insbesondere eine Gewohnheit, die einem etwas abtrotzt, dann fühlt man sich betrogen, verärgert und möchte das Ganze einfach sein lassen. Andererseits schätzt man das mehr und sich selbst gleich mit, was einem schwer fällt.

So bereitete sich ein „Einjähriger“ gründlich auf die Jahresbeichte vor, machte Gewissenserforschung, zog sich gut an und überwand sich, um in die Kirche zu gehen. Dort fand er alles leer, weil die „Liturgiereform“ eingeschlagen hat. Er war enttäuscht und wütend, was die erste Welle der Abkehr vom Gottesdienstbesuch nach 1955 erklärte. Dies wurde von den Reformern im Sinne der Notwendigkeit der weiteren Reformen interpretiert. Aber hier verwechselt man die Wirkung mit der Ursache, denn zuerst gab es die Reformen von 1956, danach kann die erste Abkehr von der religiösen Praxis, worauf man mit nächsten Reformen antwortete, bis die Kirchen leer blieben und jetzt verkauft oder weggesprengt werden.

Die DBK antwortet auf diese Entwicklung mit Ideen zur „Frauenweihe“, Taufe durch Frauen in Diözese Essen oder der Segnung der Homo-Ehe. In Deutschland können die Kirchen gar nicht leerer werden, weil eigentlich nur die kirchlichen Mitarbeiter in die Kirche gehen, um vor ihrem Arbeitgeber gut dazustehen, falls jemand sie denunziert. Der Rest bleibt weg oder geht zur Tridentinischen Messe, falls man sie irgendwo findet. Durch diese progressiven Ideen wird man noch den Rest der Gläubigen vertreiben und niemanden dazugewinnen. Bei den Ideen der DBK geht also nur um eine abstrakt-praktische Steigerung der Gotteslästerung, damit Gott mit irgendetwas zurückschlägt, was er – Stichwort: Ukraine – auch tut. Dies alles fing aber schon 1956 an, jetzt fahren wir die bittere Ernte ein.

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