Tradition und Glauben

Was können wir für die Bischofskonferenzen tun? Die sieben Bußpsalmen beten (1). Fürbitte als Nächstenliebe

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[Das Bild stammt Giovanni Battista Gaulli, genannt Il Baciccio (1639 – 1709)

Der Triumph des Namens Jesu]

Einleitung – beten für die Bischofskonferenz

Vor einiger Zeit hat einer Leserin unseres Blogs den Einwand erhoben, dass die dargestellten Inhalte zur Lage der Kirche im deutschsprachigen Raum, d.h. in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz (natürlich sind Liechtenstein und Südtirol nicht ausgenommen) dermaßen betrüblich sind, dass man wirklich nicht weiß, was man persönlich zu tun hat, um es besser zu machen. Denn nicht jeder kann oder sollte einen religiösen Blog führen. Es gibt verschiedene Aufgaben und Gaben. Es fiel ein Vorschlag ein Gebet auszusuchen, welches zu einer gegebenen Zeit alle Leser dieses Blogs gemeinsam verrichten könnten. Die Redaktion des Blogs sagte zu diesem Vorschlag, dass sie ihn in Erwägung ziehen werde und über das geeignete Gebet nachdenken werde.

Nun ist es soweit. Wir schlagen hiermit vor an jedem letzten Freitag des Monats (ausgehend vom 27.11.2015) für die eigene Bischofskonferenz zu beten und mit dieser Intention insbesondere auch den eigenen Bischof und den eigenen Pfarrer zu umfassen. Das Gebet soll aus den lateinischen Sieben Bußpsalmen samt der Allerheiligenlitanei bestehen, welche im Knien, laut und auf Lateinisch gebetet werden sollen. So kann sich wirklich niemand vorwerfen lassen, dass er für seine eigene Kirche nichts tut. Das Gebet wird immer am betreffenden Freitag bei uns angekündigt und vorerst ein Jahr dauern also bis zum 25.11.2016. Dann sehen wir weiter. Vielleicht tut sich da was. Es handelt sich also um zwölf Mal im Jahr sieben Bußpsalmen samt der Litanei zu beten, was wirklich für jeden bewältigbar zu sein scheint.

Sicherlich wird sich manch ein Leser am Kopfe fassen und sagen:

Für die ….Bischofskonferenz beten? Da ist Hopfen und Malz verloren. Da hilft alles nichts!

Dies ist aber eine recht verzweifelte und dämonische Sicht der Dinge, welche allem Guten wehren will, denn Gebet hilft wenigstens den Betenden und denen, für die gebetet wird, hilft es auch, sofern sie es zulassen. Wir werden damit einen geistlichen Raum schaffen, welche sicherlich der katholischen Kirche in den betreffenden Ländern hilft.

Bevor wir die Einzelheiten zu diesem Gebet und zu seiner Ausführung nennen, hier ein paar Bemerkungen über das fürbittende Gebet als solches.

Was ist ein fürbittendes Gebet?

Es ist ein Gebet, in welchem wir Gott um etwas Gottgefälliges für jemanden bitten. Dies etwas kann sein:

  • Bekehrung,
  • Ausharren in der Standesgnade,
  • Erkenntnis des Willens Gottes,
  • Wachstum in der Tugend etc.

Sollen wir für andere beten?

Natürlich ja, denn alle getauften und nicht exkommunizierten Katholiken bilden den einen mystischen Leib Christi – die Kirche, in welcher man einander die geistlichen Güter und Verdienste vermitteln kann. Dies betrifft nicht nur die Seelen im Fegefeuer, welche ja die leidende Kirche bilden,[1] sondern auch alle, die zur irdischen, d.h. zum kämpfenden Kirche gehören. Was ist aber, im spirituellen Sinne, ein Gebet? Es ist die Erlangung und der Zuwachs der aktuellen Gnade, welche:

  • Gott
  • dem Beter
  • aufgrund bestimmter Gebete zueignet.

Somit ist jedes Gebet (oratio) für den Beter, der im Gnadenstand ist, verdienstvoll (meritoria). Dies bedeutet, dass der Beter durch jedes Gebet geheiligt wird, dass Gott ihm noch mehr Gnaden schickt und dass er durch diesen Gnadenzuwachs sozusagen das Konto der Belohnung in der Ewigkeit anwachsen lässt. Somit bleibt kein Gebet unbelohnt, wenn es bestimmte „Parameter“, die wir noch darstellen werden, erfüllt. Der Hl. Thomas von Aquin (Summ. Theol. IIª-IIae q. 83 a. 7) fasst es (im Nachfolgenden dunkelblau dargestellt und mit mit genauen Thomas-Stellen versehen,) wie folgt:

Wir müssen für andere beten.

a) [Die Gegenthese] Das wird bestritten. Denn:

[IIª-IIae q. 83 a. 7 arg. 1]

Wir müssen dem Beispiele des Herrn folgen, der da betete:

„Unser tägliches Brot gib uns heute;“

also nicht den anderen.

[IIª-IIae q. 83 a. 7 arg. 2]

Man betet, um erhört zu werden. Eine Bedingung dafür ist aber die, daß man für sich selbst bete; weshalb zu Joh. 16. (Si quid petieritis) Augustin (102. in Joan.) bemerkt:

„Alle werden erhört für sich selbst, nicht aber für alle; wonach hier nicht einfach gesagt ist: Er wird geben, sondern: Er wird euch geben.“

[IIª-IIae q. 83 a. 7 arg. 3]

III. Sind die anderen böse, so ist es uns verboten für sie zu beten, nach Jerem. 7.:

„Du also bete nicht für dieses Volk … und widerstehe mir nicht; denn ich werde dich nicht erhören.“

Für die Guten aber brauchen wir nicht zu beten; denn dieselben beten für sich selber und werden sonach erhört. Also müssen wir nicht für andere beten.

[IIª-IIae q. 83 a. 7 s. c.]

[Sed contra, d.h. der Einwand der sich auf eine Autorität bezieht]

Auf der anderen Seite ermahnt Jakobus (5, 16.):

„Betet für einander, daß ihr gerettet werdet.“

[Thomas Gegenargumente]

[IIª-IIae q. 83 a. 7 co.]

b) Ich antworte, wonach wir verlangen dürfen, darum dürfen wir bitten. Wir sollen aber Gutes nicht für uns allein verlangen, sondern auch für andere; denn dies gehört zur Nächstenliebe. Also erfordert die heilige Liebe, daß wir füreinander beten. Deshalb sagt Chrysostomus (hom. 14. in Matth. op. imp.):

„Für sich zu beten, das erfordert die Notwendigkeit; für andere zu beten, das erfordert die Liebe. Süßer vor Gott aber ist das Gebet, welches von der Liebe des Bruders, als jenes, das von der Notwendigkeit eingegeben ist.“

c) [Erwiderung der Einwände]

[IIª-IIae q. 83 a. 7 ad 1]

Ad I. Chrysostomus erklärt zum Vaterunser:

„Deshalb sagen wir nicht: Mein Vater; und nicht: Gib mir; sondern: Gib uns, und: Unser Vater, weil der Herr nicht wollte, daß jeder bloß privatim für sich bete; der eine soll für alle beten, wie der Herr in Sich, dem Einen, alle getragen hat.“

[IIª-IIae q. 83 a. 7 ad 2]

Ad II. Daß man für sich bete, wird als Bedingung des Gebetes angesetzt; nicht zwar als eine notwendige für diese Wirkung, daß man damit ein Verdienst erwerbe, sondern wegen der Sicherheit des Erhörtwerdens. Denn bisweilen erlangt man nichts, wenn man für einen anderen betet, mag man auch fromm und beharrlich beten und für das zum Heile Zugehörige, weil von seiten desjenigen, für den gebetet wird, ein Hindernis besteht. Deshalb heißt es Jerem. 15.:

„Wenn Moses und Samuel vor mir ständen, meine Seele ist nicht mit diesem Volke.“

Nichtsdestoweniger ist ein solches Gebet verdienstvoll für den betenden, wenn dieser aus Liebe betet, nach Ps. 34.:

„Mein Gebet wird in meinen Busen zurückkehren.“

[IIª-IIae q. 83 a. 7 ad 3]

Ad III. Für die Sünder muß man beten, daß sie sich bekehren; für die Guten, daß sie beharrlich seien und geistig fortschreiten. Nicht aber für alle Sünder werden die Betenden erhört, sondern nur für einige; für jene nämlich, die vorausbestimmt sind (pro praedestinatis) zum ewigen Leben, nicht für jene, die voraus gewußt sind für den ewigen Tod (pro praescitis ad mortem). So auch folgt der Mühe, die wir haben, um unsere Brüder zu bessern, ihre Wirkung nur in den Vorherbestimmten (non in reprobatis), nach Ekkles. 7.:

„Niemand kann bessern, wen Gott zurückgewiesen.“

Und deshalb sagt Johannes (1 Joh 5, 16):

„Wer da weiß, daß sein Bruder sündige in einer Sünde, die nicht zum Tode ist, bete; und das Leben dessen, der nicht gesündigt hat zum Tode, wird ihm geschenkt werden.“

Weil wir aber (Aug. de corr. et grat. 15.) von niemandem auf Erden wissen, ob er vorherbestimmt ist zum Leben oder vorhergewußt zum Tode, so dürfen wir niemandem die Wohlthat des Gebetes oder der Besserung entziehen. Für die Gerechten müssen wir ebenso beten: 1. weil vieler Gebete leichter erhört werden, so daß zu Röm. 15. (adjuvetis me orationibus vestris) die Glosse sagt:

„Der Apostel bittet auch die geringeren, daß sie für ihn beten; viele Geringe, zusammen verbunden, werden etwas Großes und vieler Gebet kann unmöglich unerhört bleiben;“

— 2. damit von vielen Gott für die den Gerechten verliehenen Gnaden gedankt werde, was vielen nützlich ist, nach 2. Kor. 1.; — 3. damit die Größeren nicht stolz werden, wenn sie bedenken, sie haben die Fürbitte der Kleinen notwendig.[2]

Fürbitte ändert nicht den Willen

Da Thomas für die Meisten eine schwere Kost ist, so wollen wir diese, wie die Mutter dem Kind, sie ein wenig vorkauen und zerkleinern. Aus diesem Zitat folgt, dass das Gebet für andere eine Tat der Nächstenliebe ist. Wir senden jemandem die göttliche Gnade zu, welche wir von Gott für ihn erfleht haben. Jedoch ändert ein fürbittendes Gebet nicht den freien Willen. Es ist in etwa so, als würde jemand eine Geldüberweisung auf sein Konto erhalten diese aber nicht ausgeben wollen, sondern sie ablehnen. Ein frommer Priester verglich die Wirkung der Fürbitte mit einem Licht, welches man jemanden im Zimmer anzündet oder mit einem Seil, welches man jemanden, der in einer Höhle (noch nicht der Hölle) sitzt, zuwirft. Bei einem Höhlenforscher würden diese beiden Vergleiche eintreffen: eine Taschenlampe und ein Seil. Aber derjenige muss dieses Seil fassen oder mit diesem Licht sich zum Ausgang leuchten. Er kann es aber auch lassen. Das fürbittende Gebet verändert nicht den Willen. Auf den menschlichen freien Willen hat nicht einmal Gott einen Einfluss, der Wille bleibt frei, sonst wäre der Mensch nicht frei. Deswegen schreibt auch der Aquinate (IIª-IIae q. 83 a. 7 ad 2), wie oben bereits zitiert:

„Denn bisweilen erlangt man nichts, wenn man für einen anderen betet, mag man auch fromm und beharrlich beten und für das zum Heile Zugehörige, weil von seiten desjenigen, für den gebetet wird, ein Hindernis besteht. Deshalb heißt es Jerem. 15.:

„Wenn Moses und Samuel vor mir ständen, meine Seele ist nicht mit diesem Volke.“

Nichtsdestoweniger ist ein solches Gebet verdienstvoll für den Betenden, wenn dieser aus Liebe betet, nach Ps. 34.:

„Mein Gebet wird in meinen Busen zurückkehren.“

Ein Hindernis (impedimentum) ist der freie Willen, der Entschluss weiterhin in der Sünde zu verharren, denn die Kröte liebt den Sumpf. Nichtdestotrotz dem Beter nimmt es nichts, es ist „verdienstvoll für den Betenden“, d.h. wir gewinnen dadurch an Heiligkeit, an Gnade und kommen dem Himmel näher.

Den „vorhergewußten zum Tode“ nützt alles Beten nichts

Es ist die Erfahrung unser aller, dass wir für bestimmte Menschen jahre- oder jahrzehntelang gebetet haben, ohne dass eine Besserung eingetreten ist. Sogar der hl. Johannes sagt in der o.a. Stelle (1 Joh 5, 16), dass man für manche Menschen nicht beten sollte? Für welche? Für diejenigen, die sowieso in die Hölle kommen. Welche sind es? Das weiß nur Gott, welcher ihre Entscheidung und Ende vorausweiß (praescit), aber sie nicht zur Hölle vorausbestimmt, in dem calvinistischen Sinne, dass Gott ihre Verwerfung wirkt. Ohne hier auf die extrem schwierige Thematik der Prädestination, d.h. der Vorausbestimmung zum Ewigen Leben und der Reprobation, d.h. der Vorausbestimmung zu Hölle, eingehen zu wollen, müssen wir doch sagen, dass:

  1. manche Menschen sicherlich in der Hölle sind und andere noch in die Hölle kommen,
  2. Gott alles vorausweiß, so
  3. Gott auch weiß, wer in die Hölle kommt.

Für diese Menschen zu beten ist faktisch eine Verschwendung, da wir aber nicht wissen, wer gerettet und wer verworfen wird, so sollten wir für alle beten. Denn praktisch gesehen hätte wohl niemand einem Saulus eine Bekehrung vorhergesagt, einer Hl. Magdalena, Margarete von Cortona oder einem Hl. Augustinus oder Franziskus in der Jugendzeit ebenso wenig. Es ist aber durchaus legitim mit dem Beten für jemanden irgendwann aufzuhören und sich klar zu machen, dass wir für die Rettung der Anderen nur bedingt verantwortlich sind. Sie haben einen freien Willen und alle mögliche Gnadenhilfe Gottes noch dazu. Wir können uns nicht für die Sünden der Anderen verantwortlich machen, weil wir „zu wenig für sie gebetet haben“, wie manche Frommen sagen. Denn warum sündigen die Priester? Weil die Gläubigen zu wenig für sie beten. Vielleicht beten die Gläubigen auch zu wenig, aber die Priester sündigen, weil sie es wollen und es freiwillig tun. Man soll die Gläubigen mit der Verantwortung für seine eigenen Sünden nicht behelligen. Punkt.

(Fortsetzung folgt)

Die Sieben Bußpsalmen und die Allerheiligen Litanei zum Download Sieben Bußpsalmen

[1] Vgl. https://traditionundglauben.com/2015/11/15/was-konnen-wir-fur-die-toten-von-paris-tun-das-tridentinische-totenoffizium-beten/

[2] Deutsche Fassung nach: http://www.unifr.ch/bkv/summa/kapitel599-7.htm

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