Tradition und Glauben

Was können wir für die Kirche tun? Die sieben Bußpsalmen beten (6). Bedingungen des Verdienstes

Noch keine Bewertung.
Beitrag hören

Da in den vorigen Beiträgen nachgewiesen wurden, dass:

  1. man für andere beten soll,
  2. diese Anderen die Mitglieder der jeweiligen Bischofskonferenzen sein können,
  3. manchen der Bischöfe dieses Gebet zuträglich sein wird,
  4. man durch gute Werke Verdienste vor Gott verdienen kann, welche im Gnadenzuwachs des „Verdieners“ resultieren,

so kommen wir jetzt zum nächsten Punkt, in dem wir kurz die Frage klären, wann ein Verdienst wirklich verdienstvoll ist, d.h. welche Kriterien er erfüllen kann, um uns mehr Gnade in diesem Leben und ein besseres Los nach dem Tode, zuerst wohl im Fegefeuer und dann im Himmel, zu verschaffen.

Grundbedingungen des Verdienstes

Nach Tanquerey,[1] welcher diesbezüglich die katholische Lehre zusammenfasst, sind die allgemeinen Bedingungen des Verdienstes, die folgenden:

  1. Das Werk muss frei sein.
  1. Es muss ein übernatürliches Gut betreffen.
  1. Man muss im Stand der Gnade sein.
  1. Es muss während unseres Erdenlebens getätigt worden sein.

Ad 1. Freiheit des Werks

Wird man zu etwas gezwungen, so handelt man nicht frei. Verdienstvoll kann nur etwas sein, was freiwillig ist und zwar auch in dem, was man ohnehin tut. Ein Priester oder eine Ordensschwester hat das Brevier zu beten, denn dies stellt seine oder ihre Standespflicht dar. Das freiwillige Nichtbeten ist eine Sünde, das Beten ist eine Pflicht und kein Verdienst. Aber wie man es betet, hängt von jedem selbst ab und kann verdienstvoll oder sündhaft sein. Ebenso hat ein Arzt zu heilen, ein Lehrer zu lehren etc. Aber bei der Art und Weise und besonders bei der Intention fängt der Verdienst an.

Ad 2. Übernatürliches Gut

Das Gut muss auch im theologischen, übernatürlichen Sinne gut sein. So ist die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion kein übernatürliches Gut, da man sie einer sakrilegischen Kommunion ausliefert, für welche sie entweder gleich in die Hölle kommen, weil sie in Todsünde leben oder lange im Fegefeuer bleiben werden. Man soll sich also vor jeder guten Tat fragen: Helfe ich ihm damit zu seiner Seligkeit oder verderbe ich ihn?

Ad 3. Gnadenstand

Lebt jemand in der Todsünde, so sind seine Werke nicht verdienstvoll. Dies bedeutet, dass er damit, was objektiv gut ist, bspw. Almosen geben, nichts für den Himmel verdient (DH 3803). Die Werke bleiben gut, aber nur im irdischen Rahmen. Sie werden dadurch nicht automatisch schlecht, sodass die Kirche die Meinung verurteilt hat, dass jede gute Tat eines Todsünders eine Todsünde ist (DH 1935). Die Hungrigen werden gespeist, die Wale gerettet, der Müll getrennt, aber es hilft nichts für die Ewigkeit und die ganze „Mitmenschlichkeit“ auch nicht. Man kann in der Hölle landen.

Ad 4. Zu Lebzeiten

Mit dem Tod hört die Möglichkeit sich Verdienste bei Gott zu erwerben auf und daher können die Seelen im Fegefeuer nichts mehr für sich selbst tun (DH 1398, 1405). Dies bedeutet unser „Platz im Himmel“ wird zu Lebzeiten erarbeitet, nachher geht es nicht. Denn es gibt den freien Willen und die Entscheidung so oder anders zu leben.

Wovon hängt die Größe des Verdienstes ab?

Nachdem gezeigt wurde, wann ein Verdienst überhaupt eintritt, kann man sich die Frage stellen: Wann ist ein Verdienst größer und wann kleiner? Die Verdienstlichkeit des Verdienstes wird tatsächlich unterschieden und zwar seitens des Subjekts und des Objekts, also dessen, der es tut und dessen, was er tut.

Seitens des Subjekts

Seitens des Subjekts, also dessen der die Verdienste erlangt, hängt die Verdienstlichkeit des Verdienstes oder sein Grad von den folgenden Umständen ab:

  1. Vom Grad der persönlicher Heiligkeit oder der Liebe.
  2. Vom Grad unsere Verbindung mit Jesus Christus.
  3. Von der Reinheit unserer Intention.
  4. Von unserem Eifer.[2]

Ad 1. Grad der Heiligkeit

Was ist Heiligkeit? Es ist die uneigennützige Liebe zu Gott, welche sich vornehmlich durch das Kreuz äußert. Als der hl. Johannes von Kreuz am Ende seines Lebens in einer Vision von Christus gefragt wurde, was er – Johannes – denn für seine Treue verlange, so antwortete der Heilige:

„Pati et contempti pro te. Für Dich zu leiden und für Dich verachtet zu werden.”

Ja, ja, wie viel fehlt uns doch noch zur Heiligkeit! Unser Grad der Heiligkeit hängt von unserem Grad der heiligmachenden Gnade ab, welche durch die aktuelle Gnade, die man durch die guten Werke als Verdienste erlangen kann, vermehrt wird. Also ein Heiliger kann bei Gott mehr erreichen als ein Lauer oder ein Sünder. Daher hat man früher und manchmal tut man es auch heute Mönche oder Nonnen gebeten für ein Anliegen zu beten, weil man annahm, dass diejenigen, die im heiligen Ordensstand leben über einen höheren Grad der Heiligkeit verfügen. Wie es aber tatsächlich ist, das weiß Gott allein. Denn ein höherer Stand generiert leider nicht automatische die persönliche Heiligkeit des Standesangehörigen und nähere Beispiele hierzu ersparen wir uns.

Ad 2. Verbindung mit Christus

Christus ist das Haupt des mystischen Leibes der Kirche und wir alle, die wir in der katholischen Kirche im Gnadenstand sind, sind seine Glieder oder wenigstens die Zellen dieses Organismus. Durch diese organische Verbundenheit können wir etwas füreinander tun und dies ist das Geheimnis der Gemeinschaft der Heiligen (communio sanctorum), bei welcher es nicht um das „Miteinander mit der Dritten Welt“ oder um die „Rettung der Wale“ geht, wie man oft in der Kirche hören kann, sondern um die Vermittlung von übernatürlichen Gnadengaben. Aber die eigentliche Effizienz aller Gnadengaben kommt von Christus: „durch ihn, mit ihm und in ihm“, da Christus schon alles für uns verdient hat. Und deswegen resultiert jede Gnade und jeder Verdienst aus unserer Vereinigung mit Christus, da wir durch Christus zum Vater beten und unser Gebet in das Gebet Christi miteinfließt und ebenso handeln wir hier auf Erden „an Christi statt“, die Priester natürlich ganz besonders in persona Christi, aber alle Getauften auch. Somit hängt die Größer unseres Verdienstes von unserer Christusförmigkeit ab.

Ad 3. Reinheit der Intention

Alle unsere Taten müssen wir mit dem Ziel verrichten Gott zu dienen und ihm zu gefallen und nicht nur uns Verdienste zu erwerben. Die Übernatürlichkeit des Motivs: des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe spielt hier eine Rolle. Daher sind unsere Taten je nach dem Grad unserer Liebe zu Gott verdienstvoll. Man kann aber wirklich sagen, dass Gott uns die Sache einfach macht und unsere Eigennützigkeit oder Uneigennützigkeit sehr stark prüft, insbesondere in einer „dunklen Nacht“ der Sinne oder des Glaubens, die so eingehend der hl. Johannes von Kreuz beschrieben hat. In solchen Nächten sieht man nichts, fühlt man nichts, weiß man nichts. Man weiß manchmal nicht, ob es überhaupt einen Gott und die ewige Belohnung gibt, was die Prüfung der hl. Theresia von Lisieux in ihrem fast ganzen Ordensleben war. Man fühlt sich verworfen und reprobiert, wie der hl. Franz von Sales in seiner Jugend. Manche Heilige, wie die hl. Magdalena da Pazzi, hatten mit sehr starken Selbstmordgedanken zu kämpfen, da sie fühlten, dass alles sowieso verloren sei. In diesen Nächsten wird die Liebe zu Gott und den Nächsten gereinigt und geprüft und niemand bleiben diese Prüfungen erspart, obwohl der Schweregrad natürlich variiert. Aber man kann wirklich davon ausgehen: Je größer die spätere Heiligkeit, umso schwerer die Prüfungen.

Ad 4. Eifer der Tugendausübung

Natürlich hängt vieles davon ab, wie wir etwas tun: nachlässig oder eifrig, auf Lateinisch auf den Knien oder auf Deutsch im Bett liegend, was unsere Gebete betrifft. Je mehr es uns subjektiv kostet, umso verdienstvoller ist es. Deswegen ist es möglich, dass manche Heilige so früh verstorben sind, weil sie solch ein intensives Leben hatten und solch einen Eifer an den Tag legten. Und sie wirken im Himmel für uns und die Kirche weiter und zwar viel umfassender als wenn sie länger gelebt hätten.

Seitens des Objekts

Seitens des Objekts, also dessen was man macht, um einen Verdienst zu erwerben, hängt sein Wert von den folgenden Bedingungen ab:

  1. Exzellenz des Objekts
  2. Quantität der Werke
  3. Dauer der Werke
  4. Schwierigkeitsgrad des Werkes

Ad 1. Exzellenz des Objekts

Da es eine objektive Hierarchie der Güter und der Werke gibt, so ist es natürlich, dass wenn man um ein höheres Gut betet sich mehr Verdienste aneignet als wenn man um ein kleineres Gut beten würde. So ist ein Gebet um den Gnadenzuwachs der jeweiligen Bischofskonferenz oder um die Bekehrung der Bischöfe viel verdienstvoller als bspw. ein Gebet darum, dass unsere Nachbarin sich endlich verheiratet und Kinder hat, weil sie es sich wünscht. Denn von der Qualität der Bischofskonferenz hängt die Heiligung der Katholiken im jeweiligen Land ab und von der Heirat der Nachbarin ihr persönliches Glück, vorausgesetzt, dass sie in dieser Ehe glücklich wird, sie darin tugendhaft leben wird und diese Standeswahl sie, den Mann und ihre Kinder tatsächlich dem Himmel näher bringen wird, langfristig und auf die Ewigkeit hin gesehen. Deswegen sind die Akte, welche um der größeren Ehre Gottes wegen getan werden immer verdienstvoll, wobei es immer gilt: „Dein Wille geschehe“. Unsere Sicht der Dinge ist immer sehr begrentzt und Gott weiß es einfach besser, daher werden nicht alle unsere Gebete erhört, so erhört, wie wir es wollen oder gleich erhört.

Ad 2. Quantität der Werke

Mehr hilft mehr, je mehr desto besser. Es ist doch sicherlich verdienstvoller täglich den Rosenkranz zu beten als ihn einmal im Jahr zu beten. Nichtdestrotz kann in diesem Bereich auch eine gewisse Relativität herrschen, da der Groschen einer Witwe mehr bei Gott zählt als die größeren Gaben der Reichen, wenn es um Almosen geht. Es ist aber unmöglich, dass jemand, der vorgibt Gott zu lieben, sagt: „Selten, aber dafür ordentlich [beten, opfern etc.].“ Denn dadurch wird die persönliche Heiligkeit nicht gesteigert. Denn zuerst ist es selten und dann nie.

Ad 3. Dauer der Werke

Natürlich ist das, was länger dauert dem vorzuziehen, was kurz dauert, denn je mehr Dauer, desto mehr Liebe. Die Taktik des Teufels geht dahin, dass man etwas kürzer macht, es weniger macht oder es schließlich gar nicht macht, siehe der Erstbeste der uns bekannten Geistlichen.

Ad 4. Schwierigkeitsgrad des Werkes

Was uns schwerer fällt, ist umso verdienstvoller, wobei die Gegebenheiten der jeweiligen Persönlichkeit oder des Charakters eine große Rolle spielen. Auch wenn etwas in unseren Zuständigkeitsbereichs fällt, weil es unsere Standespflicht ausmacht, so können wir es immer noch besser machen oder mit der Intention dadurch Gott zu gefallen. So kann ein Beamter den Petenten gegenüber freundlicher sein, gewogener und falls er es ohnehin schon ist, dies mit der Intention tun Gott dadurch zu gefallen und nicht nur deswegen, damit sich die anderen aufgrund seiner Freundlichkeit bekehren, was sie vielleicht, aufgrund des freien Willens niemals tun werden.

Zusammenfassen lässt sich sagen, dass der Wert und Grad unserer Verdienste von vielen Faktoren anhängen und je uneigennütziger sie sind, desto verdienstvoller.

[1] Tanquerey, A., Précis de Théologie Ascétique et Mystique, Paris 1924, 161.

[2] Nach Tanquerey, op. Cit., 164-169.

Bitte bewerten Sie!

Translate

Werbung

Letzte Beiträge

Letzte Beiträge

Kommentare

Top Beiträge

Christine Niles: Priester der Piusbruderschaft in allen Anklagepunkten für schuldig befunden, 27 Kinder missbraucht zu haben
Jetzt alle vorkonziliaren Breviere auch auf Deutsch online
Leserfrage: „Leben die Piuspriester in Todsünde?“ – Antwort: „Ja!“
Warum Bergoglio ein Gegenpapst ist? (2 von 20). Häresien bei Vat. II?
Christine Niles, FSSPX-PRIESTER VON FRANZÖSISCHEM SEXSKANDAL VERFOLGT (2 VON 2)
Von der Abschaffung der doppelten Stuhlfeier Petri bis zur Mazza-These oder das Papsttum im Sinkflug

Archive

Gesamtarchiv
Monatsarchive

Beitrag teilen

Werbung

UNSERE pRODUKTE

Werbung

Spenden

Blogstatistik

Kommentar- und Printfunktion nur für Abonnenten.

  • 608.697 Besuche
error: Content is protected !!