
Der priesterliche Segen
Um etwas, ein Haus, eine Wohnung, einen Andachtsgegenstand zu weihen oder zu segnen, brauchen Sie einen Priester. Warum? Weil er durch seine Priesterweihe, die ihn ontisch mit Christus verbindet, die Vollmacht erhalten hat an Christi statt (in persona Christi) zu wirken.
Nach der Dogmatik von Diekamp-Jüssen ist:
Die Weihe (ordo, ordinatio) jenes Sakrament, das dem Empfänger geistliche Gewalt (potestas) überträgt und die Gnade verleiht, sie in gottgefälliger Weise auszuüben.[1]
Und was ist diese „geistliche Gewalt“? Es ist vornehmlich die Vollmacht:
Leib und Blut Christi
- Zu konsekrieren (consecrandi)
- Zu opfern (offerendi)
- Zu verwalten (ministrandi)
Sowie die Sünden
- Zu vergeben (dimittendi) oder
- Zurückzuhalten (retinendi)
Wie es schön dogmatisch das Konzil von Trient definiert (Trid. S. 23 cp. 1, Denz. 957/1764). Das Priestertum besteht also vornehmlich der Hl. Messe und der Beichte wegen.[2]
Das Weihesakrament vermehrt die heiligmachende Gnade (de fide)[3] und zwar sowohl im Priester selbst als auch in denen, die er durch die Sakramente und Sakramentalien heiligt. Der Priester ist ein Kanal der Gnade Gottes oder ein Kanal des Heiligen Geistes. So lehrt das Decretum pro Armenis (DH 1326) über das Weihesakrament:
Effectus es augmentum gratiae, ut quis sit idoneus minister – „Die Wirkung [des Weihsakraments] ist eine Vermehrung der Gnade, wenn jemand ein geeigneter Diener ist“.[4]
Mit „geeignet“ (idoneus) meint die Kirche jemanden, der sich wenigstens an die Pflichten seines Standes hält und in keiner schweren Sünde lebt. Dann hat er tatsächlich mehr Gnade, der priesterlichen Standesgnade, als ein Nichtpriester. Um sich einer sportlichen Metapher zu bedienen: wir sind Amateure, Priester, Bischöfe und Kardinäle sind Profisportler. An sie werden höhere Anforderungen gestellt und zwar von Gott und sie werden viel schwerer gerichtet werden und deswegen wiegt eine Sünde des Priesters viel schwerer als die eines Laien. In vielen Diskussionen mit unseren Lesern werden wir gefragt, was mit der Standesgnade der Priester, Bischöfe und Kardinäle passiert ist, dass sie die Irrlehren von Papst Franziskus nicht sehen und nichts gegen ihn unternehmen. Direkter formuliert, lautet so eine Frage:
Warum soll ich Euch glauben und nicht meinem Bischof?
Hat er denn keine Standesgnade?
Diese Frage ist durchaus legitim, aber Standesgnade bedeutet nicht „Superkräfte“. Sie fußt auf den Standespflichten und den Anforderungen, welche diese stellen. Bei schwerer Sünde (wie Konkubinat oder Homosexualität, welche leider unter unseren Bischöfen recht verbreitet ist)[5] verliert derjenige seine Standesgnade mit der übrigen Gnade. Eine geistliche Geistesunterscheidung wird da unmöglich zumal sein Intellekt, vornehmlich durch die Homosexualität, gänzlich verblendet ist. Natürlich sind schwere Sünden nicht nur sexueller Natur, wo aber man intellektuell von der wahren Lehre abweicht, da fällt man sehr schnell in Sachen Moral. Da wir nicht immer den Einblick ins Privatleben unserer Bischöfe haben (manchmal, Gott sei’s geklagt, schon), so können wir ihre Moral und ihre Spiritualität nur anhand ihrer Lehre beurteilen. Da die DBK ab 1. Februar 2017 Kommunion an Ehebrecher offiziell, wenn auch wie immer verklausuliert freigegeben hat, so wissen wir genau wie es um die Standesgnade unserer Bischöfe steht. Denn Apostasie ist natürlich auch schwere Sünde.[6] Laut Trid. S. 23 cp.2 (DH 1766) lehrt die Offenbarung (1 Tim 4, 14 und 2 Tim 1, 6), dass die hl. Weihe „Gnade erteilt“ und im can. 4 (DH 1774) definiert das Konzil, dass durch das Sakrament der Weihe „der Hl. Geist gegeben wird“. Durch wen wird also die Welt geheiligt? Durch die Priester. Durch wen, geistlich gesehen, in den Abgrund getrieben? Ebenfalls durch die Priester. Das Priestertum ist aber, ebenso wie die Ehe, ein soziales Sakrament. Dies bedeutet, es ist dazu da vornehmlich andere und nicht sich selbst zu heiligen. Bei den Priestern sind es die Gläubigen, bei den Eheleuten die Kinder, die zu Gott geführt und geheiligt werden sollten. Nur ein Priester kann also Sakramente spenden, nur er kann Sakramentalien konstitutiv segnen. Durch seine priesterliche Macht wird ein Gegenstand oder ein Raum dem weltlichen Gebrauch entzogen und in den heiligen Bereich Gottes überantwortet.
[1] Diekamp-Jüssen, Katholische Dogmatik, Will: Alverna Verlag 2011, 1095.
[2] Ebd. 1113.
[3] Ebd.
[4] Ebd. 1114.
[5] Wir nennen hier nur Namen derjenigen, die es selbst eingeräumt haben: Msgr. Ricca, Msgr. Wesolowski, Erzbischof Weakland, Kardinal O’Brian. Die Liste ist natürlich viel länger, in der DBK auch.
[6] Die Verlautbarung der DBK dazu gibt es hier. Lesenswerte Artikel, leider auf Englisch, hier: http://www.onepeterfive.com/german-bishops-allow-holy-communion-remarried-now/ http://www.onepeterfive.com/chaos-german-church-wake-new-pastoral-guidelines/ http://www.onepeterfive.com/losservatore-romano-reports-german-pastoral-guidelines-softens-blurs-controversial-parts/ http://www.onepeterfive.com/german-bishops-spokesman-declines-requests-clarified-guidelines/
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