Tradition und Glauben

„Zum Publikum hin“, das Mitmachen und das Bea-Brevier

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Der nachfolgende Abschnitt der Dialogmesse von Carol Byrne ist dermaßen dicht mit verschiedener Problematik gedrängt, dass einige kommentierende Einleitungsworte notwendig erscheinen.

Der Vorführ-Effekt

Bezüglich der Liturgiereformen und ihrer Auswirkungen  gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder hatten die Reformer von 1956 überhaupt keine Ahnung von der menschlichen Natur, sodass sie die katastrophalen Folgen ihrer Handlungen nicht übersehen konnten oder sie hatten sehr wohl Ahnung und machten es mit Absicht. Wir können in der Zeitrechnung nach Traditionis Custodes getrost davon ausgehen, dass das Letztere der Fall war. Warum? Weil man Fehler, die man als solche erkannt hat, schnell korrigiert. Will man etwas bewusst zerstören, siehe Hitlers Eroberungskriege, dann macht man weiter.

Was hat die menschliche Natur damit zu tun?

Durch die Umkehrung der Gebetsrichtung zum Volk hin, erstmal durch die Palmenweihe am Sonntag, stand man zum ersten Mal bei den heiligen Handlungen gleichsam „zum Publikum hin“. Diese Umkehrung zog, psychologisch gesehen, alle diejenigen Priester vor, die überhaupt gerne auftreten und im Mittelpunkt stehen, benachteiligte aber alle jene, die nervös werden, wenn man ihnen bei den heiligen Handlungen „auf die Hände schaut“. Es gibt recht viele Menschen, die wirklich immer sich dabei unwohl fühlen und dementsprechend ihre Aufgaben schlecht ausfüllen, wenn man sie bei den ihnen aufgetragenen Tätigkeiten beobachtet. Es ist der Vorführeffekt mit der Prüfungsangst gekoppelt, und zwar immer. Lässt man sie allein, dann können sie es. Diese unglückliche Eigenschaft hat nichts mit dem Alter, mit der Übung oder mit der Fertigkeit an sich zu tun. Man kann sie sich auch nicht abtrainieren. Ist ein Beobachter dabei, dann ist Hopfen und Malz verloren. Bei der Alten Messe jedoch führt man fast die ganze Zelebration, mit dem Rücken zum Volk, also gleichsam im Verborgenen aus. Sodass eventuelle Fehler gar nicht auffallen, weil sie nicht gesehen werden. Wenn man also fordert, dass jeder Priester jederzeit öffentlich und „zum Publikum hin“ zelebrieren muss, so schließt man diejenigen vom Priesterberuf aus, die einfach nicht in der Lage sind dies zu tun. Nicht jeder kann frei predigen, nicht jeder kann aus dem Stegreif heraus sprechen, manche lesen ihre Predigt immer ab und so wird es auch bleiben.

Das Mitmachen

Die Reform des Palmsonntags führte auch das ein, was die Priester gern als „das Mitmachen“ bezeichnen. Die Gläubigen wurden zuerst zum Antworten oder zum Dialog mit dem Priester verpflichtet, wozu sie es vorher nicht waren.

Wie im Kasperletheater:

Seid ihr auch alle da? Ja!

Die Messe von 1962, welche die meisten von uns kennen, sieht dies weiterhin vor. Wohin wird man zurückversetzt?

Kasperletheater verlangt auch die aktive Teilnahme des Publikums

Richtig, in den Kindergarten oder in die Grundschule, wo man der Lehrerin brav im Chor zu antworten hat, man immer aufpassen und brav nach vorne schauen soll. Aber die Teilnahme an der Messe sollte nach den Bestimmung von Pius X. innerlich und passiv (partitipatio actuosa), nicht äußerlich und aktiv (partitipatio activa) sein. Denn fordert man die letztere Teilnahme, so wird der Priester immer mehr zum Novus Ordo-Alleinunterhalter oder Kindergärtner, pardon, Erzieher.

Das Bea-Brevier

Die Macher des sog. Bea-Breviers meinten doch tatsächlich, dass nach 1500 Jahren der liturgischen Vulgata-Verwendung, die vom Konzil von Trient 1546 für normativ erklärt wurde, die Vulgata philologisch gesehen nicht gut genug sei, sodass sie ihre eigene revidierte Version vorlegten. Kurz und gut: sie meinten, um die Jahre 1940 bis 1956, ein viel besseres Latein zu schreiben als die „Muttersprachler“ Tertullian, Hieronymus, Augustinus oder Laktanz. Ja, das nennt man wirklich vermessen! Die Bea-Psalmen sind nicht nur weniger schön, sie sind auch rationalistisch gefärbt und stellen den ersten Schritt auf dem Wege von der Vulgata weg. Es sind ja ganz andere Texte als diejenigen, welche die Kirche 1500 Jahre lang betete. Da sie sich weniger schön sprechen lassen, so lassen sie sich auch weniger gut singen, was dazu führte, dass die meisten Ordensgemeinschaften sie gar nicht einführten. Denn vor Novus Ordo sie hatten noch die Möglichkeit der bisherigen Alternative.

Was war aber angedacht?

  • Aufgabe der Vulgata-Psalmen
  • Einführung der Bea-Psalmen
  • Aufgabe der Bea-Psalmen, da nicht singbar
  • Aufgabe der lateinischen Psalmen
  • Aufgabe des Gebetes

Und diese letzte Etappe wurde auch tatsächlich nach 1970 erreicht. Ist nämlich etwas weniger schön ist, dann hat man keine Lust es zu praktizieren oder gar aufzusuchen, siehe Novus Ordo, und schließlich gibt man es schließlich ganz auf. Und diese Kenntnis der Menschennatur hatten die Reformer, um auf diesem Wege den jetzigen desolaten Zustand der Kirche herbeizuführen. Wir sind wirklich die Opfer.

Tradition und Glauben – damit die Kirche wieder schön wird

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