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Da dieser u.a. Text in einem sehr gutem Deutsch verfasst wurde, so kann sich eigentlich nicht die Frage stellen, ob der Verfassen das Wort “Intimität” auch richtig gebraucht. Wenn also die “Zugehörigkeit zum Opus Dei unter den Schutz der Intimsphäre falle”, so ist diese Zugehörigkeit der Sexualität gleich. Als Intimsphäre gilt, laut Wikipedia,
die intimsten, innersten bzw. persönlichsten Gedanken und Gefühle (der Bundesgerichtshof definiert sie als die „innere Gedanken- und Gefühlswelt und den Sexualbereich“ – siehe Rechtliches). Das Preisgeben der Intimsphäre geschieht in der Regel nur in äußerster Vertrautheit und wird außerhalb dieser als „Verletzung der Intimsphäre“ bezeichnet und kann etwa eine Kompromittierung gegenüber anderen Personen zur Folge haben. Der Begriff Intimsphäre ist abzugrenzen von den Begriffen Privatsphäre und Individualsphäre.
Im Deutschen unterscheidet man also zwischen der Intim-. Privat-, und Individualsphäre, in anderen Ländern ist es vielleicht anders. E.B.E. verwendet die Worte “Intimität” sehr oft, sodass die Zugehörigkeit zu Opus Dei, die ja streng geheim ist, wie die Geschlechtsteile erscheinen, die nur vor Eingeweihten entblößt werden. Das ist doch höchst verstörend, exhibitionistisch und homosexuell. Man fragt sich wirklich, was noch hinter den geschlossenen Türen von Opus Dei stattfindet, wenn man solchen Gedanken frönt? Bizarr, bizarr.
Zwei Gründe, warum man sich geniert
Escrivá rief bei seinen Mitgliedern echte Phobien hinsichtlich des Opus Dei hervor, damit sie ja nicht darüber sprechen. Und so verwandelte sich das, was als krank angezeigt hätte werden sollen, in etwas Sakrales, das in die Kategorie des übernatürlichen Geheimnisses fällt. Über das Opus Dei zu sprechen erscheint ihnen wie die Verletzung einer Intimität, wovon man nicht sprechen und was nicht bekanntgemacht werden dürfte, wie etwa ihre internen Zeitschriften und Leitungsdokumente.
Sehr bezeichnenderweise hat Fernando Ocáriz, der zweite Mann im Opus Dei, per 14. Oktober 2011 durch einen Anwalt mitteilen lassen, dass seine Zugehörigkeit zum Opus Dei unter den Schutz der Intimsphäre falle: Das Opus Dei als Institution teilt die Verhaltensstörung seines Gründers Escrivá.
Deshalb können sie den Vatikan anlügen ohne damit ein Problem zu haben: dem Publikum zeige ich meinen Maßanzug, aber meine Intimität zeige ich nur, wem ich will. Damit endet jede Diskussion, die Schizophrenie rechtfertigt alles, und weil diese Haltung pathologisch ist, hinterlässt sie auch keine Gewissensbisse.
In den Augen des Opus Dei ist der Vatikan ein Voyeur, der gar kein Recht dazu hat, sich um die Intimität des Opus Dei zu kümmern, allerdings hat das Opus Dei jedes Recht, davon herzuzeigen, wem und was es will, und sie bieten auch dem Vatikan das, was er sehen will. Der Betrug ist aus der Sicht des Opus Dei durchaus gerechtfertigt: Die eigene Intimität muss ja verhüllt werden.
***
Das gesunde Gewissen lässt sich nicht betrügen: Das Opus Dei kann man nicht offen erklären. Zwei Gründe gibt es, warum man nicht darüber sprechen kann: Man kann nicht darüber reden, weil Escrivá alles, was mit dem Opus Dei zu tun hat, für eine Familienintimität erklärt hat, und darüber zu reden würde bedeuten, dass man ein Geheimnis verletzt hat, gegen den Anstand gehandelt, etwas Ungeheuerliches begangen hat. Diese „maßgeschneiderte“ Künstlichkeit dient dazu, die tatsächliche Obszönität zu verbergen, so wie eben die Personalprälatur über das Säkularinstitut gestülpt wurde.
Man kann nicht offen darüber reden, und wenn man es tut, muss man sich dafür schämen, weil man dann zugibt, dass man sich all dem unterworfen hat; auch wenn man betrogen worden sein mag, so ist es doch peinlich, und man vermeidet es zu erklären, was einem angetan wurde. Die einzige Erklärung, die man geben kann, ist irrational: Gott hat mich darum gebeten. Aber es ist nicht deshalb irrational, weil Gott mich darum gebeten hat, sondern weil „Escrivá gesagt hat, dass Gott mich darum gebeten hat“ und weil ich das geglaubt habe, anstatt „Wie bitte?“ zu schreien.
Es besteht ein Unterschied, ob man etwas im eigenen Gewissen sieht oder ob Escrivá für einen entscheidet: Letzteres ist irrational. Dass sich Escrivá in deine Intimität eingedrängt hat, ohne um Erlaubnis zu fragen, ist obszön (auch wenn er sich argumentativ hinter seinem Meister Jesus versteckt):
„Es geht darum, sich mit Todesverachtung, mit Kühnheit in das Leben der anderen einzumengen, wie sie es bei uns gemacht haben: „Mich“ – so sprach unser Vater – „hat der Herr auch nicht um die Erlaubnis gebeten, sich in mein Leben einzumischen“ (Betrachtungen III, S. 595).
Es ist eine Sache, dass sich Gott in mein Leben einmischt, ohne um Erlaubnis zu fragen, oder ob das Escrivá tut – und Escrivá setzte ganz einfach beide Gegebenheiten gleich. Und die Manipulation der Gewissen wird damit kaschiert, dass das Werk „die Intimität einer Familie besitzt“. Verrückt, aber es ist so.
Eben deshalb geniert man sich, über das Opus Dei zu sprechen, aber die Gründe dafür sind erfunden, antrainierte Phobien, und es sind konkrete Gründe, weil man sich nicht erklären kann, warum man getan hat, was man getan hat, und vor allem warum man all das mit sich geschehen ließ „wie der Ton in den Händen des Töpfers“, um es mit dem Worten Escrivás zu sagen. Deshalb möchte das Opus Dei aus zweifachem Grund nicht, dass von ihm gesprochen wird – weil es obszön ist, und weil die psychische Verfassung Escrivás eine Peinlichkeit ist.
Wir haben auf dieser Homepage die Obszönität des Opus Dei und von Escrivá selbst deutlich gezeigt. Dramatisch ist dabei allerdings, dass das Opus Dei selbst seine Geschichte ungeschehen machen lassen will. Das Opus Dei möchte seine Krankengeschichte und die von Escrivá verschwinden lassen, und die beiden sind dieselben.
Die Technik, die Escrivá angewendet hat („wir können darüber unter uns sprechen – oft nur mit den Direktoren – aber nicht mit denen von draußen”), ist dieselbe, wie sie Maciel seinen missbrauchten Kindern erklärt hat:
„Das (den sexuellen Missbrauch), was wir tun, tue ich meinerseits dank einer besonderen Erlaubnis durch den Heiligen Vater, weil ich gesundheitliche Probleme habe, aber ihr dürft es niemandem erzählen, weil niemand es verstehen würde.“
Das ist genau die Art, die Maciel angewendet hat, um seinen Kindern den Missbrauch „verständlich“ zu machen – so hat es eines seiner Opfer bezeugt.
Was Escrivá gemacht hat, ist eine raffiniertere und ins System gebrachte Perversion. Es ist klar, dass seine Nachfolger nicht wünschen, dass sich die Mitglieder des Opus Dei über die Perversionen der Vereinigung und ihres Gründers informieren können. Es ist unmöglich, mit den Oberen im Opus Dei einen offenen Dialog zu führen, denn sie bringen die Sache grundsätzlich nicht auf den Punkt. Die Antworten auf unbequeme Fragen dienen ausschließlich dazu, das Gespräch zu beenden, nicht es fortzuführen; dazu sind die Leute vom AOP gedrillt.
***
Schlussfolgerungen
Immer wenn ich über das Opus Dei schreibe und bei meinen Recherchen auf so viele Zeugenaussagen stoße, die in die gleiche Richtung gehen, frage ich mich, ob ich mich nicht getäuscht habe, ob hier nicht auch ein Irrtum vorliegen könnte. Denn entweder sind die Anschuldigungen, die hier erhoben werden, ungeheuerlich, oder der Angeschuldigte ist ein Monster. Ein drittes gibt es nicht. Deshalb handelt das Opus Dei auch so polemisch; es kann keine Grautöne geben, und wer kritisiert, attackiert (vor allem wenn es Escrivá betrifft).
Es ist kein Zufall, dass sich das Opus Dei an dieser Homepage reibt. Wir hoffen, dass der Heilige Stuhl hier eingreift, oder besser noch, dass sich das Opus Dei selbst auflöst; bevor der Schaden langfristig noch viel schlimmer wird als der, den Maciel angerichtet hat.
Man hat auch von Maciel gesagt, dass die Anklagen gegen ihn erhoben worden seien, um die Kirche zu zerstören, und tatsächlich hat man damit, ohne diese Behauptung zu beweisen, lediglich die Opfer verleumdet und damit die Sachlage optisch umgedreht. Nunmehr ist hier Stille eingekehrt; ich wünschte mir allerdings, dass die vollmundigen Verteidiger Maciels jetzt einige Artikel schrieben, in denen sie ihre Verurteilung er Opfer zurücknehmen.
Es gibt keine Möglichkeit, das, was Escrivá erwiesenermaßen getan hat, zu verstehen oder zu rechtfertigen – schon gar nicht war dies ein Anlass, ihn zu kanonisieren. Der Beweis dafür sind zahllose Zeugnisse, die eigenen Schriften (viele davon sind geheim), und die internen Leitungsregeln sind, ebenso wie die wie pathologische Physiognomie des Opus Dei, sein Selbstbildnis. Die Sache ist für sich genommen so ungeheuerlich, dass man sich unwillkürlich selbst fragt, ob man sich nicht selbst irrt.
Aber ausschließlich deshalb, weil man es nämlich irgendwie nicht akzeptieren möchte, dass Escrivá ein Psychopath war, ein Monster, das Gewissen manipuliert hat und ohne Schuldgefühl war und dass er Tausende und Abertausende Personen betrogen hat, wie der berühmte Wolf im Schafspelz, und zwar aus dem einzigen Grund, weil er seinen eigenen persönlichen Bedürfnissen damit abhelfen wollte, weil er einen inneren Defekt hatte.

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