Tradition und Glauben

Ist der Dämon daran schuld, dass Priester fallen? (2 von 2) Obex, Quietismus und Zwänge

Ob beim sexuellen Missbrauch die Priester unschuldig, die Dämonen hingegen die wahren Schuldigen sind.
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Arme Priester in den Mißbrauch getrieben

Zitieren wir unseren Priester-Emeritus weiter, der das Leid der Priester beklagt:

Wenn also die verwirrten Tradipriester, die ja auch keine richtige Führung haben – an Rom und die Bischöfe kann man sich nicht halten – und intern ist ja auch invidia clericalis usw. – wenn diese aus Frust auch in den Dreck fallen, braucht man sich nicht wundern.

Jeder ist mal frustriert, aber nicht jeder wird zu einem Triebtäter.

Sie haben niemand, mit dem sie reden können. Oft haben diese noch jungen Gemeinschaften auch eine geistliche Inzucht.

“Geistliche Inzucht” ist ein treffender Begriff, aber welcher Novus Ordo Priester wird überhaupt das spirituelle Leid eines Tradis verstehen? Man ist notgedrungen aufeinander angewiesen.

Man beichtet nur untereinander… manche meinen die neuen Weihen seien ungültig…
Es fehlt der Horizont, daß die Kirche mehr als ein Ritus ist.
Gute Diözesen haben Priesterseelsorger, die kümmern sich um labile Mitbrüder, das fehlt bei den Tradis.

Da sind auch wahre Worte dabei. Aber wie kommt es überhaupt, dass diese “labilen Brüder” überhaupt geweiht werden? Oder werden sie deswegen geweiht, weil sie “labil” sind und möglichst viel Schaden anrichten können?

DSDZ [der Schreiber dieser Zeilen] erinnert sich an sein Theologiestudium für Laien, an dem in den späteren Semestern ehemalige Priesteramtsanwärter teilnahmen, die aus dem Seminar rausgeworfen wurden. Fast alle hatten einen “Dachschaden” oder waren “labil”, meistens das Sechste Gebot betreffend, einige männliche Laien-Kommilitonen hatten ebenfalls einen “Dachschaden”. Einige waren auch sehr gut, das war aber die Minderheit. Man muss sich leider eingestehen, dass ein psychisch normaler und reifer Seminarist und Theologiestudent immer in der Minderheit ist.

Er hatte auch gemeinsame Seminare mit den Priesteramtskandidaten des ansässigen Priesterseminars, wo der “Dachschaden-Anteil”, nach dem Pareto-Prinzip, 80% betrug. Es gab auch wirklich sehr vorbildliche Seminaristen, meisten aus den Orden, aber die waren in der Minderheit und wir sprechen hier von der süßen Studienzeit, wo man noch kaum mit richtigen Herausforderungen konfrontiert wird.

Dies waren aber noch Zeiten des “Johanneo-Paulismus” mit sehr vielen Berufungen in Polen. Man konnte noch aussieben und tat es auch, manchmal nicht gründlich genug. In Ländern mit wenigen Berufungen ist man weniger streng, was im Nachhinein zu “labilen Brüdern” führt und Entschädigungszahlungen wegen Missbrauch. Aber diese Leute sind IMMER auffällig und werden dennoch geweiht.

“Priesterseelsorger” – ein Traum.. Aber all dieser Aufwand wäre gar nicht nötig, würde man die Richtigen weihen und die anderen nach einem Fehltritt nur rausschmeißen.

Da kommt gleich Versetzung, dann haben sie wieder keinen Beichtvater, dem sie trauen können… müssen wieder einen Arzt suchen usw.
WIR dürfen nicht urteilen, wir sollen für diese Priester beten. Die Talsohle ist noch nicht erreicht.

Das ist sie wohl nicht. Es sieht also so aus, dass insbesondere traditionelle Priester in Pädophilie fallen müssen, da sie so arm und schutzbedürftig sind.

  • Keine Führung,
  • Keinen Beichtvater,
  • Keine Fürsorge,
  • Keinen Psychologen oder Psychiater vor Ort.

„Wir sollen nicht urteilen“ – aha. DSDZ wird immer fuchsig, wenn er so etwas liest. Denn es scheint, als wären Priester, nach einer sechsjährigen abgeschlossen Ausbildung schwachsinnige Kinder, die man besser nicht alleine raus lassen darf, damit sie sich nicht verlaufen oder etwas anstellen.

Aber fast kein Laie hat geistliche Führung, Beichtväter, Fürsorge, sondern er kümmert sich um sich selbst. Wenn er Familie oder eine Leitungsposition inne hat kümmert er sich auch um andere. Das ist unter Erwachsenen etwas Normales und niemand jammert oder wenigstens nicht die ganze Zeit.

Wenn Priester dermaßen hilfsbedürftig sind, dass sie Psychologen und Psychiater brauchen, dann sind sie im Priesterstand fehl am Platze, denn sie haben keine notwendige Stärke und Reife, um Leitung für andere zu übernehmen.

Wir erinnern uns nochmals daran, dass der Kontext dieser Korrespondenz Pädophilie und nicht das Austrinken des Messweines ist.

Sünde, dämonische Bindung und Besessenheit

Jetzt kommen wir aber zum eigentlich Interessanten. Der Priester-Emeritus ist der Meinung, dass durch Todsünde dämonische Bindungen entstehen, wodurch die betreffenden zu bestimmten Handlungen gezwungen werden.

Lesen Sie bitte selbst:

Die alte Theologie redet nur von obex gratiae, aber sagt nicht, was das ist. Eben [dämonische] Bindungen…so geraten Mißbrauchte auf die schiefe Bahn,

Denn durch schwere Sünden können auch Besessenheiten entstehen, das kann die Beichte nicht lösen oder es gibt zumindest Gebundenheiten. Dazu gibt das AT schon Hinweise: Geist des Todes, der Unzucht, heute der Drogen usw.

Daher die Rückfälle. Das sieht man schon beim Alkohol – der Wille allein genügt nicht.

Doch durch Sünden entstehen starke Bindungen, so daß viele – weil sie zu wenig beten etc., dies auch nicht gelernt haben schwer herauskommen.

Diese Aussagen sind, gelinde ausgedrückt, problematisch, wenn nicht gar “Häresie begünstigend” (haeresim favens). denn sie stellen die Wirksamkeit der Beichte ex opere operato in Frage und einiges mehr.

Was ist ein Obex?

Erstens interpretiert der Priester-Emeritus obex gratiae – „Hindernis der Gnade“ falsch. Nach der katholischen Lehre kann sich die Gnade nach dem Sakramentempfang dann entfalten, wenn der Sakramentsempfänger der Gnade keinen obex – Hindernis – in den Weg stellt.

Die Sakramente […] verleihen dem Empfänger stets die heiligmachende Gnade, wenn ihr kein Hindernis (obex) entgegenstellt. (De fide)[1]

Und was ist ein Obex?

Es ist das, was Sie freiwillig und wissentlich tun, also Sünde: schwere Sünde. Bei der Beichte ist es das Verschweigen von schweren Sünden und die fehlende Reue. Bei leichter Sünde ist die volle sakramentale Wirkung behindert, bei leichten Gewohnheitssünden natürlich auch. Obex ist also kein dämonischer Anhängsel, weil dieser nicht freiwillig ist, es sei denn man hat freiwillig Dämonenkult betrieben, was wieder eine schwere Sünde wäre, siehe oben.

Es stimmt zwar, dass schwere Sünden zur Besessenheit führen können, worüber wir schon geschrieben haben, aber Besessenheit ist keine schwere Sünde. Ein Besessener hat zeitweise keine Gewalt über seinen Körper, da sich der Dämon mit seinem Körper wie die Seele mit dem Körper verbindet, aber er vollführt in diesem Zustand keine komplexe Handlungen, wie das Herunterladen von Kinderpornographie aus dem Darkweb oder Verführung von Minderjährigen.

Die Besessenheit betrifft auch den Körper, die Emotionen mit eingeschlossen, aber nicht den Willen. Der Besessene hat weiterhin einen freien Willen, sodass er nicht zu sündigen braucht, wenn er es nicht möchte. Näheres zu Beichten von Besessenen oder zu Besessenheit an sich findet sich wieder bei hl. Alfons Liguori oder bei Poulain SJ.[2]

Es passiert wirklich recht selten, dass eine Todsünde sofort zur Besessenheit führt, ansonsten wären wir alle besessen. Die Gründe für eine tatsächliche Besessenheit sind oft schwierig auszumachen. Es gibt tatsächlich Flüche, Generationsflüche oder manchmal auch eine ganz unerklärliche Sühnebesessenheit, die noch seltener ist als die übrigen. Aber mit aktiv begangengen sexuellen Missbrauch hat das wenig zu tun. Höchstens dann, wenn jemand den Missbrauch als satanisch-rituellen Missbrauch begeht oder wenn er dermaßen lange und schwer sexuell sündigt, dass er tatsächlich besessen wird.

Zwang durch Dämonen oder die Irrtümer des Quietismus

Die Ansicht aber, das Dämonen jemanden zu sexuellen Handlungen zwingen, ist schlichtweg häretisch und als solche wurde sie auch im Rahmen der Verurteilung des Quietismus verurteilt, die wir hier auszugsweise zitieren.. Die Heraushebung des Textes stammt von uns.

Innozenz XI.: Verurteilte Sätze des Miguel de Molinos 168 [DH 2241-2253]

41. Gott erlaubt und will, um uns zu demütigen und zur wahren Umgestaltung zu führen, daß bei einigen vollkommenen Seelen – auch nicht entrückten – der Dämon ihren Leibern Zwang antut und sie – auch im Wachen und ohne Verdunkelung des Geistes – fleischliche Handlungen begehen läßt, indem er die Hände und andere Glieder von jenen gegen ihren Willen physisch bewegt. Dasselbe gilt auch für andere Handlungen, die an sich sündig sind: in diesem Fall sind es keine Sünden, weil bei ihnen keine Zustimmung vorliegt. [DH2241]

42. Es kann den Fall geben, daß solche Zwänge zu fleischlichen Handlungen zur selben Zeit auf seiten zweier Personen auftreten, nämlich eines Mannes und einer Frau, und seitens beider der Akt folgt. [DH 2242]

43. Gott machte in vergangenen Zeiten Heilige mit Hilfe der Tyrannen; jetzt aber macht er diese Heiligen mit Hilfe der Dämonen, indem er dadurch, daß er in ihnen die eben erwähnten Zwänge verursacht, bewirkt, daß jene sich selbst noch mehr verachten und vernichten und sich Gott ergeben. [DH 2243]

45. Der heilige Paulus erlitt den Zwang dieses Dämons an seinem Leib; daher schrieb er: »Nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Böse, das ich nicht will, das mache ich« [Röm 7,19]. [DH 2245]

47. Wenn solche Zwänge kommen, soll man den Satan gewähren lassen, ohne irgendeine Mühe oder eine eigene Anstrengung aufzuwenden; vielmehr soll der Mensch in seinem Nichts verbleiben; und auch wenn Pollutionen und unzüchtige Handlungen mit eigenen Händen und sogar noch schlimmere Dinge folgen, ist es nicht nötig, sich zu beunruhigen, sondern Ängste, Zweifel und Befürchtungen sind über Bord zu werfen; denn die Seele wird erleuchteter, gestärkter und glänzender, und es wird die heilige Freiheit erlangt; und vor allem ist es nicht nötig, dies zu beichten, und am heiligsten handelt man, wenn man hesi nicht beichtet; denn auf diese Weise besiegt man den Dämon und erwirbt einen Schatz des Friedens. [DH 2247]

Wahnsinn! Ob Pater Rupnik SJ wohl diesen Unsinn seinen Nonnen verzapfte? Daher der Grundsatz: “ein Denzinger in jedem Haushalt” und Abends laut vorlesen. Wie wir sehen und DSDZ seit Jahren schreibt:

  • falsche Theoologie führt zur falschen Mystik,
  • falsche Mystik führt zum sexuellen Missbrauch,
  • sexueller Missbrauch führt ins Gefängnis.

48. Der Satan, der solchen Zwang einflößt, redet hernach zu, es handle sich um schwere Vergehen, damit die Seele sich beunruhige und künftig nicht mehr auf dem inneren Weg fortschreite; daher ist es, um seine >des Satans< Kräfte zu schwächen, besser, dies nicht zu beichten, weil es keine Sünden sind, und zwar nicht einmal verzeihliche. [DH 2248}

Und so beruhigt man sein Gewissen, wieder einmal “keine Sünde”. Uff.

49. Zur selben Zeit, da Ijob reine Gebete vor Gott brachte, befleckte er sich infolge des Zwangs des Dämons mit eigenen Händen, wenn man die Stelle aus dem 16. Kapitel Ijob so auslegt [vgl. Ijob 16,18]. [DH 2249]

52. Wenn solche Zwänge – auch unreine – ohne Verdunkelung des Geistes geschehen, dann kann sich die Seele mit Gott vereinen und vereint sich tatsächlich immer mehr [DH 2252]

Wir sind alle erwachsen und wissen, welche Handlungen hier gemeint sind. Die Kirche hat also ausdrücklich die o.a. Meinungen verurteilt, dass sexuelle Sünden aufgrund eines dämonischen Zwanges stattfinden können. Sie finden immer nur aufgrund des freien Willens statt, der das Verkehrte wählt.

Innozenz XI.: Entwurf für eine Instr. des Hl. Offiziums: Quietismus (1682)

12. Völlig gottlos und der christlichen Reinheit unwürdig ist es zu behaupten, man brauche den Versuchungen nicht zu widerstehen, und den Kontemplativen würden die Sünden nicht zugerechnet, die von ihnen, solange sie in der Kontemplation weilen, begangen werden, in der falschen Meinung, daß dann nicht die Kontemplativen selbst, sondern der Teufel durch ihre Glieder solches wirke. […] [DH 2192}

Besonders gottlos und pervers ist die Ansicht, dass diese Handlungen einen höheren mystischen Zustand auszeichnen, siehe Rupnik und Co., wo sie nicht mehr sündhaft, schädlich, sondern heilig und erbauend sind.

Wie wir sehen, gibt es nichts Neues unter der Sonne und es ist ersichtlich, dass Miguel de Molinos (1628-1696) gleichermaßen wegen Unsittlichkeit wie wegen Häresie eingekerkert wurde. Wenn man nämlich solche Ansichten hegt, dann nur deswegen, um sein eigenes Handeln damit zu rechtfertigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass aus der katholischen Sicht die Behauptung, dass sexueller Missbrauch oder Kinderpornographie bei Priestern auf dämonische Zwänge zurückzuführen ist, unhaltbar ist. Es ist der freie Wille dieser Priester, der trotz der verliehenen Gnaden das Gute verwirft und das Böse wählen. Wir sollen also die Augen offenhalten, richten und uns kein X für ein U vormachen lassen, insbesondere nicht von Priestern.


[1] Diekamp-Jüssen, Katholische Dogmatik, Will 2012, 820.

[2] Poulain, A., The Graces of Interior Prayer. A Treatise on Mystical Theology, Part V. The Trials that are sent to contemplatives, § 6. Diabolic possession, Westminster 1944, 428-436.

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